Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.1. Abschnitt.meist mehr oder weniger unbotmäßige Vasallen der Kirche -- Simonie.In dem Vater waren Herrschbegier, Habsucht und 1) Laut Corio (Fol. 479) dachte Carl an ein Concil, an die Absetzung
des Papstes, ja an seine Wegführung nach Frankreich, und zwar erst bei der Rückkehr von Neapel. Laut Benedictus: Carolus VIII. (bei Eccard, scriptores, II, Col. 1584) hätte Carl in Neapel, als ihm Papst und Cardinäle die Anerkennung seiner neuen Krone verweigerten, sich allerdings Gedanken gemacht de Italiae imperio deque pontificis statu mutando, allein gleich darauf gedachte er sich wieder mit Alexanders persönlicher Demüthigung zu begnügen. Der Papst entwischte ihm jedoch. 1. Abſchnitt.meiſt mehr oder weniger unbotmäßige Vaſallen der Kirche — Simonie.In dem Vater waren Herrſchbegier, Habſucht und 1) Laut Corio (Fol. 479) dachte Carl an ein Concil, an die Abſetzung
des Papſtes, ja an ſeine Wegführung nach Frankreich, und zwar erſt bei der Rückkehr von Neapel. Laut Benedictus: Carolus VIII. (bei Eccard, scriptores, II, Col. 1584) hätte Carl in Neapel, als ihm Papſt und Cardinäle die Anerkennung ſeiner neuen Krone verweigerten, ſich allerdings Gedanken gemacht de Italiæ imperio deque pontificis statu mutando, allein gleich darauf gedachte er ſich wieder mit Alexanders perſönlicher Demüthigung zu begnügen. Der Papſt entwiſchte ihm jedoch. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0122" n="112"/><note place="left"><hi rendition="#b"><hi rendition="#u">1. Abſchnitt.</hi></hi></note>meiſt mehr oder weniger unbotmäßige Vaſallen der Kirche —<lb/> vertrieben oder zernichtet und in Rom ſelbſt beide große Fac-<lb/> tionen zu Boden geſchmettert wurden, die angeblich guelfi-<lb/> ſchen Orſinen ſo gut wie die angeblich ghibelliniſchen Co-<lb/> lonneſen. Aber die Mittel, welche angewandt wurden,<lb/> waren ſo ſchrecklich, daß das Papſtthum an den Conſe-<lb/> quenzen derſelben nothwendig hätte zu Grunde gehen müſſen,<lb/> wenn nicht ein Zwiſchen-Ereigniß (die gleichzeitige Vergif-<lb/> tung von Vater und Sohn) die ganze Lage der Dinge<lb/><note place="left">Gefahren von<lb/> außen.</note>plötzlich geändert hätte. — Auf die moraliſche Entrüſtung<lb/> des Abendlandes allerdings brauchte Alexander nicht viel<lb/> zu achten; in der Nähe erzwang er Schrecken und Huldi-<lb/> gung; die ausländiſchen Fürſten ließen ſich gewinnen und<lb/> Ludwig <hi rendition="#aq">XII.</hi> half ihm ſogar aus allen Kräften, die Be-<lb/> völkerungen aber ahnten kaum was in Mittelitalien vor-<lb/> ging. Der einzige in dieſem Sinne wahrhaft gefährliche<lb/> Moment, als Carl <hi rendition="#aq">VIII.</hi> in der Nähe war, ging uner-<lb/> wartet glücklich vorüber, und auch damals handelte es ſich<lb/> wohl nicht um das Papſtthum als ſolches <note place="foot" n="1)">Laut Corio (Fol. 479) dachte Carl an ein Concil, an die Abſetzung<lb/> des Papſtes, ja an ſeine Wegführung nach Frankreich, und zwar<lb/> erſt bei der Rückkehr von Neapel. Laut Benedictus: <hi rendition="#aq">Carolus VIII.