aArt; -- in S. Lorenzo, 4. Capelle rechts, der Altar Rocchi, ausge- zeichnet durch höchst delicate und schwungvolle Ornamente; -- An- bderes in S. Domenico maggiore, 7. Capelle links (Altar von Nola) u. a. a. O. --
In den neapolitanischen Grabmälern verewigt sich eine krie- gerische Aristocratie, wie in den römischen vorzugsweise eine hohe Priesterschaft; der Bildhauer durfte eher von dem altüblichen Motiv eines mit gefalteten Händen auf dem Sarcophag liegenden Todten ab- gehen und den Verstorbenen in der Haltung des Lebens darstellen, wobei auch die decorative Anordnung des Ganzen eine sehr ver- schiedenartige wurde.
Den florentinischen Typus trägt sehr deutlich das dem Antonio cRosellino zugeschriebene Grabmal der Maria d'Aragona (1470) in der Kirche Monte Oliveto (Capelle Piccolomini, links vom Eingang). dSelbst von Donatello will Neapel ein Grabmal besitzen, dasjenige des Bischofs Rinaldo Brancacci (+ 1427) in S. Angelo a Nilo; vielleicht dürfte sich die Theilnahme des berühmten Florentiners an diesem Werke doch nur auf Einzelnes, etwa auf die beiden obern Engelkinder beschränken; die Anordnung des Ganzen ist eher neapolitanisch und bildet den Übergang von den Masuccio's zur neuern Art. -- Als rit- eterliches Grab bezeichnet denselben Übergang dasjenige des Sergianni Caracciolo in der Chorcapelle von S. Giovanni a Carbonara.
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Ornamentistisch besonders werthvoll: im rechten Querschiff von S. Maria la nuova, das Grab des Galeazzo Sanseverino (+ 1477); -- gin S. Domenico magg. u. A. die Gräber in der Capelle del Crocefisso, hnamentlich die zweite Gruftcapelle links; im rechten Querschiff der- selben Kirche das Grab des Pandono (+ 1514); -- im Kreuzgang von iS. Lorenzo der Sarcophag des Pudericus u. A. m.; -- im Chor von kMonteoliveto besonders das Grab des Bischofs Vaxallus von Aversa, etc. -- Man begegnet durchschnittlich denselben theils hoch, theils flachgearbeiteten Arabesken, welche damals in ganz Italien herrschend waren, wie denn die ganze neapolitanische Renaissance wenig ganz eigenthümliches hat. Ich hätte darüber kurz sein dürfen, wenn diese Fragmente aus der Morgenfrühe der modernen Baukunst nicht gerade hier einen besondern Werth hätten. Das von massenhaften Barock- bauten ermüdete Auge sucht sie mit einer wahren Begier auf.
Renaissance-Decoration. Stein und Metall.
aArt; — in S. Lorenzo, 4. Capelle rechts, der Altar Rocchi, ausge- zeichnet durch höchst delicate und schwungvolle Ornamente; — An- bderes in S. Domenico maggiore, 7. Capelle links (Altar von Nola) u. a. a. O. —
In den neapolitanischen Grabmälern verewigt sich eine krie- gerische Aristocratie, wie in den römischen vorzugsweise eine hohe Priesterschaft; der Bildhauer durfte eher von dem altüblichen Motiv eines mit gefalteten Händen auf dem Sarcophag liegenden Todten ab- gehen und den Verstorbenen in der Haltung des Lebens darstellen, wobei auch die decorative Anordnung des Ganzen eine sehr ver- schiedenartige wurde.
Den florentinischen Typus trägt sehr deutlich das dem Antonio cRosellino zugeschriebene Grabmal der Maria d’Aragona (1470) in der Kirche Monte Oliveto (Capelle Piccolomini, links vom Eingang). dSelbst von Donatello will Neapel ein Grabmal besitzen, dasjenige des Bischofs Rinaldo Brancacci († 1427) in S. Angelo a Nilo; vielleicht dürfte sich die Theilnahme des berühmten Florentiners an diesem Werke doch nur auf Einzelnes, etwa auf die beiden obern Engelkinder beschränken; die Anordnung des Ganzen ist eher neapolitanisch und bildet den Übergang von den Masuccio’s zur neuern Art. — Als rit- eterliches Grab bezeichnet denselben Übergang dasjenige des Sergianni Caracciolo in der Chorcapelle von S. Giovanni a Carbonara.
