des vorigen Jahrhunderts) haben wichtige Stücke blossgelegen, die jetzt wieder zugeschüttet und nur aus den damals gemachten Plänen bekannt sind; eine vollständige Ausgrabung ist noch nie versucht wor- den. Weit entfernt, einen Überblick über das Ganze geben zu können, mache ich nur auf das noch deutlich Erhaltene aufmerksam: In den aOrti Farnesiani: die sog. Bäder der Livia, kleine, vielleicht von jeher unterirdische Gemächer mit Resten sehr schöner Arabesken (das bÜbrige sehr unkenntlich); -- in der Villa Spada: u. a. zwei eben- falls von jeher unterirdische Räume, sehenswürdig nicht sowohl um ihres architektonischen Werthes willen, als wegen ihrer prächtigen malerischen Wirkung in den Mittagsstunden, wenn die Sonne durch die dicht begrünten Gewölbeöffnungen herabscheint; -- in den jetzt cvorzugsweise so benannten Palazzi de' Cesari: eine ungeheure Masse von Ruinen, zum Theil riesiger Dimensionen, darunter eine Nische mit Umgang, welche noch ihre Cassetten hat, Vorbauten gegen den Circus Maximus, dessen Spiele von hier wie von Logen aus be- schaut werden konnten (das Meiste wohl aus der Zeit Domitians); die grosse Doppelreihe von Gewölben gegen den Cölius zu ein blosser Unterbau, über welchem erst der Palast (vielleicht des Septimius Severus) sich erhob. Die Wasserleitung, welche in diesem System von Palästen die Brunnen und Bäder versah, ist noch in einigen mäch- tigen Bogen erhalten 1).
d
Von dem Palast und den Gärten des Sallust (hinter Piazza Barberina beginnend) hat sich etwa so viel gerettet, dass man mit Hülfe der Nachrichten sich ein glänzendes Gedankenbild des Ganzen entwerfen kann.
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Von dem Palast des Scaurus auf dem cölischen Berge hat be- kanntlich Mazois in einem angenehmen Buche (das in allen Sprachen
1) Bei diesem Anlass bemerke man den römischen Gebrauch grosser Nischen mit Halbkuppeln in den Fassaden, deren eine z. B. hier als Kaiserloge gegen den Circus dient. Man findet sie wieder an der (jetzigen) Vorderseite der Dio- *cletiansthermen etc.; dann in christlicher Zeit am Palast des Theodorich zu Ravenna; als Nachklang an den Portalen von S. Marco zu Venedig; in häu- figer und sehr colossaler Anwendung an den Bauten des Islams, zumal in Ostindien; endlich mit herrlicher Wirkung von Bramante zum Hauptmotiv des Giardino della Pigna (im Vatican) erhoben.
Architektur. Paläste in Rom.
des vorigen Jahrhunderts) haben wichtige Stücke blossgelegen, die jetzt wieder zugeschüttet und nur aus den damals gemachten Plänen bekannt sind; eine vollständige Ausgrabung ist noch nie versucht wor- den. Weit entfernt, einen Überblick über das Ganze geben zu können, mache ich nur auf das noch deutlich Erhaltene aufmerksam: In den aOrti Farnesiani: die sog. Bäder der Livia, kleine, vielleicht von jeher unterirdische Gemächer mit Resten sehr schöner Arabesken (das bÜbrige sehr unkenntlich); — in der Villa Spada: u. a. zwei eben- falls von jeher unterirdische Räume, sehenswürdig nicht sowohl um ihres architektonischen Werthes willen, als wegen ihrer prächtigen malerischen Wirkung in den Mittagsstunden, wenn die Sonne durch die dicht begrünten Gewölbeöffnungen herabscheint; — in den jetzt cvorzugsweise so benannten Palazzi de’ Cesari: eine ungeheure Masse von Ruinen, zum Theil riesiger Dimensionen, darunter eine Nische mit Umgang, welche noch ihre Cassetten hat, Vorbauten gegen den Circus Maximus, dessen Spiele von hier wie von Logen aus be- schaut werden konnten (das Meiste wohl aus der Zeit Domitians); die grosse Doppelreihe von Gewölben gegen den Cölius zu ein blosser Unterbau, über welchem erst der Palast (vielleicht des Septimius Severus) sich erhob. Die Wasserleitung, welche in diesem System von Palästen die Brunnen und Bäder versah, ist noch in einigen mäch- tigen Bogen erhalten 1).
