Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.1. Abschnitt.In Italien selber gab es eine gewisse Anzahl Gebildeter Und bei so geringer Aussicht auf äußere Hülfe ent- 1) Der Eindruck der Benedictionen Eugen's IV. in Florenz, Vespa- siano Fiorent. p. 18. -- Die Majestät der Functionen Nicolaus V, s. Infessura (Eccard, II, Col. 1883, seq.) und J. Manetti, Vita Nicolai V. (Murat. III, II, Col. 923). -- Die Huldigungen an Pius II, s. Diario Ferrarese (Murat. XXIV. Col. 205) und Pii II. Comment. passim, bes. IV, 201. 204. XI, 562. Auch Mörder vom Fach wagen sich nicht an den Papst. -- Die großen Functionen wurden als etwas sehr wesentliches behandelt von dem pomphaften Paul II. (Platina l. c. 321) und von Sixtus IV, welcher die Ostermesse trotz des Podagras sitzend hielt (Jac. Volaterran. diarium, Murat. XXIII. Col. 131). Merk- würdig unterscheidet das Volk zwischen der magischen Kraft des Se- gens und der Unwürdigkeit des Segnenden; als er 1481 die Him- melfahrtsbenediction nicht geben konnte, murrten und fluchten sie über ihn (Ibid. Col. 133). 2) Macchiavelli, Scritti minori, p. 142, in dem bekannten Aufsatz
über die Katastrophe von Sinigaglia. -- Freilich waren Spanier und Franzosen noch eifriger als italienische Soldaten. Vgl. bei Paul. Jov. vita Leonis X. (L. II.) die Scene vor der Schlacht bei Ravenna, wo das spanische Herr den vor Freude weinenden Le- gaten wegen der Absolution umdrängt. Ferner (ibid.) die Franzosen in Mailand. 1. Abſchnitt.In Italien ſelber gab es eine gewiſſe Anzahl Gebildeter Und bei ſo geringer Ausſicht auf äußere Hülfe ent- 1) Der Eindruck der Benedictionen Eugen's IV. in Florenz, Vespa- siano Fiorent. p. 18. — Die Majeſtät der Functionen Nicolaus V, ſ. Infessura (Eccard, II, Col. 1883, seq.) und J. Manetti, Vita Nicolai V. (Murat. III, II, Col. 923). — Die Huldigungen an Pius II, ſ. Diario Ferrarese (Murat. XXIV. Col. 205) und Pii II. Comment. passim, beſ. IV, 201. 204. XI, 562. Auch Mörder vom Fach wagen ſich nicht an den Papſt. — Die großen Functionen wurden als etwas ſehr weſentliches behandelt von dem pomphaften Paul II. (Platina l. c. 321) und von Sixtus IV, welcher die Oſtermeſſe trotz des Podagras ſitzend hielt (Jac. Volaterran. diarium, Murat. XXIII. Col. 131). Merk- würdig unterſcheidet das Volk zwiſchen der magiſchen Kraft des Se- gens und der Unwürdigkeit des Segnenden; als er 1481 die Him- melfahrtsbenediction nicht geben konnte, murrten und fluchten ſie über ihn (Ibid. Col. 133). 2) Macchiavelli, Scritti minori, p. 142, in dem bekannten Aufſatz
über die Kataſtrophe von Sinigaglia. — Freilich waren Spanier und Franzoſen noch eifriger als italieniſche Soldaten. Vgl. bei Paul. Jov. vita Leonis X. (L. II.) die Scene vor der Schlacht bei Ravenna, wo das ſpaniſche Herr den vor Freude weinenden Le- gaten wegen der Abſolution umdrängt. Ferner (ibid.) die Franzoſen in Mailand. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0114" n="104"/><note place="left"><hi rendition="#b"><hi rendition="#u">1. Abſchnitt.</hi></hi></note>In Italien ſelber gab es eine gewiſſe Anzahl Gebildeter<lb/><note place="left">Stützpunkte.</note>und auch wohl Ungebildeter, welche eine Art von National-<lb/> ſtolz darein ſetzten, daß das Papſtthum dem Lande gehöre;<lb/> ſehr Viele hatten ein beſtimmtes Intereſſe dabei, daß es ſo<lb/> ſei und bleibe; eine gewaltige Menge glaubten auch noch<lb/> an die Kraft der päpſtlichen Weihen und Segnungen <note place="foot" n="1)">Der Eindruck der Benedictionen Eugen's <hi rendition="#aq">IV.</hi> in Florenz, <hi rendition="#aq">Vespa-<lb/> siano Fiorent. p.</hi> 18. — Die Majeſtät der Functionen Nicolaus <hi rendition="#aq">V,</hi><lb/> ſ. <hi rendition="#aq">Infessura (Eccard, II, Col. 1883, seq.)</hi> und <hi rendition="#aq">J. Manetti,<lb/> Vita Nicolai V. (Murat. III, II, Col. 923).</hi> — Die Huldigungen<lb/> an Pius <hi rendition="#aq">II,</hi> ſ. <hi rendition="#aq">Diario Ferrarese (Murat. XXIV. Col. 205)</hi><lb/> und <hi rendition="#aq">Pii II. Comment. passim,</hi> beſ. <hi rendition="#aq">IV, 201. 