Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.Brief "an die Nachwelt" 1) ist die Rechenschaft des alten,2. Abschnitt. 1) Epistola de origine et vita etc., am Eingang der Opera: "Franc. Petrarca Posteritati salutem". Gewisse neuere Tadler von P.'s Eitelkeit würden an seiner Stelle schwerlich so viele Güte und Offenheit behalten haben wie er. 2) Opera, p. 177: de celebritate nominis importuna. 3) De remediis utriusque fortunae, passim. 4) Epist. seniles III, 5. Einen Maßstab von Petrarca's Ruhm giebt z. B. Blondus (Italia illustrata, p. 416) hundert Jahre nachher, durch seine Versicherung, daß auch kaum ein Gelehrter mehr etwas von König Robert dem Guten wüßte, wenn Petrarca seiner nicht so oft und freundlich gedacht hätte. 5) Epist. seniles XIII, 3. p. 918. Cultur der Renaissance. 10
Brief „an die Nachwelt“ 1) iſt die Rechenſchaft des alten,2. Abſchnitt. 1) Epistola de origine et vita etc., am Eingang der Opera: „Franc. Petrarca Posteritati salutem“. Gewiſſe neuere Tadler von P.'s Eitelkeit würden an ſeiner Stelle ſchwerlich ſo viele Güte und Offenheit behalten haben wie er. 2) Opera, p. 177: de celebritate nominis importuna. 3) De remediis utriusque fortunæ, passim. 4) Epist. seniles III, 5. Einen Maßſtab von Petrarca's Ruhm giebt z. B. Blondus (Italia illustrata, p. 416) hundert Jahre nachher, durch ſeine Verſicherung, daß auch kaum ein Gelehrter mehr etwas von König Robert dem Guten wüßte, wenn Petrarca ſeiner nicht ſo oft und freundlich gedacht hätte. 5) Epist. seniles XIII, 3. p. 918. Cultur der Renaiſſance. 10
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0155" n="145"/> Brief „an die Nachwelt“ <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Epistola de origine et vita etc.,</hi> am Eingang der <hi rendition="#aq">Opera:<lb/> „Franc. Petrarca Posteritati salutem“</hi>. Gewiſſe neuere Tadler<lb/> von P.'s Eitelkeit würden an ſeiner Stelle ſchwerlich ſo viele Güte<lb/> und Offenheit behalten haben wie er.</note> iſt die Rechenſchaft des alten,<note place="right"><hi rendition="#b"><hi rendition="#u">2. Abſchnitt.</hi></hi></note><lb/> hochberühmten Mannes, der die öffentliche Neugier zufrie-<lb/> den ſtellen muß; bei der Nachwelt möchte er wohl Ruhm<lb/> genießen, bei den Zeitgenoſſen aber ſich lieber denſelben<lb/> verbitten <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">Opera, p. 177: de celebritate nominis importuna.</hi></note>; in ſeinen Dialogen von Glück und Unglück <note place="foot" n="3)"><hi rendition="#aq">De remediis utriusque fortunæ, passim.</hi></note><lb/> hat bei Anlaß des Ruhmes der Gegenredner, welcher deſſen<lb/> Nichtigkeit beweist, den ſtärkern Accent für ſich. Soll man<lb/> es aber ſtrenge nehmen, wenn es Petrarca noch immer<lb/> freut, daß der paläologiſche Autokrator von Byzanz <note place="foot" n="4)"><hi rendition="#aq">Epist. seniles III, 5.</hi> Einen Maßſtab von Petrarca's Ruhm giebt<lb/> z. B. Blondus <hi rendition="#aq">(Italia illustrata, p. 416)</hi> hundert Jahre nachher,<lb/> durch ſeine Verſicherung, daß auch kaum ein Gelehrter mehr etwas<lb/> von König Robert dem Guten wüßte, wenn Petrarca ſeiner nicht<lb/> ſo oft und freundlich gedacht hätte.</note> ihn<lb/> durch ſeine Schriften ſo genau kennt wie Kaiſer Carl <hi rendition="#aq">IV.