a(S. Ambrogio in Genua); erst seit der Mitte des XVII. Jahrhunderts hören alle Rücksichten dieser Art auf, wovon unten Mehreres.
Der vordere Arm der Kirche ist im Verhältniss zum Ganzen sel- ten lang 1); er überschreitet in der Regel nicht drei Pfeilerintervalle; bfünf sind schon sehr selten. (Chiesa nuova in Rom, 1599 von Mart. Lunghi d. ä.) Man wünschte schon sich von der Kuppel nicht zu weit zu entfernen, abgesehen davon, dass die Kirche auch ohne ein langes Hauptschiff gross und kostbar genug ausfiel. Den mittlern Ty- pus dieser Art vertreten nächst dem Gesu in Rom: das Innere von cS. Ignazio (von Domenichino), S. Andrea della Valle (von Ma- derna) u. s. w., nebst unzähligen Kirchen der ganzen katholischen Welt. Schon diese Anlage gewährt, Hauptschiff, Querschiff und Chor zusammengerechnet, einen verhältnissmässig grössern ununterbroche- nen Freiraum als irgend ein früherer Baustyl. Zwar ragen die Quer- schiffe nur wenig hervor, meist nur so weit als die Capellen des Hauptschiffes, allein der Beschauer wird über diese geringe Tiefe we- nigstens so lange getäuscht, bis er in die Nähe der Kuppel gelangt und anderweitig hinlänglich beschäftigt ist.
Und auch diese Anordnung ist dem Barockstyl noch nicht inter- essant genug. Er unterbricht oft das Hauptschiff mit einem vor- läufigen kleinern Querschiff, das eine flache Kuppel oder auch nur ein sog. böhmisches Gewölbe trägt. -- Schon die Renais- sance hatte stellenweise etwas ähnliches versucht (Dom von Padua S. 320, a, S. Sisto in Piacenza S. 204, a), aber in unschuldigern Absich- ten; sie wollte nur Räume von bedeutendem Charakter schaffen; der Barocco dagegen offenbart hier eine ihm (zumal nach 1600) eigene Scheu vor grossen herrschenden Horizontalen ohne Unterbrechung, und zieht es vor, das Langhaus zu negiren. Auch seine Neigung zur Scheinerweiterung kommt dabei in Betracht; das Auge leiht den durch das Vortreten der Pfeiler abgeschnittenen Armen dieses vordern Quer- baues wiederum eine Grösse die sie nicht haben. Endlich ist das rein malerische Princip der möglichsten Abwechselung in Formen und Be- leuchtungen mit jener Scheu vielleicht eins und dasselbe.
1) Es versteht sich, dass hier blosse Umbauten, welche sich an die Form älte- rer Kirchen anzuschliessen haben, eine durchgängige Ausnahme machen. So *das von Borromini umgebaute Innere des Laterans etc.
Der Barockstyl.
a(S. Ambrogio in Genua); erst seit der Mitte des XVII. Jahrhunderts hören alle Rücksichten dieser Art auf, wovon unten Mehreres.
Der vordere Arm der Kirche ist im Verhältniss zum Ganzen sel- ten lang 1); er überschreitet in der Regel nicht drei Pfeilerintervalle; bfünf sind schon sehr selten. (Chiesa nuova in Rom, 1599 von Mart. Lunghi d. ä.) Man wünschte schon sich von der Kuppel nicht zu weit zu entfernen, abgesehen davon, dass die Kirche auch ohne ein langes Hauptschiff gross und kostbar genug ausfiel. Den mittlern Ty- pus dieser Art vertreten nächst dem Gesù in Rom: das Innere von cS. Ignazio (von Domenichino), S. Andrea della Valle (von Ma- derna) u. s. w., nebst unzähligen Kirchen der ganzen katholischen Welt. Schon diese Anlage gewährt, Hauptschiff, Querschiff und Chor zusammengerechnet, einen verhältnissmässig grössern ununterbroche- nen Freiraum als irgend ein früherer Baustyl. Zwar ragen die Quer- schiffe nur wenig hervor, meist nur so weit als die Capellen des Hauptschiffes, allein der Beschauer wird über diese geringe Tiefe we- nigstens so lange getäuscht, bis er in die Nähe der Kuppel gelangt und anderweitig hinlänglich beschäftigt ist.
