dessen vorderer Eingang nach aussen noch eine besondere kleine ge- wölbte Halle mit zwei vortretenden Säulen hatte. (Diese kleine Halle erhalten an S. Cosimato in Trastevere -- IX Jahrhundert? -- und ana S. Clemente, sowie an S. Prassede in Rom -- XII. Jahrhundert.) Vonb den vier Seiten des Porticus bildete die eine den Vorraum der Kirche selbst; in der Mitte des Hofes stand der Weihebrunnen. Erhaltene vierseitige Portiken an den Domen von Capua und Salerno, an leztermc aus dem XI. Jahrhundert, auf schönen und gleichförmigen Säulen vond Pästum; in Rom hat nur das späte S. Clemente -- XII. Jahrhundert --e noch den unversehrten Porticus, theils auf Säulen theils auf Pfeilern; in Mailand stammt die Vorhalle von S. Ambrogio, gewölbt auf Pfeilernf mit Halbsäulen, wahrscheinlich aus der Zeit Ludwigs des Frommen. Spätere Klostervorhallen geben eine ziemlich genaue Anschauung von dieser Bauweise. Sehr viele Basiliken hatten indess nur eine Vor- halle längs der Fassade und diese hat sich in manchen Beispielen sammt ihrem meist geraden, nicht selten mosaicirten Gebälk erhalten; so z. B. in Rom an S. Cecilia, S. Crisogono, S. Giorgio in Velabro,g S. Giovanni e Paolo, S. Gregorio, S. Lorenzo fuori, S. Lorenzo inh Lucina, an SS. Quattro Coronati in einem Umbau des XII. Jahrhun-i derts und an S. Saba mit einem obern Stockwerk; ausserhalb Romsk z. B. am Dom von Terracina, am Dom von Amalfi (Doppelreihe vonl Säulen mit normannisch-saracenischen Spitzbogen und Gewölben); in Ravenna nimmt ein geschlossener und gewölbter Vorbau die Stelle der Vorhalle ein, z. B. am S. Apollinare in Classe.m
Von den Fassaden ist vielleicht keine einzige mit ihrem ursprüng- lichen oder ursprünglich beabsichtigten Schmuck erhalten; denn die Mosaiken, die man an der Fronte von S. Maria Maggiore noch siehtn und an derjenigen von S. Paul sah, sind und waren Werke der Zeit um 1300. Wir bleiben auf die oben angegebenen Vermuthungen be- schränkt.
Im Innern, dessen Austattung unverhältnissmässig überwog, wurde vor Allem der reichste farbige Schmuck erstrebt, womöglich durch Mosaikbilder, welche die Oberwände des Mittelschiffes, die Wand des Triumphbogens (bisweilen schiffwärts und nischenwärts) und die Apsis sammt ihrer Umgebung überzogen. Auch der Boden erhielt Mosaik- ornamente (die freilich in ihrer jetzigen Gestalt meist erst aus dem XI.
Vorhallen. Fassaden. Mosaiken.
dessen vorderer Eingang nach aussen noch eine besondere kleine ge- wölbte Halle mit zwei vortretenden Säulen hatte. (Diese kleine Halle erhalten an S. Cosimato in Trastevere — IX Jahrhundert? — und ana S. Clemente, sowie an S. Prassede in Rom — XII. Jahrhundert.) Vonb den vier Seiten des Porticus bildete die eine den Vorraum der Kirche selbst; in der Mitte des Hofes stand der Weihebrunnen. Erhaltene vierseitige Portiken an den Domen von Capua und Salerno, an leztermc aus dem XI. Jahrhundert, auf schönen und gleichförmigen Säulen vond Pästum; in Rom hat nur das späte S. Clemente — XII. Jahrhundert —e noch den unversehrten Porticus, theils auf Säulen theils auf Pfeilern; in Mailand stammt die Vorhalle von S. Ambrogio, gewölbt auf Pfeilernf mit Halbsäulen, wahrscheinlich aus der Zeit Ludwigs des Frommen. Spätere Klostervorhallen geben eine ziemlich genaue Anschauung von dieser Bauweise. Sehr viele Basiliken hatten indess nur eine Vor- halle längs der Fassade und diese hat sich in manchen Beispielen sammt ihrem meist geraden, nicht selten mosaicirten Gebälk erhalten; so z. B. in Rom an S. Cecilia, S. Crisogono, S. Giorgio in Velabro,g S. Giovanni e Paolo, S. Gregorio, S. Lorenzo fuori, S. Lorenzo inh Lucina, an SS. Quattro Coronati in einem Umbau des XII. Jahrhun-i derts und an S. Saba mit einem obern Stockwerk; ausserhalb Romsk z. B. am Dom von Terracina, am Dom von Amalfi (Doppelreihe vonl Säulen mit normannisch-saracenischen Spitzbogen und Gewölben); in Ravenna nimmt ein geschlossener und gewölbter Vorbau die Stelle der Vorhalle ein, z. B. am S. Apollinare in Classe.m
Von den Fassaden ist vielleicht keine einzige mit ihrem ursprüng- lichen oder ursprünglich beabsichtigten Schmuck erhalten; denn die Mosaiken, die man an der Fronte von S. Maria Maggiore noch siehtn und an derjenigen von S. Paul sah, sind und waren Werke der Zeit um 1300. Wir bleiben auf die oben angegebenen Vermuthungen be- schränkt.