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Ornamentistisch besonders werthvoll: im rechten Querschiff von S. Maria la nuova, das Grab des Galeazzo Sanseverino († 1477); — gin S. Domenico magg. u. A. die Gräber in der Capelle del Crocefisso, hnamentlich die zweite Gruftcapelle links; im rechten Querschiff der- selben Kirche das Grab des Pandono († 1514); — im Kreuzgang von iS. Lorenzo der Sarcophag des Pudericus u. A. m.; — im Chor von kMonteoliveto besonders das Grab des Bischofs Vaxallus von Aversa, etc. — Man begegnet durchschnittlich denselben theils hoch, theils flachgearbeiteten Arabesken, welche damals in ganz Italien herrschend waren, wie denn die ganze neapolitanische Renaissance wenig ganz eigenthümliches hat. Ich hätte darüber kurz sein dürfen, wenn diese Fragmente aus der Morgenfrühe der modernen Baukunst nicht gerade hier einen besondern Werth hätten. Das von massenhaften Barock- bauten ermüdete Auge sucht sie mit einer wahren Begier auf.
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Renaissance-Decoration. Stein und Metall.
Art; — in S. Lorenzo, 4. Capelle rechts, der Altar Rocchi, ausge-
zeichnet durch höchst delicate und schwungvolle Ornamente; — An-
deres in S. Domenico maggiore, 7. Capelle links (Altar von Nola)
u. a. a. O. —
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In den neapolitanischen Grabmälern verewigt sich eine krie-
gerische Aristocratie, wie in den römischen vorzugsweise eine hohe
Priesterschaft; der Bildhauer durfte eher von dem altüblichen Motiv
eines mit gefalteten Händen auf dem Sarcophag liegenden Todten ab-
gehen und den Verstorbenen in der Haltung des Lebens darstellen,
wobei auch die decorative Anordnung des Ganzen eine sehr ver-
schiedenartige wurde.
Den florentinischen Typus trägt sehr deutlich das dem Antonio
Rosellino zugeschriebene Grabmal der Maria d’Aragona (1470) in
der Kirche Monte Oliveto (Capelle Piccolomini, links vom Eingang).
Selbst von Donatello will Neapel ein Grabmal besitzen, dasjenige des
Bischofs Rinaldo Brancacci († 1427) in S. Angelo a Nilo; vielleicht
dürfte sich die Theilnahme des berühmten Florentiners an diesem
Werke doch nur auf Einzelnes, etwa auf die beiden obern Engelkinder
beschränken; die Anordnung des Ganzen ist eher neapolitanisch und
bildet den Übergang von den Masuccio’s zur neuern Art. — Als rit-
terliches Grab bezeichnet denselben Übergang dasjenige des Sergianni
Caracciolo in der Chorcapelle von S. Giovanni a Carbonara.
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Ornamentistisch besonders werthvoll: im rechten Querschiff von
S. Maria la nuova, das Grab des Galeazzo Sanseverino († 1477); —
in S. Domenico magg. u. A. die Gräber in der Capelle del Crocefisso,
namentlich die zweite Gruftcapelle links; im rechten Querschiff der-
selben Kirche das Grab des Pandono († 1514); — im Kreuzgang von
S. Lorenzo der Sarcophag des Pudericus u. A. m.; — im Chor von
Monteoliveto besonders das Grab des Bischofs Vaxallus von Aversa,
etc. — Man begegnet durchschnittlich denselben theils hoch, theils
flachgearbeiteten Arabesken, welche damals in ganz Italien herrschend
waren, wie denn die ganze neapolitanische Renaissance wenig ganz
eigenthümliches hat. Ich hätte darüber kurz sein dürfen, wenn diese
Fragmente aus der Morgenfrühe der modernen Baukunst nicht gerade
hier einen besondern Werth hätten. Das von massenhaften Barock-
bauten ermüdete Auge sucht sie mit einer wahren Begier auf.
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/268>, abgerufen am 05.12.2024.
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