204. XI,</hi> 562.<lb/> Auch Mörder vom Fach wagen ſich nicht an den Papſt. — Die<lb/> großen Functionen wurden als etwas ſehr weſentliches behandelt<lb/> von dem pomphaften Paul <hi rendition="#aq">II. (Platina l. c. 321)</hi> und von<lb/> Sixtus <hi rendition="#aq">IV,</hi> welcher die Oſtermeſſe trotz des Podagras ſitzend hielt<lb/><hi rendition="#aq">(Jac. Volaterran. diarium, Murat. XXIII. Col. 131).</hi> Merk-<lb/> würdig unterſcheidet das Volk zwiſchen der magiſchen Kraft des Se-<lb/> gens und der Unwürdigkeit des Segnenden; als er 1481 die Him-<lb/> melfahrtsbenediction nicht geben konnte, murrten und fluchten ſie<lb/> über ihn <hi rendition="#aq">(Ibid. Col. 133).</hi></note>,<lb/> darunter auch große Frevler, wie jener Vitellozzo Vitelli,<lb/> der noch um den Ablaß Alexanders <hi rendition="#aq">VI.</hi> flehte als ihn der<lb/> Sohn des Papſtes erwürgen ließ <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">Macchiavelli, Scritti minori, p. 142,</hi> in dem bekannten Aufſatz<lb/> über die Kataſtrophe von Sinigaglia. — Freilich waren Spanier<lb/> und Franzoſen noch eifriger als italieniſche Soldaten. Vgl. bei<lb/><hi rendition="#aq">Paul. Jov. vita Leonis X. (L. II.)</hi> die Scene vor der Schlacht<lb/> bei Ravenna, wo das ſpaniſche Herr den vor Freude weinenden Le-<lb/> gaten wegen der Abſolution umdrängt. Ferner (<hi rendition="#aq">ibid.</hi>) die Franzoſen<lb/> in Mailand.</note>. Allein alle dieſe Sym-<lb/> pathien zuſammen hätten wiederum das Papſtthum nicht<lb/> gerettet gegenüber von wahrhaft entſchloſſenen Gegnern, die<lb/> den vorhandenen Haß und Neid zu benützen gewußt hätten.</p><lb/> <p>Und bei ſo geringer Ausſicht auf äußere Hülfe ent-<lb/> wickeln ſich gerade die allergrößten Gefahren im Innern<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [104/0114]
In Italien ſelber gab es eine gewiſſe Anzahl Gebildeter
und auch wohl Ungebildeter, welche eine Art von National-
ſtolz darein ſetzten, daß das Papſtthum dem Lande gehöre;
ſehr Viele hatten ein beſtimmtes Intereſſe dabei, daß es ſo
ſei und bleibe; eine gewaltige Menge glaubten auch noch
an die Kraft der päpſtlichen Weihen und Segnungen 1),
darunter auch große Frevler, wie jener Vitellozzo Vitelli,
der noch um den Ablaß Alexanders VI. flehte als ihn der
Sohn des Papſtes erwürgen ließ 2). Allein alle dieſe Sym-
pathien zuſammen hätten wiederum das Papſtthum nicht
gerettet gegenüber von wahrhaft entſchloſſenen Gegnern, die
den vorhandenen Haß und Neid zu benützen gewußt hätten.
1. Abſchnitt.
Stützpunkte.
Und bei ſo geringer Ausſicht auf äußere Hülfe ent-
wickeln ſich gerade die allergrößten Gefahren im Innern
1) Der Eindruck der Benedictionen Eugen's IV. in Florenz, Vespa-
siano Fiorent. p. 18. — Die Majeſtät der Functionen Nicolaus V,
ſ. Infessura (Eccard, II, Col. 1883, seq.) und J. Manetti,
Vita Nicolai V. (Murat. III, II, Col. 923). — Die Huldigungen
an Pius II, ſ. Diario Ferrarese (Murat. XXIV. Col. 205)
und Pii II. Comment. passim, beſ. IV, 201. 204. XI, 562.
Auch Mörder vom Fach wagen ſich nicht an den Papſt. — Die
großen Functionen wurden als etwas ſehr weſentliches behandelt
von dem pomphaften Paul II. (Platina l. c. 321) und von
Sixtus IV, welcher die Oſtermeſſe trotz des Podagras ſitzend hielt
(Jac. Volaterran. diarium, Murat. XXIII. Col. 131). Merk-
würdig unterſcheidet das Volk zwiſchen der magiſchen Kraft des Se-
gens und der Unwürdigkeit des Segnenden; als er 1481 die Him-
melfahrtsbenediction nicht geben konnte, murrten und fluchten ſie
über ihn (Ibid. Col. 133).
2) Macchiavelli, Scritti minori, p. 142, in dem bekannten Aufſatz
über die Kataſtrophe von Sinigaglia. — Freilich waren Spanier
und Franzoſen noch eifriger als italieniſche Soldaten. Vgl. bei
Paul. Jov. vita Leonis X. (L. II.) die Scene vor der Schlacht
bei Ravenna, wo das ſpaniſche Herr den vor Freude weinenden Le-
gaten wegen der Abſolution umdrängt. Ferner (ibid.) die Franzoſen
in Mailand.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |