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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

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Renaissance-Decoration. Holz. Prachtgeräthe.
adie Wandsitze vor dem Hochaltar und das Getäfel der rechten Wand
in der Sacristei, welche in der Holzarbeit nur schlicht, aber durch
die aufgemalten Landschaften des Caroto und Brusasorci merk-
würdig sind.

b

In Brescia enthält der Chor von S. Francesco ein noch halb-
gothisches Stuhlwerk, mit kalligraphisch zierlichen Intarsien, und einen
der prachtvollsten Gemälderahmen des ganzen Styles.

c

In Bergamo endlich ist wenigstens ein Prachtstück und zwar
des Fra Damiano selbst, erhalten: das hintere Stuhlwerk im Chor
von S. Maria maggiore, mit den geistvollsten Intarsien, bestehend aus
Puttenfriesen verschiedener Ordnung und sehr schönen historischen
Mittelfeldern. -- Das vordere Stuhlwerk desselben Chores, von den Brü-
dern Belli, ist etwas älter; der ringsum gehende Aufsatz bildet eine
leichte hölzerne Bogenhalle mit geschnitzten Akroterien (Meerwundern,
Candelabern etc.). Die Intarsien der Sitzrücken, welche kirchliche Ge-
räthe und Symbole zu Stillleben geordnet darstellen, könnten wiederum
von Fra Damiano sein.


Den Beschluss der plastischen Decoration machen die Schmuck-
sachen, Gefässe und Prachtgeräthe
hauptsächlich des XVI.
Jahrhunderts, deren Styl wesentlich durch einen weltbekannten Künst-
ler, den Florentiner Benvenuto Cellini (1500--1572) sein Ge-
präge erhielt.

Der einzige Ort, wo documentirte Sachen Benvenuto's in einiger
dAnzahl beisammen sind, der Tesoro des Pal. Pitti in Florenz, ist dem
Verfasser unzugänglich geblieben. Indess ergiebt sich ein Bild des
Styles aus den Vasen, Schalen u. a. Schmuckgegenständen, welche
e(nebst Neuerem) in den Uffizien, Abtheilung der "Gemme" aufgestellt
fsind; Einiges findet sich auch in der Galerie des Pal. Pitti (Durch-
ggang zu den hintern Zimmern); dann im Museum von Neapel (Abthei-
lung der Terracotten, zweiter Saal), so wie zerstreut a. a. O. Manches
von diesen Prachtgegenständen ist auch älter als Benvenuto oder sonst
von seiner Art unabhängig.

Renaissance-Decoration. Holz. Prachtgeräthe.
adie Wandsitze vor dem Hochaltar und das Getäfel der rechten Wand
in der Sacristei, welche in der Holzarbeit nur schlicht, aber durch
die aufgemalten Landschaften des Caroto und Brusasorci merk-
würdig sind.

b

In Brescia enthält der Chor von S. Francesco ein noch halb-
gothisches Stuhlwerk, mit kalligraphisch zierlichen Intarsien, und einen
der prachtvollsten Gemälderahmen des ganzen Styles.

c

In Bergamo endlich ist wenigstens ein Prachtstück und zwar
des Fra Damiano selbst, erhalten: das hintere Stuhlwerk im Chor
von S. Maria maggiore, mit den geistvollsten Intarsien, bestehend aus
Puttenfriesen verschiedener Ordnung und sehr schönen historischen
Mittelfeldern. — Das vordere Stuhlwerk desselben Chores, von den Brü-
dern Belli, ist etwas älter; der ringsum gehende Aufsatz bildet eine
leichte hölzerne Bogenhalle mit geschnitzten Akroterien (Meerwundern,
Candelabern etc.). Die Intarsien der Sitzrücken, welche kirchliche Ge-
räthe und Symbole zu Stillleben geordnet darstellen, könnten wiederum
von Fra Damiano sein.


Den Beschluss der plastischen Decoration machen die Schmuck-
sachen, Gefässe und Prachtgeräthe
hauptsächlich des XVI.
Jahrhunderts, deren Styl wesentlich durch einen weltbekannten Künst-
ler, den Florentiner Benvenuto Cellini (1500—1572) sein Ge-
präge erhielt.

Der einzige Ort, wo documentirte Sachen Benvenuto’s in einiger
dAnzahl beisammen sind, der Tesoro des Pal. Pitti in Florenz, ist dem
Verfasser unzugänglich geblieben. Indess ergiebt sich ein Bild des
Styles aus den Vasen, Schalen u. a. Schmuckgegenständen, welche
e(nebst Neuerem) in den Uffizien, Abtheilung der „Gemme“ aufgestellt
fsind; Einiges findet sich auch in der Galerie des Pal. Pitti (Durch-
ggang zu den hintern Zimmern); dann im Museum von Neapel (Abthei-
lung der Terracotten, zweiter Saal), so wie zerstreut a. a. O. Manches
von diesen Prachtgegenständen ist auch älter als Benvenuto oder sonst
von seiner Art unabhängig.

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[272/0294] Renaissance-Decoration. Holz. Prachtgeräthe. die Wandsitze vor dem Hochaltar und das Getäfel der rechten Wand in der Sacristei, welche in der Holzarbeit nur schlicht, aber durch die aufgemalten Landschaften des Caroto und Brusasorci merk- würdig sind. a In Brescia enthält der Chor von S. Francesco ein noch halb- gothisches Stuhlwerk, mit kalligraphisch zierlichen Intarsien, und einen der prachtvollsten Gemälderahmen des ganzen Styles. In Bergamo endlich ist wenigstens ein Prachtstück und zwar des Fra Damiano selbst, erhalten: das hintere Stuhlwerk im Chor von S. Maria maggiore, mit den geistvollsten Intarsien, bestehend aus Puttenfriesen verschiedener Ordnung und sehr schönen historischen Mittelfeldern. — Das vordere Stuhlwerk desselben Chores, von den Brü- dern Belli, ist etwas älter; der ringsum gehende Aufsatz bildet eine leichte hölzerne Bogenhalle mit geschnitzten Akroterien (Meerwundern, Candelabern etc.). Die Intarsien der Sitzrücken, welche kirchliche Ge- räthe und Symbole zu Stillleben geordnet darstellen, könnten wiederum von Fra Damiano sein. Den Beschluss der plastischen Decoration machen die Schmuck- sachen, Gefässe und Prachtgeräthe hauptsächlich des XVI. Jahrhunderts, deren Styl wesentlich durch einen weltbekannten Künst- ler, den Florentiner Benvenuto Cellini (1500—1572) sein Ge- präge erhielt. Der einzige Ort, wo documentirte Sachen Benvenuto’s in einiger Anzahl beisammen sind, der Tesoro des Pal. Pitti in Florenz, ist dem Verfasser unzugänglich geblieben. Indess ergiebt sich ein Bild des Styles aus den Vasen, Schalen u. a. Schmuckgegenständen, welche (nebst Neuerem) in den Uffizien, Abtheilung der „Gemme“ aufgestellt sind; Einiges findet sich auch in der Galerie des Pal. Pitti (Durch- gang zu den hintern Zimmern); dann im Museum von Neapel (Abthei- lung der Terracotten, zweiter Saal), so wie zerstreut a. a. O. Manches von diesen Prachtgegenständen ist auch älter als Benvenuto oder sonst von seiner Art unabhängig. d e f g

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/294>, abgerufen am 05.12.2024.