Bild rechts in S. Sepolcro (eine heil. Familie von Girolamo Mazzola,)a wo sich auch eine der stattlichsten Barockdecken mit herabhängendem Zapfenwerk und gewaltigen Consolen befindet.
Von Thüren ist die mittlere des Domes vorzüglich schön, auchb die zu beiden Seiten und die etwas strengern des Battistero (in alter Form erneuert).
In Modena enthält der Domchor ein Stuhlwerk, welches demc des Domes von Parma ähnlich und von demselben Lendenari 1465 gefertigt ist.
Das umfangreiche Stuhlwerk im Dom von Ferrara (1498--1525)d ist in der Decoration flüchtig neben den bessern bolognesischen Ar- beiten; die Intarsien überdiess sehr verdorben. -- Ein ähnliches Stuhl- werk in S. Andrea daselbst.
In dem reichen Venedig, das die Bergamasken so nahe unter der Hand hatte, ist die in Rede stehende Gattung lange nicht so ver- treten, wie man erwarten sollte. Die Prachtliebe selbst verhinderte zum Theil das Aufkommen der Holzschnitzerei: statt manches Ge- täfels findet man eine Bekleidung mit kostbaren Marmorarten. Die Chorstühle der Kirchen aber sind grossentheils neuer.
Nicht sehr alt, aber doch noch halbgothisch sind diejenigen ine den Frari, 1468 von Marco da Vicenza geschnitzt; mit keckem durchbrochenem Laubwerk, hohen geschwungenen Giebeln und Spitz- thürmchen. Die Relief-Halbfiguren der Rücklehnen sind bedeutender als die darunter befindlichen Intarsien (bauliche Ansichten u. dgl.). -- Ganz in derselben Art, nur einfacher: das Stuhlwerk in einerf grossen Nebencapelle rechts an S. Zaccaria; dasjenige im Chor von S. Stefano.
Es folgt das Getäfel und Schrankwerk hinten in der Sacristei vong S. Marco, seit 1520 verfertigt von Antonio und Paolo da Man- tova, Vincenzo da Verona u. A., mit guten geschnitzten Ein- fassungen und grossen Intarsien; diese stellen unten das Innere der Schränke dar, oben Stadtansichten, die mit den Wunderthaten des S. Marcus staffirt sind, gute Compositionen in sorgfältiger Ausführung, doch mit Fra Damiano's Stuhlwerk nicht zu vergleichen. -- Schöne
Parma etc. Venedig.
Bild rechts in S. Sepolcro (eine heil. Familie von Girolamo Mazzola,)a wo sich auch eine der stattlichsten Barockdecken mit herabhängendem Zapfenwerk und gewaltigen Consolen befindet.
Von Thüren ist die mittlere des Domes vorzüglich schön, auchb die zu beiden Seiten und die etwas strengern des Battistero (in alter Form erneuert).
In Modena enthält der Domchor ein Stuhlwerk, welches demc des Domes von Parma ähnlich und von demselben Lendenari 1465 gefertigt ist.
Das umfangreiche Stuhlwerk im Dom von Ferrara (1498—1525)d ist in der Decoration flüchtig neben den bessern bolognesischen Ar- beiten; die Intarsien überdiess sehr verdorben. — Ein ähnliches Stuhl- werk in S. Andrea daselbst.
In dem reichen Venedig, das die Bergamasken so nahe unter der Hand hatte, ist die in Rede stehende Gattung lange nicht so ver- treten, wie man erwarten sollte. Die Prachtliebe selbst verhinderte zum Theil das Aufkommen der Holzschnitzerei: statt manches Ge- täfels findet man eine Bekleidung mit kostbaren Marmorarten. Die Chorstühle der Kirchen aber sind grossentheils neuer.
Nicht sehr alt, aber doch noch halbgothisch sind diejenigen ine den Frari, 1468 von Marco da Vicenza geschnitzt; mit keckem durchbrochenem Laubwerk, hohen geschwungenen Giebeln und Spitz- thürmchen. Die Relief-Halbfiguren der Rücklehnen sind bedeutender als die darunter befindlichen Intarsien (bauliche Ansichten u. dgl.). — Ganz in derselben Art, nur einfacher: das Stuhlwerk in einerf grossen Nebencapelle rechts an S. Zaccaria; dasjenige im Chor von S. Stefano.
