entworfene (und auf der einen Seite schon ausgeführte) Umkleidung ader Domkuppel mit Galerie und Gesimse, die recht gut für diese Stelle gedacht war, blieb unvollendet, weil Michelangelo sagte, es sei ein Heuschreckenkäfig, dergleichen die Kinder in Italien aus Binsen flechten. -- Die Zeichnung zum Fussboden des Domes wird u. a. Künstlern auch dem Baccio zugeschrieben; es ist das bedeutendste Werk dieser Art, welches aus der Blüthezeit vorhanden ist. -- Der Thurm von bS. Spirito wird nur in Florenz bewundert; derjenige von S. Miniato ist nur unvollkommen erhalten. -- In S. Maria novella steckt der, wie cman sagt schöne, Orgellettner Baccio's in dem jetzigen hölzernen verborgen.
Mehrere Gebäude, deren Urheber nicht genannt wird, zeigen eine dgrosse Ähnlichkeit mit seinem Styl. So u. a. der kleine mittlere Hof des (sonst neuern) Pal. Bacciochi (Via de' Pucci N. 6117).
e
Von Baccio's Sohn Domenico rührt der stattliche Pal. Buturlin (einst Niccolini, Via de' Servi N. 6256) her; die Fassade wiederholt noch den Typus des Pal. Guadagni; innen ein schöner zwölfsäuliger Hof und darüber der Oberbau; die Formen um einen Grad kälter als in den Bauten des Vaters.
Ein Nachahmer Baccio's, dessen Thätigkeit bis gegen Ende des XVI. Jahrhunderts reicht, Giov. Ant. Dosio (geb. 1533), muss we- gen eines vorzüglichen Gebäudes schon in dieser Reihe genannt werden: fwegen des Pal. Larderel (Via de' Tornabuoni N. 4191), welchen man wohl nicht den schönsten Palast, allein das edelste Haus der floren- tinischen Architektur heissen könnte. Es ist die Vereinfachung des Pal. Bartolini, streng der Horizontale unterworfen, mit dreimaliger toscanischer Ordnung an den Fenstersäulen. -- Dosio's übrige Bauten gfolgen dem Styl der Zeit, so die Capelle Gaddi in S. Maria novella (zweite d. l. Querschiffes) der Säuleneinschachtelung des Michelangelo (die tüchtigen Stuccaturen der Decke von Dosio's eigener Hand); auch die Capelle Niccolini in S. Croce hat nichts eigenthümliches; hwohl aber der in seiner Einfachheit merkwürdig malerische Hof des Arcivescovato, welcher mit äusserst Wenigem einen bedeutenden Ein- druck hervorbringt.
Sonst trägt in Florenz noch den kenntlichen Stempel der goldenen iZeit der Mercato nuovo des Bernardo Tasso 1547 (nicht von
Hochrenaissance. Florentiner.
entworfene (und auf der einen Seite schon ausgeführte) Umkleidung ader Domkuppel mit Galerie und Gesimse, die recht gut für diese Stelle gedacht war, blieb unvollendet, weil Michelangelo sagte, es sei ein Heuschreckenkäfig, dergleichen die Kinder in Italien aus Binsen flechten. — Die Zeichnung zum Fussboden des Domes wird u. a. Künstlern auch dem Baccio zugeschrieben; es ist das bedeutendste Werk dieser Art, welches aus der Blüthezeit vorhanden ist. — Der Thurm von bS. Spirito wird nur in Florenz bewundert; derjenige von S. Miniato ist nur unvollkommen erhalten. — In S. Maria novella steckt der, wie cman sagt schöne, Orgellettner Baccio’s in dem jetzigen hölzernen verborgen.
Mehrere Gebäude, deren Urheber nicht genannt wird, zeigen eine dgrosse Ähnlichkeit mit seinem Styl. So u. a. der kleine mittlere Hof des (sonst neuern) Pal. Bacciochi (Via de’ Pucci N. 6117).
e
Von Baccio’s Sohn Domenico rührt der stattliche Pal. Buturlin (einst Niccolini, Via de’ Servi N. 6256) her; die Fassade wiederholt noch den Typus des Pal. Guadagni; innen ein schöner zwölfsäuliger Hof und darüber der Oberbau; die Formen um einen Grad kälter als in den Bauten des Vaters.
Ein Nachahmer Baccio’s, dessen Thätigkeit bis gegen Ende des XVI. Jahrhunderts reicht, Giov. Ant. Dosio (geb. 1533), muss we- gen eines vorzüglichen Gebäudes schon in dieser Reihe genannt werden: fwegen des Pal. Larderel (Via de’ Tornabuoni N. 4191), welchen man wohl nicht den schönsten Palast, allein das edelste Haus der floren- tinischen Architektur heissen könnte. Es ist die Vereinfachung des Pal. Bartolini, streng der Horizontale unterworfen, mit dreimaliger toscanischer Ordnung an den Fenstersäulen. — Dosio’s übrige Bauten gfolgen dem Styl der Zeit, so die Capelle Gaddi in S. Maria novella (zweite d. l. Querschiffes) der Säuleneinschachtelung des Michelangelo (die tüchtigen Stuccaturen der Decke von Dosio’s eigener Hand); auch die Capelle Niccolini in S. Croce hat nichts eigenthümliches; hwohl aber der in seiner Einfachheit merkwürdig malerische Hof des Arcivescovato, welcher mit äusserst Wenigem einen bedeutenden Ein- druck hervorbringt.
Sonst trägt in Florenz noch den kenntlichen Stempel der goldenen iZeit der Mercato nuovo des Bernardo Tasso 1547 (nicht von
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0340"n="318"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Hochrenaissance. Florentiner.</hi></fw><lb/>
entworfene (und auf der einen Seite schon ausgeführte) Umkleidung<lb/><noteplace="left">a</note>der Domkuppel mit Galerie und Gesimse, die recht gut für diese<lb/>
Stelle gedacht war, blieb unvollendet, weil Michelangelo sagte, es sei ein<lb/>
Heuschreckenkäfig, dergleichen die Kinder in Italien aus Binsen flechten.<lb/>— Die Zeichnung zum Fussboden des Domes wird u. a. Künstlern<lb/>
auch dem Baccio zugeschrieben; es ist das bedeutendste Werk dieser<lb/>
Art, welches aus der Blüthezeit vorhanden ist. — Der Thurm von<lb/><noteplace="left">b</note>S. Spirito wird nur in Florenz bewundert; derjenige von S. Miniato<lb/>
ist nur unvollkommen erhalten. — In S. Maria novella steckt der, wie<lb/><noteplace="left">c</note>man sagt schöne, Orgellettner Baccio’s in dem jetzigen hölzernen<lb/>
verborgen.</p><lb/><p>Mehrere Gebäude, deren Urheber nicht genannt wird, zeigen eine<lb/><noteplace="left">d</note>grosse Ähnlichkeit mit seinem Styl. So u. a. der kleine mittlere Hof<lb/>
des (sonst neuern) Pal. Bacciochi (Via de’ Pucci N. 6117).</p><lb/><noteplace="left">e</note><p>Von Baccio’s Sohn <hirendition="#g">Domenico</hi> rührt der stattliche Pal. Buturlin<lb/>
(einst Niccolini, Via de’ Servi N. 6256) her; die Fassade wiederholt<lb/>
noch den Typus des Pal. Guadagni; innen ein schöner zwölfsäuliger<lb/>
Hof und darüber der Oberbau; die Formen um einen Grad kälter als<lb/>
in den Bauten des Vaters.</p><lb/><p>Ein Nachahmer Baccio’s, dessen Thätigkeit bis gegen Ende des<lb/>
XVI. Jahrhunderts reicht, <hirendition="#g">Giov. Ant. Dosio</hi> (geb. 1533), muss we-<lb/>
gen eines vorzüglichen Gebäudes schon in dieser Reihe genannt werden:<lb/><noteplace="left">f</note>wegen des Pal. Larderel (Via de’ Tornabuoni N. 4191), welchen man<lb/>
wohl nicht den schönsten Palast, allein das edelste <hirendition="#g">Haus</hi> der floren-<lb/>
tinischen Architektur heissen könnte. Es ist die Vereinfachung des<lb/>
Pal. Bartolini, streng der Horizontale unterworfen, mit dreimaliger<lb/>
toscanischer Ordnung an den Fenstersäulen. — Dosio’s übrige Bauten<lb/><noteplace="left">g</note>folgen dem Styl der Zeit, so die Capelle Gaddi in S. Maria novella<lb/>
(zweite d. l. Querschiffes) der Säuleneinschachtelung des Michelangelo<lb/>
(die tüchtigen Stuccaturen der Decke von Dosio’s eigener Hand);<lb/>
auch die Capelle Niccolini in S. Croce hat nichts eigenthümliches;<lb/><noteplace="left">h</note>wohl aber der in seiner Einfachheit merkwürdig malerische Hof des<lb/>
Arcivescovato, welcher mit äusserst Wenigem einen bedeutenden Ein-<lb/>
druck hervorbringt.</p><lb/><p>Sonst trägt in Florenz noch den kenntlichen Stempel der goldenen<lb/><noteplace="left">i</note>Zeit der Mercato nuovo des <hirendition="#g">Bernardo Tasso</hi> 1547 (nicht von<lb/></p></div></body></text></TEI>
[318/0340]
Hochrenaissance. Florentiner.
entworfene (und auf der einen Seite schon ausgeführte) Umkleidung
der Domkuppel mit Galerie und Gesimse, die recht gut für diese
Stelle gedacht war, blieb unvollendet, weil Michelangelo sagte, es sei ein
Heuschreckenkäfig, dergleichen die Kinder in Italien aus Binsen flechten.
— Die Zeichnung zum Fussboden des Domes wird u. a. Künstlern
auch dem Baccio zugeschrieben; es ist das bedeutendste Werk dieser
Art, welches aus der Blüthezeit vorhanden ist. — Der Thurm von
S. Spirito wird nur in Florenz bewundert; derjenige von S. Miniato
ist nur unvollkommen erhalten. — In S. Maria novella steckt der, wie
man sagt schöne, Orgellettner Baccio’s in dem jetzigen hölzernen
verborgen.
a
b
c
Mehrere Gebäude, deren Urheber nicht genannt wird, zeigen eine
grosse Ähnlichkeit mit seinem Styl. So u. a. der kleine mittlere Hof
des (sonst neuern) Pal. Bacciochi (Via de’ Pucci N. 6117).
d
Von Baccio’s Sohn Domenico rührt der stattliche Pal. Buturlin
(einst Niccolini, Via de’ Servi N. 6256) her; die Fassade wiederholt
noch den Typus des Pal. Guadagni; innen ein schöner zwölfsäuliger
Hof und darüber der Oberbau; die Formen um einen Grad kälter als
in den Bauten des Vaters.
Ein Nachahmer Baccio’s, dessen Thätigkeit bis gegen Ende des
XVI. Jahrhunderts reicht, Giov. Ant. Dosio (geb. 1533), muss we-
gen eines vorzüglichen Gebäudes schon in dieser Reihe genannt werden:
wegen des Pal. Larderel (Via de’ Tornabuoni N. 4191), welchen man
wohl nicht den schönsten Palast, allein das edelste Haus der floren-
tinischen Architektur heissen könnte. Es ist die Vereinfachung des
Pal. Bartolini, streng der Horizontale unterworfen, mit dreimaliger
toscanischer Ordnung an den Fenstersäulen. — Dosio’s übrige Bauten
folgen dem Styl der Zeit, so die Capelle Gaddi in S. Maria novella
(zweite d. l. Querschiffes) der Säuleneinschachtelung des Michelangelo
(die tüchtigen Stuccaturen der Decke von Dosio’s eigener Hand);
auch die Capelle Niccolini in S. Croce hat nichts eigenthümliches;
wohl aber der in seiner Einfachheit merkwürdig malerische Hof des
Arcivescovato, welcher mit äusserst Wenigem einen bedeutenden Ein-
druck hervorbringt.
f
g
h
Sonst trägt in Florenz noch den kenntlichen Stempel der goldenen
Zeit der Mercato nuovo des Bernardo Tasso 1547 (nicht von
i
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/340>, abgerufen am 05.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.