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Von dem Palast und den Gärten des Sallust (hinter Piazza Barberina beginnend) hat sich etwa so viel gerettet, dass man mit Hülfe der Nachrichten sich ein glänzendes Gedankenbild des Ganzen entwerfen kann.
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Von dem Palast des Scaurus auf dem cölischen Berge hat be- kanntlich Mazois in einem angenehmen Buche (das in allen Sprachen
1) Bei diesem Anlass bemerke man den römischen Gebrauch grosser Nischen mit Halbkuppeln in den Fassaden, deren eine z. B. hier als Kaiserloge gegen den Circus dient. Man findet sie wieder an der (jetzigen) Vorderseite der Dio- *cletiansthermen etc.; dann in christlicher Zeit am Palast des Theodorich zu Ravenna; als Nachklang an den Portalen von S. Marco zu Venedig; in häu- figer und sehr colossaler Anwendung an den Bauten des Islams, zumal in Ostindien; endlich mit herrlicher Wirkung von Bramante zum Hauptmotiv des Giardino della Pigna (im Vatican) erhoben.
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Architektur. Paläste in Rom.
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bekannt sind; eine vollständige Ausgrabung ist noch nie versucht wor-
den. Weit entfernt, einen Überblick über das Ganze geben zu können,
mache ich nur auf das noch deutlich Erhaltene aufmerksam: In den
Orti Farnesiani: die sog. Bäder der Livia, kleine, vielleicht von
jeher unterirdische Gemächer mit Resten sehr schöner Arabesken (das
Übrige sehr unkenntlich); — in der Villa Spada: u. a. zwei eben-
falls von jeher unterirdische Räume, sehenswürdig nicht sowohl um
ihres architektonischen Werthes willen, als wegen ihrer prächtigen
malerischen Wirkung in den Mittagsstunden, wenn die Sonne durch
die dicht begrünten Gewölbeöffnungen herabscheint; — in den jetzt
vorzugsweise so benannten Palazzi de’ Cesari: eine ungeheure
Masse von Ruinen, zum Theil riesiger Dimensionen, darunter eine
Nische mit Umgang, welche noch ihre Cassetten hat, Vorbauten gegen
den Circus Maximus, dessen Spiele von hier wie von Logen aus be-
schaut werden konnten (das Meiste wohl aus der Zeit Domitians); die
grosse Doppelreihe von Gewölben gegen den Cölius zu ein blosser
Unterbau, über welchem erst der Palast (vielleicht des Septimius
Severus) sich erhob. Die Wasserleitung, welche in diesem System
von Palästen die Brunnen und Bäder versah, ist noch in einigen mäch-
tigen Bogen erhalten 1).
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Von dem Palast und den Gärten des Sallust (hinter Piazza
Barberina beginnend) hat sich etwa so viel gerettet, dass man mit
Hülfe der Nachrichten sich ein glänzendes Gedankenbild des Ganzen
entwerfen kann.
Von dem Palast des Scaurus auf dem cölischen Berge hat be-
kanntlich Mazois in einem angenehmen Buche (das in allen Sprachen
1) Bei diesem Anlass bemerke man den römischen Gebrauch grosser Nischen mit
Halbkuppeln in den Fassaden, deren eine z. B. hier als Kaiserloge gegen den
Circus dient. Man findet sie wieder an der (jetzigen) Vorderseite der Dio-
cletiansthermen etc.; dann in christlicher Zeit am Palast des Theodorich zu
Ravenna; als Nachklang an den Portalen von S. Marco zu Venedig; in häu-
figer und sehr colossaler Anwendung an den Bauten des Islams, zumal in
Ostindien; endlich mit herrlicher Wirkung von Bramante zum Hauptmotiv
des Giardino della Pigna (im Vatican) erhoben.
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/78>, abgerufen am 04.12.2024.
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