nen jene colossale Nische mit Halbkuppel, über welcher sich ein halb- runder Säulengang mit tempelartigen Schlussfronten hinzieht. Sie ist wohl factisch nur eine Schlussdecoration, allein sie könnte der feier- lichste Eingang zu einem neuen Bau sein. (Die Aussennischen des alten Roms, S. 56 Anm.) Am untern Ende des Hofes entspricht ihr ge- wissermassen eine nur unvollständig ausgeführte Exedra.
Endlich ist die schöne flache Wendeltreppe am Belvedere 1) nacha Bramante's Plan ausgeführt; in der Mitte auf einem Kreise von immer acht Säulen ruhend, die von den schwerern zu den leichtern Ordnun- gen übergehen.
Von dem grossen Tribunal- und Verwaltungsgebäude, welchesb Julius II durch Bramante wollte ausführen lassen, sind noch Anfänge von Mauern des Erdgeschosses an mehrern Häusern der Via Giulia sichtbar. Nach der sehr derben Rustica der gewaltigen Steinblöcke zu urtheilen, hätte der Palast einen wesentlich andern Charakter als alle bisher genannten erhalten.
Was Bramante für einen Antheil an dem jetzigen Bau von S. Peter hatte, wird bei Anlass Michelangelo's zu erörtern sein. -- Nur ein Kuppelbau ist in Rom nach seinem Plan ausgeführt: das runde Tem-c pelchen, welches im Klosterhof von S. Pietro in Montorio die Stelle der Kreuzigung Petri bezeichnet; ein schlanker Rundbau, unten mit dorischem Umgang und zwölf kleinern Nischen, innen mit vier grössern und mit dorischen Pilastern; das Obergeschoss innen und aussen einfach, die Kuppel als Halbkugel; zu unterst eine Crypta. Allein die Absicht Bramante's wird erst vollständig klar, wenn man weiss, dass rings um dieses schöne Gebäude nur ein schmaler freier Raum und dann ein runder Porticus von viel grössern Säulen beab- sichtigt war; die vier abgeschnittenen Ecken hätten dann vier Capel- len gebildet. Der Meister wollte also sein Tempietto aus einer be- stimmten Nähe, in einer bestimmten Verschiebung, eingefasst (für das Auge) durch Säulen und Gebälk seines Porticus betrachtet wissen. Es wäre somit das erste Denkmal eines ganz durchgeführten per- spectivischen Raffinements. -- Auch das Nischenwerk ist hier von
1) Der eine Eingang, den man sich an den Tagen des nichtöffentlichen Besu- ches kann öffnen lassen, ist in der Nähe des Meleager.
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Vatican. S. Pietro in Montorio.
nen jene colossale Nische mit Halbkuppel, über welcher sich ein halb- runder Säulengang mit tempelartigen Schlussfronten hinzieht. Sie ist wohl factisch nur eine Schlussdecoration, allein sie könnte der feier- lichste Eingang zu einem neuen Bau sein. (Die Aussennischen des alten Roms, S. 56 Anm.) Am untern Ende des Hofes entspricht ihr ge- wissermassen eine nur unvollständig ausgeführte Exedra.
Endlich ist die schöne flache Wendeltreppe am Belvedere 1) nacha Bramante’s Plan ausgeführt; in der Mitte auf einem Kreise von immer acht Säulen ruhend, die von den schwerern zu den leichtern Ordnun- gen übergehen.
Von dem grossen Tribunal- und Verwaltungsgebäude, welchesb Julius II durch Bramante wollte ausführen lassen, sind noch Anfänge von Mauern des Erdgeschosses an mehrern Häusern der Via Giulia sichtbar. Nach der sehr derben Rustica der gewaltigen Steinblöcke zu urtheilen, hätte der Palast einen wesentlich andern Charakter als alle bisher genannten erhalten.