Und auch diese Anordnung ist dem Barockstyl noch nicht inter- essant genug. Er unterbricht oft das Hauptschiff mit einem vor- läufigen kleinern Querschiff, das eine flache Kuppel oder auch nur ein sog. böhmisches Gewölbe trägt. — Schon die Renais- sance hatte stellenweise etwas ähnliches versucht (Dom von Padua S. 320, a, S. Sisto in Piacenza S. 204, a), aber in unschuldigern Absich- ten; sie wollte nur Räume von bedeutendem Charakter schaffen; der Barocco dagegen offenbart hier eine ihm (zumal nach 1600) eigene Scheu vor grossen herrschenden Horizontalen ohne Unterbrechung, und zieht es vor, das Langhaus zu negiren. Auch seine Neigung zur Scheinerweiterung kommt dabei in Betracht; das Auge leiht den durch das Vortreten der Pfeiler abgeschnittenen Armen dieses vordern Quer- baues wiederum eine Grösse die sie nicht haben. Endlich ist das rein malerische Princip der möglichsten Abwechselung in Formen und Be- leuchtungen mit jener Scheu vielleicht eins und dasselbe.
1) Es versteht sich, dass hier blosse Umbauten, welche sich an die Form älte- rer Kirchen anzuschliessen haben, eine durchgängige Ausnahme machen. So *das von Borromini umgebaute Innere des Laterans etc.
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Der Barockstyl.
(S. Ambrogio in Genua); erst seit der Mitte des XVII. Jahrhunderts
hören alle Rücksichten dieser Art auf, wovon unten Mehreres.
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Der vordere Arm der Kirche ist im Verhältniss zum Ganzen sel-
ten lang 1); er überschreitet in der Regel nicht drei Pfeilerintervalle;
fünf sind schon sehr selten. (Chiesa nuova in Rom, 1599 von Mart.
Lunghi d. ä.) Man wünschte schon sich von der Kuppel nicht zu
weit zu entfernen, abgesehen davon, dass die Kirche auch ohne ein
langes Hauptschiff gross und kostbar genug ausfiel. Den mittlern Ty-
pus dieser Art vertreten nächst dem Gesù in Rom: das Innere von
S. Ignazio (von Domenichino), S. Andrea della Valle (von Ma-
derna) u. s. w., nebst unzähligen Kirchen der ganzen katholischen
Welt. Schon diese Anlage gewährt, Hauptschiff, Querschiff und Chor
zusammengerechnet, einen verhältnissmässig grössern ununterbroche-
nen Freiraum als irgend ein früherer Baustyl. Zwar ragen die Quer-
schiffe nur wenig hervor, meist nur so weit als die Capellen des
Hauptschiffes, allein der Beschauer wird über diese geringe Tiefe we-
nigstens so lange getäuscht, bis er in die Nähe der Kuppel gelangt
und anderweitig hinlänglich beschäftigt ist.
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Und auch diese Anordnung ist dem Barockstyl noch nicht inter-
essant genug. Er unterbricht oft das Hauptschiff mit einem vor-
läufigen kleinern Querschiff, das eine flache Kuppel oder
auch nur ein sog. böhmisches Gewölbe trägt. — Schon die Renais-
sance hatte stellenweise etwas ähnliches versucht (Dom von Padua
S. 320, a, S. Sisto in Piacenza S. 204, a), aber in unschuldigern Absich-
ten; sie wollte nur Räume von bedeutendem Charakter schaffen; der
Barocco dagegen offenbart hier eine ihm (zumal nach 1600) eigene
Scheu vor grossen herrschenden Horizontalen ohne Unterbrechung,
und zieht es vor, das Langhaus zu negiren. Auch seine Neigung zur
Scheinerweiterung kommt dabei in Betracht; das Auge leiht den durch
das Vortreten der Pfeiler abgeschnittenen Armen dieses vordern Quer-
baues wiederum eine Grösse die sie nicht haben. Endlich ist das rein
malerische Princip der möglichsten Abwechselung in Formen und Be-
leuchtungen mit jener Scheu vielleicht eins und dasselbe.
1) Es versteht sich, dass hier blosse Umbauten, welche sich an die Form älte-
rer Kirchen anzuschliessen haben, eine durchgängige Ausnahme machen. So
das von Borromini umgebaute Innere des Laterans etc.
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/402>, abgerufen am 05.12.2024.
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