</hi><lb/> ihn kennt? Denn in der That ging ſein Ruf ſchon bei<lb/> Lebzeiten über Italien hinaus. Und empfand er nicht eine<lb/> gerechte Rührung als ihn bei einem Beſuch in ſeiner Hei-<lb/> math Arezzo die Freunde zu ſeinem Geburtshaus führten<note place="right">Cultus der Ge-<lb/> burtshäuſer.</note><lb/> und ihm meldeten, die Stadt ſorge dafür, daß nichts daran<lb/> verändert werden dürfe? <note place="foot" n="5)"><hi rendition="#aq">Epist. seniles XIII, 3. p. 918.</hi></note> Früher feierte und conſervirte<lb/> man die Wohnungen einzelner großer Heiligen, wie z. B.<lb/> die Zelle des S. Thomas von Aquino bei den Domini-<lb/> canern in Neapel, die Portiuncula des S. Franciscus bei<lb/> Aſſiſi; höchſtens genoſſen noch einzelne große Rechtsgelehrte<lb/> jenes halbmythiſche Anſehen, welches zu dieſer Ehre führte;<lb/> ſo benannte das Volk noch gegen Ende des <hi rendition="#aq">XIV.</hi> Jahr-<lb/> hunderts zu Bagnolo unweit Florenz ein altes Gebäude<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Cultur der Renaiſſance. 10</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [145/0155]
Brief „an die Nachwelt“ 1) iſt die Rechenſchaft des alten,
hochberühmten Mannes, der die öffentliche Neugier zufrie-
den ſtellen muß; bei der Nachwelt möchte er wohl Ruhm
genießen, bei den Zeitgenoſſen aber ſich lieber denſelben
verbitten 2); in ſeinen Dialogen von Glück und Unglück 3)
hat bei Anlaß des Ruhmes der Gegenredner, welcher deſſen
Nichtigkeit beweist, den ſtärkern Accent für ſich. Soll man
es aber ſtrenge nehmen, wenn es Petrarca noch immer
freut, daß der paläologiſche Autokrator von Byzanz 4) ihn
durch ſeine Schriften ſo genau kennt wie Kaiſer Carl IV.
ihn kennt? Denn in der That ging ſein Ruf ſchon bei
Lebzeiten über Italien hinaus. Und empfand er nicht eine
gerechte Rührung als ihn bei einem Beſuch in ſeiner Hei-
math Arezzo die Freunde zu ſeinem Geburtshaus führten
und ihm meldeten, die Stadt ſorge dafür, daß nichts daran
verändert werden dürfe? 5) Früher feierte und conſervirte
man die Wohnungen einzelner großer Heiligen, wie z. B.
die Zelle des S. Thomas von Aquino bei den Domini-
canern in Neapel, die Portiuncula des S. Franciscus bei
Aſſiſi; höchſtens genoſſen noch einzelne große Rechtsgelehrte
jenes halbmythiſche Anſehen, welches zu dieſer Ehre führte;
ſo benannte das Volk noch gegen Ende des XIV. Jahr-
hunderts zu Bagnolo unweit Florenz ein altes Gebäude
2. Abſchnitt.
Cultus der Ge-
burtshäuſer.
1) Epistola de origine et vita etc., am Eingang der Opera:
„Franc. Petrarca Posteritati salutem“. Gewiſſe neuere Tadler
von P.'s Eitelkeit würden an ſeiner Stelle ſchwerlich ſo viele Güte
und Offenheit behalten haben wie er.
2) Opera, p. 177: de celebritate nominis importuna.
3) De remediis utriusque fortunæ, passim.
4) Epist. seniles III, 5. Einen Maßſtab von Petrarca's Ruhm giebt
z. B. Blondus (Italia illustrata, p. 416) hundert Jahre nachher,
durch ſeine Verſicherung, daß auch kaum ein Gelehrter mehr etwas
von König Robert dem Guten wüßte, wenn Petrarca ſeiner nicht
ſo oft und freundlich gedacht hätte.
5) Epist. seniles XIII, 3. p. 918.
Cultur der Renaiſſance. 10
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |