man oben statt der Säulen hie und da kleine Pilaster mit dazwischen- gesetzten Bogen. Aussen wird auch wohl durch viereckige Fenster (statt halbrunder) der eindringenden Classicität ein Zugeständniss ge- macht. -- Wir zählen einige bezeichnende Beispiele aus dem XV. und XVI. Jahrhundert auf.
a
Pal. Fava, N. 590, sehr schön; im Hof auch ein offener Ver- bindungsgang auf reichen Consolen. -- Ähnlich das Haus N. 1060. -- Das phantastisch schöne kleine Eckhaus N. 496 Via delle Grade. -- bDer Pal. Bevilacqua, eins der wenigen Gebäude dieser Zeit, welche unten keine Halle, sondern eine ganze und zwar steinerne Fassade haben, deren Quadern denn auch mit ganz besonderm Nach- druck behandelt, nämlich jeder einzeln verziert sind; auch alle übrigen Details sehr reich, das Gesimse eines der wirksamsten. Der Hof, mit Ausnahme der Säulen ganz von Backstein, ist der schönste dieses Styles. Man hat auf verschiedene Baumeister gerathen; wenn aber cder reiche Porticus an S. Giacomo (um 1483) urkundlich von Gas- pero Nadi erbaut ist, so wird man ihm wenigstens auch den Hof von Pal. Bevilacqua zuschreiben dürfen, der in der Zierweise mit djenem Porticus fast völlig übereinstimmt. -- Der Pal. del Podesta (1485, von Fioravanti) sieht dem Werk einer unreifen Begeisterung für Pal. Bevilacqua ähnlich; das zahme obere Stockwerk passt nicht zu den facettirten und geblümten Quadern und den derben Halbsäulen der Pfeiler des Erdgeschosses. (Der rechts davon gelegene Portico ede' Banchi rührt in seiner jetzigen Gestalt erst von Vignola her, der auf eine sehr geschickte Weise eine Menge kleiner Räume und Fensteröffnungen einer neuen grossartigen Haupteintheilung zu sub- ordiniren wusste.) --
f
Der Platz vor S. Stefano ist fast mit lauter Gebäuden dieser Gattung umgeben; darunter N. 94, neben Pal. Isolani, noch halb- gothisch (oben eine Art Bogenfries mit Köpfchen ausgefüllt); beson- ders artig N. 80.
g
Der zierliche Palast auf dem Platz der beiden schiefen Thürme (eigentl. Pal. dell' arte degli Stracciaiuoli) mit dem Datum 1496, soll von Niemand anders als von Francesco Francia entworfen sein. Wenn man in den mehr decorativ als architektonisch gehandhabten Formen den "Goldschmied" wieder erkennen will, so haben wir nichts
Frührenaissance. Bologna. Paläste.
man oben statt der Säulen hie und da kleine Pilaster mit dazwischen- gesetzten Bogen. Aussen wird auch wohl durch viereckige Fenster (statt halbrunder) der eindringenden Classicität ein Zugeständniss ge- macht. — Wir zählen einige bezeichnende Beispiele aus dem XV. und XVI. Jahrhundert auf.
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Pal. Fava, N. 590, sehr schön; im Hof auch ein offener Ver- bindungsgang auf reichen Consolen. — Ähnlich das Haus N. 1060. — Das phantastisch schöne kleine Eckhaus N. 496 Via delle Grade. — bDer Pal. Bevilacqua, eins der wenigen Gebäude dieser Zeit, welche unten keine Halle, sondern eine ganze und zwar steinerne Fassade haben, deren Quadern denn auch mit ganz besonderm Nach- druck behandelt, nämlich jeder einzeln verziert sind; auch alle übrigen Details sehr reich, das Gesimse eines der wirksamsten. Der Hof, mit Ausnahme der Säulen ganz von Backstein, ist der schönste dieses Styles. Man hat auf verschiedene Baumeister gerathen; wenn aber cder reiche Porticus an S. Giacomo (um 1483) urkundlich von Gas- pero Nadi erbaut ist, so wird man ihm wenigstens auch den Hof von Pal. Bevilacqua zuschreiben dürfen, der in der Zierweise mit djenem Porticus fast völlig übereinstimmt. — Der Pal. del Podesta (1485, von Fioravanti) sieht dem Werk einer unreifen Begeisterung für Pal. Bevilacqua ähnlich; das zahme obere Stockwerk passt nicht zu den facettirten und geblümten Quadern und den derben Halbsäulen der Pfeiler des Erdgeschosses. (Der rechts davon gelegene Portico ede’ Banchi rührt in seiner jetzigen Gestalt erst von Vignola her, der auf eine sehr geschickte Weise eine Menge kleiner Räume und Fensteröffnungen einer neuen grossartigen Haupteintheilung zu sub- ordiniren wusste.) —
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Der Platz vor S. Stefano ist fast mit lauter Gebäuden dieser Gattung umgeben; darunter N. 94, neben Pal. Isolani, noch halb- gothisch (oben eine Art Bogenfries mit Köpfchen ausgefüllt); beson- ders artig N. 80.
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Der zierliche Palast auf dem Platz der beiden schiefen Thürme (eigentl. Pal. dell’ arte degli Stracciaiuoli) mit dem Datum 1496, soll von Niemand anders als von Francesco Francia entworfen sein. Wenn man in den mehr decorativ als architektonisch gehandhabten Formen den „Goldschmied“ wieder erkennen will, so haben wir nichts
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Frührenaissance. Bologna. Paläste.
man oben statt der Säulen hie und da kleine Pilaster mit dazwischen-
gesetzten Bogen. Aussen wird auch wohl durch viereckige Fenster
(statt halbrunder) der eindringenden Classicität ein Zugeständniss ge-
macht. — Wir zählen einige bezeichnende Beispiele aus dem XV. und
XVI. Jahrhundert auf.
Pal. Fava, N. 590, sehr schön; im Hof auch ein offener Ver-
bindungsgang auf reichen Consolen. — Ähnlich das Haus N. 1060. —
Das phantastisch schöne kleine Eckhaus N. 496 Via delle Grade. —
Der Pal. Bevilacqua, eins der wenigen Gebäude dieser Zeit,
welche unten keine Halle, sondern eine ganze und zwar steinerne
Fassade haben, deren Quadern denn auch mit ganz besonderm Nach-
druck behandelt, nämlich jeder einzeln verziert sind; auch alle übrigen
Details sehr reich, das Gesimse eines der wirksamsten. Der Hof, mit
Ausnahme der Säulen ganz von Backstein, ist der schönste dieses
Styles. Man hat auf verschiedene Baumeister gerathen; wenn aber
der reiche Porticus an S. Giacomo (um 1483) urkundlich von Gas-
pero Nadi erbaut ist, so wird man ihm wenigstens auch den Hof
von Pal. Bevilacqua zuschreiben dürfen, der in der Zierweise mit
jenem Porticus fast völlig übereinstimmt. — Der Pal. del Podesta
(1485, von Fioravanti) sieht dem Werk einer unreifen Begeisterung
für Pal. Bevilacqua ähnlich; das zahme obere Stockwerk passt nicht
zu den facettirten und geblümten Quadern und den derben Halbsäulen
der Pfeiler des Erdgeschosses. (Der rechts davon gelegene Portico
de’ Banchi rührt in seiner jetzigen Gestalt erst von Vignola her,
der auf eine sehr geschickte Weise eine Menge kleiner Räume und
Fensteröffnungen einer neuen grossartigen Haupteintheilung zu sub-
ordiniren wusste.) —
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Der Platz vor S. Stefano ist fast mit lauter Gebäuden dieser
Gattung umgeben; darunter N. 94, neben Pal. Isolani, noch halb-
gothisch (oben eine Art Bogenfries mit Köpfchen ausgefüllt); beson-
ders artig N. 80.
Der zierliche Palast auf dem Platz der beiden schiefen Thürme
(eigentl. Pal. dell’ arte degli Stracciaiuoli) mit dem Datum 1496, soll
von Niemand anders als von Francesco Francia entworfen sein.
Wenn man in den mehr decorativ als architektonisch gehandhabten
Formen den „Goldschmied“ wieder erkennen will, so haben wir nichts
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/230>, abgerufen am 04.12.2024.
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