</hi><lb/> (bei <hi rendition="#aq">Eccard, scriptores, II, Col.</hi> 1584) hätte Carl in Neapel,<lb/> als ihm Papſt <hi rendition="#g">und</hi> Cardinäle die Anerkennung ſeiner neuen Krone<lb/> verweigerten, ſich allerdings Gedanken gemacht <hi rendition="#aq">de Italiæ imperio<lb/> deque pontificis <hi rendition="#g">statu</hi> mutando,</hi> allein gleich darauf gedachte<lb/> er ſich wieder mit Alexanders perſönlicher Demüthigung zu begnügen.<lb/> Der Papſt entwiſchte ihm jedoch.</note> ſondern nur<lb/> um Verdrängung Alexanders durch einen beſſern Papſt.<lb/> Die große, bleibende und wachſende Gefahr für das Pon-<lb/> tificat lag in Alexander ſelbſt und vor allem in ſeinem<lb/> Sohne Ceſare Borgia.</p><lb/> <p><note place="left">Simonie.</note>In dem Vater waren Herrſchbegier, Habſucht und<lb/> Wolluſt mit einem ſtarken und glänzenden Naturell ver-<lb/> bunden. Was irgend zum Genuß von Macht und Wohl-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [112/0122]
meiſt mehr oder weniger unbotmäßige Vaſallen der Kirche —
vertrieben oder zernichtet und in Rom ſelbſt beide große Fac-
tionen zu Boden geſchmettert wurden, die angeblich guelfi-
ſchen Orſinen ſo gut wie die angeblich ghibelliniſchen Co-
lonneſen. Aber die Mittel, welche angewandt wurden,
waren ſo ſchrecklich, daß das Papſtthum an den Conſe-
quenzen derſelben nothwendig hätte zu Grunde gehen müſſen,
wenn nicht ein Zwiſchen-Ereigniß (die gleichzeitige Vergif-
tung von Vater und Sohn) die ganze Lage der Dinge
plötzlich geändert hätte. — Auf die moraliſche Entrüſtung
des Abendlandes allerdings brauchte Alexander nicht viel
zu achten; in der Nähe erzwang er Schrecken und Huldi-
gung; die ausländiſchen Fürſten ließen ſich gewinnen und
Ludwig XII. half ihm ſogar aus allen Kräften, die Be-
völkerungen aber ahnten kaum was in Mittelitalien vor-
ging. Der einzige in dieſem Sinne wahrhaft gefährliche
Moment, als Carl VIII. in der Nähe war, ging uner-
wartet glücklich vorüber, und auch damals handelte es ſich
wohl nicht um das Papſtthum als ſolches 1) ſondern nur
um Verdrängung Alexanders durch einen beſſern Papſt.
Die große, bleibende und wachſende Gefahr für das Pon-
tificat lag in Alexander ſelbſt und vor allem in ſeinem
Sohne Ceſare Borgia.
1. Abſchnitt.
Gefahren von
außen.
In dem Vater waren Herrſchbegier, Habſucht und
Wolluſt mit einem ſtarken und glänzenden Naturell ver-
bunden. Was irgend zum Genuß von Macht und Wohl-
Simonie.
1) Laut Corio (Fol. 479) dachte Carl an ein Concil, an die Abſetzung
des Papſtes, ja an ſeine Wegführung nach Frankreich, und zwar
erſt bei der Rückkehr von Neapel. Laut Benedictus: Carolus VIII.
(bei Eccard, scriptores, II, Col. 1584) hätte Carl in Neapel,
als ihm Papſt und Cardinäle die Anerkennung ſeiner neuen Krone
verweigerten, ſich allerdings Gedanken gemacht de Italiæ imperio
deque pontificis statu mutando, allein gleich darauf gedachte
er ſich wieder mit Alexanders perſönlicher Demüthigung zu begnügen.
Der Papſt entwiſchte ihm jedoch.
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