Es folgt das Getäfel und Schrankwerk hinten in der Sacristei vong S. Marco, seit 1520 verfertigt von Antonio und Paolo da Man- tova, Vincenzo da Verona u. A., mit guten geschnitzten Ein- fassungen und grossen Intarsien; diese stellen unten das Innere der Schränke dar, oben Stadtansichten, die mit den Wunderthaten des S. Marcus staffirt sind, gute Compositionen in sorgfältiger Ausführung, doch mit Fra Damiano’s Stuhlwerk nicht zu vergleichen. — Schöne
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0291"n="269"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Parma etc. Venedig.</hi></fw><lb/>
Bild rechts in S. Sepolcro (eine heil. Familie von Girolamo Mazzola,)<noteplace="right">a</note><lb/>
wo sich auch eine der stattlichsten Barockdecken mit herabhängendem<lb/>
Zapfenwerk und gewaltigen Consolen befindet.</p><lb/><p>Von <hirendition="#g">Thüren</hi> ist die mittlere des Domes vorzüglich schön, auch<noteplace="right">b</note><lb/>
die zu beiden Seiten und die etwas strengern des Battistero (in alter<lb/>
Form erneuert).</p><lb/><p>In <hirendition="#g">Modena</hi> enthält der Domchor ein Stuhlwerk, welches dem<noteplace="right">c</note><lb/>
des Domes von Parma ähnlich und von demselben Lendenari 1465<lb/>
gefertigt ist.</p><lb/><p>Das umfangreiche Stuhlwerk im Dom von <hirendition="#g">Ferrara</hi> (1498—1525)<noteplace="right">d</note><lb/>
ist in der Decoration flüchtig neben den bessern bolognesischen Ar-<lb/>
beiten; die Intarsien überdiess sehr verdorben. — Ein ähnliches Stuhl-<lb/>
werk in S. Andrea daselbst.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>In dem reichen <hirendition="#g">Venedig</hi>, das die Bergamasken so nahe unter<lb/>
der Hand hatte, ist die in Rede stehende Gattung lange nicht so ver-<lb/>
treten, wie man erwarten sollte. Die Prachtliebe selbst verhinderte<lb/>
zum Theil das Aufkommen der Holzschnitzerei: statt manches Ge-<lb/>
täfels findet man eine Bekleidung mit kostbaren Marmorarten. Die<lb/>
Chorstühle der Kirchen aber sind grossentheils neuer.</p><lb/><p>Nicht sehr alt, aber doch noch halbgothisch sind diejenigen in<noteplace="right">e</note><lb/>
den Frari, 1468 von <hirendition="#g">Marco da Vicenza</hi> geschnitzt; mit keckem<lb/>
durchbrochenem Laubwerk, hohen geschwungenen Giebeln und Spitz-<lb/>
thürmchen. Die Relief-Halbfiguren der Rücklehnen sind bedeutender<lb/>
als die darunter befindlichen Intarsien (bauliche Ansichten u. dgl.).<lb/>— Ganz in derselben Art, nur einfacher: das Stuhlwerk in einer<noteplace="right">f</note><lb/>
grossen Nebencapelle rechts an S. Zaccaria; dasjenige im Chor von<lb/>
S. Stefano.</p><lb/><p>Es folgt das Getäfel und Schrankwerk hinten in der Sacristei von<noteplace="right">g</note><lb/>
S. Marco, seit 1520 verfertigt von <hirendition="#g">Antonio</hi> und <hirendition="#g">Paolo da Man-<lb/>
tova, Vincenzo da Verona</hi> u. A., mit guten geschnitzten Ein-<lb/>
fassungen und grossen Intarsien; diese stellen unten das Innere der<lb/>
Schränke dar, oben Stadtansichten, die mit den Wunderthaten des S.<lb/>
Marcus staffirt sind, gute Compositionen in sorgfältiger Ausführung,<lb/>
doch mit Fra Damiano’s Stuhlwerk nicht zu vergleichen. — Schöne<lb/></p></div></body></text></TEI>
[269/0291]
Parma etc. Venedig.
Bild rechts in S. Sepolcro (eine heil. Familie von Girolamo Mazzola,)
wo sich auch eine der stattlichsten Barockdecken mit herabhängendem
Zapfenwerk und gewaltigen Consolen befindet.
a
Von Thüren ist die mittlere des Domes vorzüglich schön, auch
die zu beiden Seiten und die etwas strengern des Battistero (in alter
Form erneuert).
b
In Modena enthält der Domchor ein Stuhlwerk, welches dem
des Domes von Parma ähnlich und von demselben Lendenari 1465
gefertigt ist.
c
Das umfangreiche Stuhlwerk im Dom von Ferrara (1498—1525)
ist in der Decoration flüchtig neben den bessern bolognesischen Ar-
beiten; die Intarsien überdiess sehr verdorben. — Ein ähnliches Stuhl-
werk in S. Andrea daselbst.
d
In dem reichen Venedig, das die Bergamasken so nahe unter
der Hand hatte, ist die in Rede stehende Gattung lange nicht so ver-
treten, wie man erwarten sollte. Die Prachtliebe selbst verhinderte
zum Theil das Aufkommen der Holzschnitzerei: statt manches Ge-
täfels findet man eine Bekleidung mit kostbaren Marmorarten. Die
Chorstühle der Kirchen aber sind grossentheils neuer.
Nicht sehr alt, aber doch noch halbgothisch sind diejenigen in
den Frari, 1468 von Marco da Vicenza geschnitzt; mit keckem
durchbrochenem Laubwerk, hohen geschwungenen Giebeln und Spitz-
thürmchen. Die Relief-Halbfiguren der Rücklehnen sind bedeutender
als die darunter befindlichen Intarsien (bauliche Ansichten u. dgl.).
— Ganz in derselben Art, nur einfacher: das Stuhlwerk in einer
grossen Nebencapelle rechts an S. Zaccaria; dasjenige im Chor von
S. Stefano.
e
f
Es folgt das Getäfel und Schrankwerk hinten in der Sacristei von
S. Marco, seit 1520 verfertigt von Antonio und Paolo da Man-
tova, Vincenzo da Verona u. A., mit guten geschnitzten Ein-
fassungen und grossen Intarsien; diese stellen unten das Innere der
Schränke dar, oben Stadtansichten, die mit den Wunderthaten des S.
Marcus staffirt sind, gute Compositionen in sorgfältiger Ausführung,
doch mit Fra Damiano’s Stuhlwerk nicht zu vergleichen. — Schöne
g
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/291>, abgerufen am 05.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.