keit, eine beständige Verwechselung der Wappengegenstände mit Sym- bolen und Emblemen anzutreffen, die von Hause aus etwas ganz an- deres sind; hier dagegen sind alte Wappen sammt Helmzierden und Zu- thaten echt heraldisch und mittelalterlich gehandhabt. Leider hat eine neuere Restauration Einiges im Styl von Theaterdecorationen hinzugefügt.
Besonders edel und glücklich ist die Fensterbildung am Palazzoa del Commune zu Perugia, wo je 3 oder 4 durch Säulchen ge- trennte Fenster zusammen in ein gutprofilirtes Quadrat eingerahmt sind. Diese Fenster sind, wie auch das prachtvolle Portal, als Ein- zelschmuck nicht sehr regelmässig in die durchaus glatte Quaderfronte eingesetzt und so der Anspruch auf organische, strenge Gesammt- composition ganz geflissentlich vermieden. Zwei Consolenfriese und oben ein Bogenfries sind die einzigen durchgehenden Glieder.
Weiter nach Süden besitzt Viterbo ein artiges gothisches Pa-b lästchen (wenn ich nicht irre, das Vescovato) in der Nähe des Domes. Die Brunnen, wofür diese Stadt namhaft ist (Fontana grandec 1206--1279 etc.), sind wie die meisten italienischen Brunnen des Mittelalters, Breitbauten, während in der nordischen Gothik auch der Brunnen ein Stück Kirchenbau, und zwar ein Abbild des Kirchthurms darstellen muss. Der schönste italienische Brunnen dieser Zeit ist derd dreischalige zu Perugia, den wir bei Anlass der Sculptur wieder er- wähnen müssen. (Die Brunnen von Siena verlangten als grosse Was- serbehälter einer Bergstadt jene besondere Form.)
Von den gothischen Profanbauten der Mark Ancona und der Ro- magna von Bologna abwärts bedaure ich keine Rechenschaft geben zu können. In Ancona ist, wenn ich mich recht erinnere, die Börsee ein stattlicher Backsteinbau dieser Zeit. In Ravenna nichts von Be- lang. Rimini soll Mehreres enthalten.
Rom besitzt mit Ausnahme der Minerva und einiger Flickbauten an ältern Kirchen überhaupt nichts von germanischem Styl; Neapel wenigstens keinen Profanbau von höherer künstlerischer Bedeutung. Dergleichen Gebäude reichen in der Regel so weit damals ein freies municipales Leben reichte.
B. Cicerone. 11
Perugia. Viterbo etc.
keit, eine beständige Verwechselung der Wappengegenstände mit Sym- bolen und Emblemen anzutreffen, die von Hause aus etwas ganz an- deres sind; hier dagegen sind alte Wappen sammt Helmzierden und Zu- thaten echt heraldisch und mittelalterlich gehandhabt. Leider hat eine neuere Restauration Einiges im Styl von Theaterdecorationen hinzugefügt.
Besonders edel und glücklich ist die Fensterbildung am Palazzoa del Commune zu Perugia, wo je 3 oder 4 durch Säulchen ge- trennte Fenster zusammen in ein gutprofilirtes Quadrat eingerahmt sind. Diese Fenster sind, wie auch das prachtvolle Portal, als Ein- zelschmuck nicht sehr regelmässig in die durchaus glatte Quaderfronte eingesetzt und so der Anspruch auf organische, strenge Gesammt- composition ganz geflissentlich vermieden. Zwei Consolenfriese und oben ein Bogenfries sind die einzigen durchgehenden Glieder.
Weiter nach Süden besitzt Viterbo ein artiges gothisches Pa-b lästchen (wenn ich nicht irre, das Vescovato) in der Nähe des Domes. Die Brunnen, wofür diese Stadt namhaft ist (Fontana grandec 1206—1279 etc.), sind wie die meisten italienischen Brunnen des Mittelalters, Breitbauten, während in der nordischen Gothik auch der Brunnen ein Stück Kirchenbau, und zwar ein Abbild des Kirchthurms darstellen muss. Der schönste italienische Brunnen dieser Zeit ist derd dreischalige zu Perugia, den wir bei Anlass der Sculptur wieder er- wähnen müssen. (Die Brunnen von Siena verlangten als grosse Was- serbehälter einer Bergstadt jene besondere Form.)
Von den gothischen Profanbauten der Mark Ancona und der Ro- magna von Bologna abwärts bedaure ich keine Rechenschaft geben zu können. In Ancona ist, wenn ich mich recht erinnere, die Börsee ein stattlicher Backsteinbau dieser Zeit. In Ravenna nichts von Be- lang. Rimini soll Mehreres enthalten.
Rom besitzt mit Ausnahme der Minerva und einiger Flickbauten an ältern Kirchen überhaupt nichts von germanischem Styl; Neapel wenigstens keinen Profanbau von höherer künstlerischer Bedeutung. Dergleichen Gebäude reichen in der Regel so weit damals ein freies municipales Leben reichte.
B. Cicerone. 11
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Perugia. Viterbo etc.
keit, eine beständige Verwechselung der Wappengegenstände mit Sym-
bolen und Emblemen anzutreffen, die von Hause aus etwas ganz an-
deres sind; hier dagegen sind alte Wappen sammt Helmzierden und Zu-
thaten echt heraldisch und mittelalterlich gehandhabt. Leider hat eine
neuere Restauration Einiges im Styl von Theaterdecorationen hinzugefügt.
Besonders edel und glücklich ist die Fensterbildung am Palazzo
del Commune zu Perugia, wo je 3 oder 4 durch Säulchen ge-
trennte Fenster zusammen in ein gutprofilirtes Quadrat eingerahmt
sind. Diese Fenster sind, wie auch das prachtvolle Portal, als Ein-
zelschmuck nicht sehr regelmässig in die durchaus glatte Quaderfronte
eingesetzt und so der Anspruch auf organische, strenge Gesammt-
composition ganz geflissentlich vermieden. Zwei Consolenfriese und
oben ein Bogenfries sind die einzigen durchgehenden Glieder.
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Weiter nach Süden besitzt Viterbo ein artiges gothisches Pa-
lästchen (wenn ich nicht irre, das Vescovato) in der Nähe des Domes.
Die Brunnen, wofür diese Stadt namhaft ist (Fontana grande
1206—1279 etc.), sind wie die meisten italienischen Brunnen des
Mittelalters, Breitbauten, während in der nordischen Gothik auch der
Brunnen ein Stück Kirchenbau, und zwar ein Abbild des Kirchthurms
darstellen muss. Der schönste italienische Brunnen dieser Zeit ist der
dreischalige zu Perugia, den wir bei Anlass der Sculptur wieder er-
wähnen müssen. (Die Brunnen von Siena verlangten als grosse Was-
serbehälter einer Bergstadt jene besondere Form.)
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Von den gothischen Profanbauten der Mark Ancona und der Ro-
magna von Bologna abwärts bedaure ich keine Rechenschaft geben
zu können. In Ancona ist, wenn ich mich recht erinnere, die Börse
ein stattlicher Backsteinbau dieser Zeit. In Ravenna nichts von Be-
lang. Rimini soll Mehreres enthalten.
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Rom besitzt mit Ausnahme der Minerva und einiger Flickbauten
an ältern Kirchen überhaupt nichts von germanischem Styl; Neapel
wenigstens keinen Profanbau von höherer künstlerischer Bedeutung.
Dergleichen Gebäude reichen in der Regel so weit damals ein freies
municipales Leben reichte.
B. Cicerone. 11
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/183>, abgerufen am 04.12.2024.
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