Was Bramante für einen Antheil an dem jetzigen Bau von S. Peter hatte, wird bei Anlass Michelangelo’s zu erörtern sein. — Nur ein Kuppelbau ist in Rom nach seinem Plan ausgeführt: das runde Tem-c pelchen, welches im Klosterhof von S. Pietro in Montorio die Stelle der Kreuzigung Petri bezeichnet; ein schlanker Rundbau, unten mit dorischem Umgang und zwölf kleinern Nischen, innen mit vier grössern und mit dorischen Pilastern; das Obergeschoss innen und aussen einfach, die Kuppel als Halbkugel; zu unterst eine Crypta. Allein die Absicht Bramante’s wird erst vollständig klar, wenn man weiss, dass rings um dieses schöne Gebäude nur ein schmaler freier Raum und dann ein runder Porticus von viel grössern Säulen beab- sichtigt war; die vier abgeschnittenen Ecken hätten dann vier Capel- len gebildet. Der Meister wollte also sein Tempietto aus einer be- stimmten Nähe, in einer bestimmten Verschiebung, eingefasst (für das Auge) durch Säulen und Gebälk seines Porticus betrachtet wissen. Es wäre somit das erste Denkmal eines ganz durchgeführten per- spectivischen Raffinements. — Auch das Nischenwerk ist hier von
1) Der eine Eingang, den man sich an den Tagen des nichtöffentlichen Besu- ches kann öffnen lassen, ist in der Nähe des Meleager.
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Vatican. S. Pietro in Montorio.
nen jene colossale Nische mit Halbkuppel, über welcher sich ein halb-
runder Säulengang mit tempelartigen Schlussfronten hinzieht. Sie ist
wohl factisch nur eine Schlussdecoration, allein sie könnte der feier-
lichste Eingang zu einem neuen Bau sein. (Die Aussennischen des
alten Roms, S. 56 Anm.) Am untern Ende des Hofes entspricht ihr ge-
wissermassen eine nur unvollständig ausgeführte Exedra.
Endlich ist die schöne flache Wendeltreppe am Belvedere 1) nach
Bramante’s Plan ausgeführt; in der Mitte auf einem Kreise von immer
acht Säulen ruhend, die von den schwerern zu den leichtern Ordnun-
gen übergehen.
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Von dem grossen Tribunal- und Verwaltungsgebäude, welches
Julius II durch Bramante wollte ausführen lassen, sind noch Anfänge
von Mauern des Erdgeschosses an mehrern Häusern der Via Giulia
sichtbar. Nach der sehr derben Rustica der gewaltigen Steinblöcke zu
urtheilen, hätte der Palast einen wesentlich andern Charakter als alle
bisher genannten erhalten.
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Was Bramante für einen Antheil an dem jetzigen Bau von S. Peter
hatte, wird bei Anlass Michelangelo’s zu erörtern sein. — Nur ein
Kuppelbau ist in Rom nach seinem Plan ausgeführt: das runde Tem-
pelchen, welches im Klosterhof von S. Pietro in Montorio die
Stelle der Kreuzigung Petri bezeichnet; ein schlanker Rundbau, unten
mit dorischem Umgang und zwölf kleinern Nischen, innen mit vier
grössern und mit dorischen Pilastern; das Obergeschoss innen und
aussen einfach, die Kuppel als Halbkugel; zu unterst eine Crypta.
Allein die Absicht Bramante’s wird erst vollständig klar, wenn man
weiss, dass rings um dieses schöne Gebäude nur ein schmaler freier
Raum und dann ein runder Porticus von viel grössern Säulen beab-
sichtigt war; die vier abgeschnittenen Ecken hätten dann vier Capel-
len gebildet. Der Meister wollte also sein Tempietto aus einer be-
stimmten Nähe, in einer bestimmten Verschiebung, eingefasst (für das
Auge) durch Säulen und Gebälk seines Porticus betrachtet wissen.
Es wäre somit das erste Denkmal eines ganz durchgeführten per-
spectivischen Raffinements. — Auch das Nischenwerk ist hier von
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1) Der eine Eingang, den man sich an den Tagen des nichtöffentlichen Besu-
ches kann öffnen lassen, ist in der Nähe des Meleager.
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/329>, abgerufen am 05.12.2024.
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