adatus, nach 1300) und im Lateran (gegen 1370) 1). Die mosaicirten Thürmchen, die südlich flachen Giebel u. s. w. sind nichts als Bastard- formen, aber die sichere und delicate Behandlung des Einzelnen, das prächtige Material, der monumentale Sinn und die Liebe, womit das Ganze vollendet ist, geben diesen Werken einen bedeutenden Werth. -- Viel lebendiger gothisch und in plastischer Beziehung rei- cher durchgeführt (gewundene Säulen mit Blattwerk in den Rinnen etc.) berscheint der erzbischöfliche Thron im Dom von Neapel, der vielleicht ursprünglich auch als Altartabernakel diente.
In Oberitalien beginnt schon statt des frei und vierseitig com- ponirten Altartabernakels hie und da der nordische Altarschrein, d. h. eine Wand mit einfacher, doppelter oder dreifacher Nischenreihe für (meist hölzerne) Statuetten und mit geschnitzten Pyramiden als Abschluss; das Ganze bemalt und vergoldet. In einzelnen Fällen kamen solche Altäre sogar fertig aus dem Norden. Natürlich hat die spätere Zeit mit ihren vermeintlich so viel effectreichern grossen Altar- gemälden und Marmorgruppen diese bescheidenern Arbeiten grossen- theils von den Altären verdrängt; man muss zufrieden sein, wenn sie cüberhaupt noch vorhanden sind. Im Dom von Piacenza ist z. B. ein prächtiger ehemaliger Altaraufsatz über dem Hauptportal angebracht. dEin anderer in S. Petronio zu Bologna. (4. Cap. links.)
An den berühmtern Kanzeln dieser Zeit ist das Architektoni- sche in der Regel der Sculptur untergeordnet, ebenso an den Pracht- gräbern von Heiligen.
Die übrigen Grabmäler, als einer der ersten Anlässe zur Ent- wicklung einer neuen Sculptur hochbedeutend, sind in der baulichen Anordnung höchst verschieden. Gemeinsam ist ihnen ein Hauptmotiv, welches in neuern Grabdenkmälern meist ganz übergangen wird, nämlich der Sarcophag. Um und an diesen setzt sich der ganze übrige Schmuck in vielen Variationen an, während im Norden die Grabplatte -- gleichviel ob liegend oder stehend -- die Grundform bleibt, weil auch Bischöfe und Fürsten insgemein in die Erde gesenkt wurden. Die älteste Weise, den Sarcophag monumental bedeutend
1) Ausser demjenigen in der Kirche die Reste eines ältern im Klosterhof, von dem genannten Adeodatus.
Gothische Decoration. Altäre. Grabmäler.
adatus, nach 1300) und im Lateran (gegen 1370) 1). Die mosaicirten Thürmchen, die südlich flachen Giebel u. s. w. sind nichts als Bastard- formen, aber die sichere und delicate Behandlung des Einzelnen, das prächtige Material, der monumentale Sinn und die Liebe, womit das Ganze vollendet ist, geben diesen Werken einen bedeutenden Werth. — Viel lebendiger gothisch und in plastischer Beziehung rei- cher durchgeführt (gewundene Säulen mit Blattwerk in den Rinnen etc.) berscheint der erzbischöfliche Thron im Dom von Neapel, der vielleicht ursprünglich auch als Altartabernakel diente.
In Oberitalien beginnt schon statt des frei und vierseitig com- ponirten Altartabernakels hie und da der nordische Altarschrein, d. h. eine Wand mit einfacher, doppelter oder dreifacher Nischenreihe für (meist hölzerne) Statuetten und mit geschnitzten Pyramiden als Abschluss; das Ganze bemalt und vergoldet. In einzelnen Fällen kamen solche Altäre sogar fertig aus dem Norden. Natürlich hat die spätere Zeit mit ihren vermeintlich so viel effectreichern grossen Altar- gemälden und Marmorgruppen diese bescheidenern Arbeiten grossen- theils von den Altären verdrängt; man muss zufrieden sein, wenn sie cüberhaupt noch vorhanden sind. Im Dom von Piacenza ist z. B. ein prächtiger ehemaliger Altaraufsatz über dem Hauptportal angebracht. dEin anderer in S. Petronio zu Bologna. (4. Cap. links.)
