(Der Verfasser gesteht, keinen heidnischen Sarcophag an der ursprüng- lichen Stelle gesehen zu haben.) Römisch-christliche Mausoleen werden an einer andern Stelle besprochen werden.
Auf die Grabdenkmäler mögen die Ehrendenkmäler am schick- lichsten folgen. Wir sehen einstweilen ab von den Ehrenstatuen, welche von hoher Basis herab die Plätze der Städte beherrschten (man ver- gleiche die Basen auf dem Forum von Pompeji, etc.) und beseitigen auch einige sehr entstellte Baulichkeiten: Das Denkmal des augu-a steischen Krieges gegen die Alpenvölker zu Turbia bei Monaco (jetzt bloss ein vierseitiger thurmartiger Mauerkern); die Trofei dib Mario, d. h. die einst plastisch geschmückte dreitheilige Fronte eines Wassercastells der Aqua Julia in Rom (unweit hinter S. Maria mag- giore), u. dgl. m. Von den Säulen des Trajan und des Marcc Aurel wird bei Anlass der Sculptur weiter die Rede sein; hier sind sie zu erwähnen als sehr unglückliche Versuche, einer ungeheuern Masse bildlicher Darstellungen einen möglichst compendiösen Träger oder Raum zu verschaffen. Die Säule musste hiezu ihrer Bestimmung, welche das Tragen eines Gebälkes ist, entfremdet und mit spiralför- migen, also fast wagrechten Linien umgeben werden, die ihrem innern Sinn geradezu widersprechen; die so angebrachten Sculpturen aber geniesst auch das schärfste Auge nicht mehr. Doch muss man aner- kennen, dass wenigstens das Capitäl sehr angemessen als blosser ver- zierter Säulenabschluss, als Echinus mit Eierstab, nicht als Ueberlei- tung der Tragekraft gebildet ist. (Die zwischen beiden Denkmälern zeitlich in der Mitte liegende Säule des Antoninus Pius bestand aus einem glatten Granitschaft, auf einem Marmorpiedestal mit Sculpturen, welches letztere allein noch erhalten ist. Die Säule des Phocasd auf dem Forum wurde von einem Gebäude des II. Jahrhunderts ge- raubt, um im VII. Jahrhundert als Ehrendenkmal zu dienen; die Co-e lumna rostrata des Duilius aber, in der untern Halle des Conserva- torenpalastes auf dem Capitol, wurde im XVI. Jahrhundert der alten Inschrift zu Liebe aus der Phantasie hinzugeschaffen.)
Ehrendenkmäler.
(Der Verfasser gesteht, keinen heidnischen Sarcophag an der ursprüng- lichen Stelle gesehen zu haben.) Römisch-christliche Mausoleen werden an einer andern Stelle besprochen werden.
Auf die Grabdenkmäler mögen die Ehrendenkmäler am schick- lichsten folgen. Wir sehen einstweilen ab von den Ehrenstatuen, welche von hoher Basis herab die Plätze der Städte beherrschten (man ver- gleiche die Basen auf dem Forum von Pompeji, etc.) und beseitigen auch einige sehr entstellte Baulichkeiten: Das Denkmal des augu-a steischen Krieges gegen die Alpenvölker zu Turbia bei Monaco (jetzt bloss ein vierseitiger thurmartiger Mauerkern); die Trofei dib Mario, d. h. die einst plastisch geschmückte dreitheilige Fronte eines Wassercastells der Aqua Julia in Rom (unweit hinter S. Maria mag- giore), u. dgl. m. Von den Säulen des Trajan und des Marcc Aurel wird bei Anlass der Sculptur weiter die Rede sein; hier sind sie zu erwähnen als sehr unglückliche Versuche, einer ungeheuern Masse bildlicher Darstellungen einen möglichst compendiösen Träger oder Raum zu verschaffen. Die Säule musste hiezu ihrer Bestimmung, welche das Tragen eines Gebälkes ist, entfremdet und mit spiralför- migen, also fast wagrechten Linien umgeben werden, die ihrem innern Sinn geradezu widersprechen; die so angebrachten Sculpturen aber geniesst auch das schärfste Auge nicht mehr. Doch muss man aner- kennen, dass wenigstens das Capitäl sehr angemessen als blosser ver- zierter Säulenabschluss, als Echinus mit Eierstab, nicht als Ueberlei- tung der Tragekraft gebildet ist. (Die zwischen beiden Denkmälern zeitlich in der Mitte liegende Säule des Antoninus Pius bestand aus einem glatten Granitschaft, auf einem Marmorpiedestal mit Sculpturen, welches letztere allein noch erhalten ist. Die Säule des Phocasd auf dem Forum wurde von einem Gebäude des II. Jahrhunderts ge- raubt, um im VII. Jahrhundert als Ehrendenkmal zu dienen; die Co-e lumna rostrata des Duilius aber, in der untern Halle des Conserva- torenpalastes auf dem Capitol, wurde im XVI. Jahrhundert der alten Inschrift zu Liebe aus der Phantasie hinzugeschaffen.)
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Ehrendenkmäler.
(Der Verfasser gesteht, keinen heidnischen Sarcophag an der ursprüng-
lichen Stelle gesehen zu haben.) Römisch-christliche Mausoleen werden
an einer andern Stelle besprochen werden.
Auf die Grabdenkmäler mögen die Ehrendenkmäler am schick-
lichsten folgen. Wir sehen einstweilen ab von den Ehrenstatuen, welche
von hoher Basis herab die Plätze der Städte beherrschten (man ver-
gleiche die Basen auf dem Forum von Pompeji, etc.) und beseitigen
auch einige sehr entstellte Baulichkeiten: Das Denkmal des augu-
steischen Krieges gegen die Alpenvölker zu Turbia bei Monaco
(jetzt bloss ein vierseitiger thurmartiger Mauerkern); die Trofei di
Mario, d. h. die einst plastisch geschmückte dreitheilige Fronte eines
Wassercastells der Aqua Julia in Rom (unweit hinter S. Maria mag-
giore), u. dgl. m. Von den Säulen des Trajan und des Marc
Aurel wird bei Anlass der Sculptur weiter die Rede sein; hier sind
sie zu erwähnen als sehr unglückliche Versuche, einer ungeheuern
Masse bildlicher Darstellungen einen möglichst compendiösen Träger
oder Raum zu verschaffen. Die Säule musste hiezu ihrer Bestimmung,
welche das Tragen eines Gebälkes ist, entfremdet und mit spiralför-
migen, also fast wagrechten Linien umgeben werden, die ihrem innern
Sinn geradezu widersprechen; die so angebrachten Sculpturen aber
geniesst auch das schärfste Auge nicht mehr. Doch muss man aner-
kennen, dass wenigstens das Capitäl sehr angemessen als blosser ver-
zierter Säulenabschluss, als Echinus mit Eierstab, nicht als Ueberlei-
tung der Tragekraft gebildet ist. (Die zwischen beiden Denkmälern
zeitlich in der Mitte liegende Säule des Antoninus Pius bestand aus
einem glatten Granitschaft, auf einem Marmorpiedestal mit Sculpturen,
welches letztere allein noch erhalten ist. Die Säule des Phocas
auf dem Forum wurde von einem Gebäude des II. Jahrhunderts ge-
raubt, um im VII. Jahrhundert als Ehrendenkmal zu dienen; die Co-
lumna rostrata des Duilius aber, in der untern Halle des Conserva-
torenpalastes auf dem Capitol, wurde im XVI. Jahrhundert der alten
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/53>, abgerufen am 04.12.2024.
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