Im Innern, dessen Austattung unverhältnissmässig überwog, wurde vor Allem der reichste farbige Schmuck erstrebt, womöglich durch Mosaikbilder, welche die Oberwände des Mittelschiffes, die Wand des Triumphbogens (bisweilen schiffwärts und nischenwärts) und die Apsis sammt ihrer Umgebung überzogen. Auch der Boden erhielt Mosaik- ornamente (die freilich in ihrer jetzigen Gestalt meist erst aus dem XI.
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Vorhallen. Fassaden. Mosaiken.
dessen vorderer Eingang nach aussen noch eine besondere kleine ge-
wölbte Halle mit zwei vortretenden Säulen hatte. (Diese kleine Halle
erhalten an S. Cosimato in Trastevere — IX Jahrhundert? — und an
S. Clemente, sowie an S. Prassede in Rom — XII. Jahrhundert.) Von
den vier Seiten des Porticus bildete die eine den Vorraum der Kirche
selbst; in der Mitte des Hofes stand der Weihebrunnen. Erhaltene
vierseitige Portiken an den Domen von Capua und Salerno, an lezterm
aus dem XI. Jahrhundert, auf schönen und gleichförmigen Säulen von
Pästum; in Rom hat nur das späte S. Clemente — XII. Jahrhundert —
noch den unversehrten Porticus, theils auf Säulen theils auf Pfeilern;
in Mailand stammt die Vorhalle von S. Ambrogio, gewölbt auf Pfeilern
mit Halbsäulen, wahrscheinlich aus der Zeit Ludwigs des Frommen.
Spätere Klostervorhallen geben eine ziemlich genaue Anschauung von
dieser Bauweise. Sehr viele Basiliken hatten indess nur eine Vor-
halle längs der Fassade und diese hat sich in manchen Beispielen
sammt ihrem meist geraden, nicht selten mosaicirten Gebälk erhalten;
so z. B. in Rom an S. Cecilia, S. Crisogono, S. Giorgio in Velabro,
S. Giovanni e Paolo, S. Gregorio, S. Lorenzo fuori, S. Lorenzo in
Lucina, an SS. Quattro Coronati in einem Umbau des XII. Jahrhun-
derts und an S. Saba mit einem obern Stockwerk; ausserhalb Roms
z. B. am Dom von Terracina, am Dom von Amalfi (Doppelreihe von
Säulen mit normannisch-saracenischen Spitzbogen und Gewölben); in
Ravenna nimmt ein geschlossener und gewölbter Vorbau die Stelle der
Vorhalle ein, z. B. am S. Apollinare in Classe.
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Von den Fassaden ist vielleicht keine einzige mit ihrem ursprüng-
lichen oder ursprünglich beabsichtigten Schmuck erhalten; denn die
Mosaiken, die man an der Fronte von S. Maria Maggiore noch sieht
und an derjenigen von S. Paul sah, sind und waren Werke der Zeit
um 1300. Wir bleiben auf die oben angegebenen Vermuthungen be-
schränkt.
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Im Innern, dessen Austattung unverhältnissmässig überwog, wurde
vor Allem der reichste farbige Schmuck erstrebt, womöglich durch
Mosaikbilder, welche die Oberwände des Mittelschiffes, die Wand des
Triumphbogens (bisweilen schiffwärts und nischenwärts) und die Apsis
sammt ihrer Umgebung überzogen. Auch der Boden erhielt Mosaik-
ornamente (die freilich in ihrer jetzigen Gestalt meist erst aus dem XI.
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/99>, abgerufen am 04.12.2024.
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