An den berühmtern Kanzeln dieser Zeit ist das Architektoni- sche in der Regel der Sculptur untergeordnet, ebenso an den Pracht- gräbern von Heiligen.
Die übrigen Grabmäler, als einer der ersten Anlässe zur Ent- wicklung einer neuen Sculptur hochbedeutend, sind in der baulichen Anordnung höchst verschieden. Gemeinsam ist ihnen ein Hauptmotiv, welches in neuern Grabdenkmälern meist ganz übergangen wird, nämlich der Sarcophag. Um und an diesen setzt sich der ganze übrige Schmuck in vielen Variationen an, während im Norden die Grabplatte — gleichviel ob liegend oder stehend — die Grundform bleibt, weil auch Bischöfe und Fürsten insgemein in die Erde gesenkt wurden. Die älteste Weise, den Sarcophag monumental bedeutend
1) Ausser demjenigen in der Kirche die Reste eines ältern im Klosterhof, von dem genannten Adeodatus.
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Gothische Decoration. Altäre. Grabmäler.
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das prächtige Material, der monumentale Sinn und die Liebe, womit
das Ganze vollendet ist, geben diesen Werken einen bedeutenden
Werth. — Viel lebendiger gothisch und in plastischer Beziehung rei-
cher durchgeführt (gewundene Säulen mit Blattwerk in den Rinnen etc.)
erscheint der erzbischöfliche Thron im Dom von Neapel, der vielleicht
ursprünglich auch als Altartabernakel diente.
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In Oberitalien beginnt schon statt des frei und vierseitig com-
ponirten Altartabernakels hie und da der nordische Altarschrein,
d. h. eine Wand mit einfacher, doppelter oder dreifacher Nischenreihe
für (meist hölzerne) Statuetten und mit geschnitzten Pyramiden als
Abschluss; das Ganze bemalt und vergoldet. In einzelnen Fällen
kamen solche Altäre sogar fertig aus dem Norden. Natürlich hat die
spätere Zeit mit ihren vermeintlich so viel effectreichern grossen Altar-
gemälden und Marmorgruppen diese bescheidenern Arbeiten grossen-
theils von den Altären verdrängt; man muss zufrieden sein, wenn sie
überhaupt noch vorhanden sind. Im Dom von Piacenza ist z. B. ein
prächtiger ehemaliger Altaraufsatz über dem Hauptportal angebracht.
Ein anderer in S. Petronio zu Bologna. (4. Cap. links.)
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d
An den berühmtern Kanzeln dieser Zeit ist das Architektoni-
sche in der Regel der Sculptur untergeordnet, ebenso an den Pracht-
gräbern von Heiligen.
Die übrigen Grabmäler, als einer der ersten Anlässe zur Ent-
wicklung einer neuen Sculptur hochbedeutend, sind in der baulichen
Anordnung höchst verschieden. Gemeinsam ist ihnen ein Hauptmotiv,
welches in neuern Grabdenkmälern meist ganz übergangen wird,
nämlich der Sarcophag. Um und an diesen setzt sich der ganze
übrige Schmuck in vielen Variationen an, während im Norden die
Grabplatte — gleichviel ob liegend oder stehend — die Grundform
bleibt, weil auch Bischöfe und Fürsten insgemein in die Erde gesenkt
wurden. Die älteste Weise, den Sarcophag monumental bedeutend
1) Ausser demjenigen in der Kirche die Reste eines ältern im Klosterhof, von
dem genannten Adeodatus.
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/186>, abgerufen am 04.12.2024.
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