Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.zu welchen schon Boccaccio mit emphatischer Bitterkeit die2. Abschnitt. Nunmehr gedenken auch die italischen Städte wiederBerühmte 1) Boccaccio, vita di Dante, p. 39. 2) Franco Sacchetti, Nov. 121. 3) Erstere in dem bekannten Sarcophag bei S. Lorenzo, letztere am Palazzo della ragione über einer Thür. Das Nähere über deren Auffindung 1413 s. bei Misson, voyage en Italie, vol. I. 4) Vita di Dante, l. c. Wie die Leiche des Cassius nach der Schlacht bei Philippi wieder nach Parma gelangt sein mag? 5) Nobilitatis fastu, und zwar sub obtentu religionis, sagt Pius II. (Comment. X, p. 473). Die neue Gattung von Ruhm mußte wohl vielen Leuten unbequem erscheinen, die an Anderes gewöhnt waren. 10*
zu welchen ſchon Boccaccio mit emphatiſcher Bitterkeit die2. Abſchnitt. Nunmehr gedenken auch die italiſchen Städte wiederBerühmte 1) Boccaccio, vita di Dante, p. 39. 2) Franco Sacchetti, Nov. 121. 3) Erſtere in dem bekannten Sarcophag bei S. Lorenzo, letztere am Palazzo della ragione über einer Thür. Das Nähere über deren Auffindung 1413 ſ. bei Misson, voyage en Italie, vol. I. 4) Vita di Dante, l. c. Wie die Leiche des Caſſius nach der Schlacht bei Philippi wieder nach Parma gelangt ſein mag? 5) Nobilitatis fastu, und zwar sub obtentu religionis, ſagt Pius II. (Comment. X, p. 473). Die neue Gattung von Ruhm mußte wohl vielen Leuten unbequem erſcheinen, die an Anderes gewöhnt waren. 10*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0157" n="147"/> zu welchen ſchon Boccaccio mit emphatiſcher Bitterkeit die<note place="right"><hi rendition="#b"><hi rendition="#u">2. Abſchnitt.</hi></hi></note><lb/> Vaterſtadt aufſtachelte <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Boccaccio, vita di Dante, p. 39.</hi></note>, ruhig bei S. Francesco in Ra-<lb/> venna ſchlafen, „zwiſchen uralten Kaiſergräbern und Heiligen-<lb/> „grüften, in ehrenvollerer Geſellſchaft als du, o Heimath,<lb/> „ihm bieten könnteſt“. Es kam ſchon damals vor, daß<lb/> ein wunderlicher Menſch ungeſtraft die Lichter vom Altar<lb/> des Crucifixes wegnahm und ſie an das Grab ſtellte mit<lb/> den Worten: Nimm ſie, du biſt ihrer würdiger als Jener —<lb/> der Gekreuzigte <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">Franco Sacchetti, Nov. 121.</hi></note>.</p><lb/> <p>Nunmehr gedenken auch die italiſchen Städte wieder<note place="right">Berühmte<lb/> Männer des<lb/> Alterthums.</note><lb/> ihrer Mitbürger und Einwohner aus dem Alterthum.<lb/> Neapel hatte vielleicht ſein Grab Virgil's nie ganz vergeſſen,<lb/> ſchon weil ſich ein halbmythiſcher Begriff an den Namen<lb/> geknüpft hatte. Padua glaubte vollends noch im <hi rendition="#aq">XVI.</hi><lb/> Jahrhundert nicht nur die echten Gebeine ſeines trojaniſchen<lb/> Gründers Antenor, ſondern auch die des Titus Livius zu<lb/> beſitzen <note place="foot" n="3)">Erſtere in dem bekannten Sarcophag bei S. Lorenzo, letztere am<lb/> Palazzo della ragione über einer Thür. Das Nähere über deren<lb/> Auffindung 1413 ſ. bei <hi rendition="#aq">Misson, voyage en Italie, vol. I.</hi></note>. „Sulmona, ſagt Boccaccio <note place="foot" n="4)"><hi rendition="#aq">Vita di Dante, l. c.</hi> Wie die Leiche des Caſſius nach der Schlacht<lb/> bei Philippi wieder nach Parma gelangt ſein mag?</note>, klagt, daß Ovid<lb/> „fern in der Verbannung begraben ſei, Parma freut ſich,<lb/> „daß Caſſius in ſeinen Mauern ſchlummere“. Die Man-<lb/> tuaner prägten im <hi rendition="#aq">XIV.</hi> Jahrhundert eine Münze mit<lb/> dem Bruſtbild Virgil's und ſtellten eine Statue auf, die<lb/> ihn vorſtellen ſollte; aus mittelalterlichem Junkerhochmuth <note place="foot" n="5)"><hi rendition="#aq">Nobilitatis fastu,</hi> und zwar <hi rendition="#aq">sub obtentu religionis,</hi> ſagt Pius <hi rendition="#aq">II.<lb/> (Comment. X, p. 473).</hi> Die neue Gattung von Ruhm mußte<lb/> wohl vielen Leuten unbequem erſcheinen, die an Anderes gewöhnt<lb/> waren.</note><lb/> ließ ſie der Vormund des damaligen Gonzaga, Carlo Ma-<lb/> lateſta, 1392 umſtürzen und mußte ſie, weil der Ruhm<lb/> <fw place="bottom" type="sig">10*</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [147/0157]
zu welchen ſchon Boccaccio mit emphatiſcher Bitterkeit die
Vaterſtadt aufſtachelte 1), ruhig bei S. Francesco in Ra-
venna ſchlafen, „zwiſchen uralten Kaiſergräbern und Heiligen-
„grüften, in ehrenvollerer Geſellſchaft als du, o Heimath,
„ihm bieten könnteſt“. Es kam ſchon damals vor, daß
ein wunderlicher Menſch ungeſtraft die Lichter vom Altar
des Crucifixes wegnahm und ſie an das Grab ſtellte mit
den Worten: Nimm ſie, du biſt ihrer würdiger als Jener —
der Gekreuzigte 2).
2. Abſchnitt.
Nunmehr gedenken auch die italiſchen Städte wieder
ihrer Mitbürger und Einwohner aus dem Alterthum.
Neapel hatte vielleicht ſein Grab Virgil's nie ganz vergeſſen,
ſchon weil ſich ein halbmythiſcher Begriff an den Namen
geknüpft hatte. Padua glaubte vollends noch im XVI.
Jahrhundert nicht nur die echten Gebeine ſeines trojaniſchen
Gründers Antenor, ſondern auch die des Titus Livius zu
beſitzen 3). „Sulmona, ſagt Boccaccio 4), klagt, daß Ovid
„fern in der Verbannung begraben ſei, Parma freut ſich,
„daß Caſſius in ſeinen Mauern ſchlummere“. Die Man-
tuaner prägten im XIV. Jahrhundert eine Münze mit
dem Bruſtbild Virgil's und ſtellten eine Statue auf, die
ihn vorſtellen ſollte; aus mittelalterlichem Junkerhochmuth 5)
ließ ſie der Vormund des damaligen Gonzaga, Carlo Ma-
lateſta, 1392 umſtürzen und mußte ſie, weil der Ruhm
Berühmte
Männer des
Alterthums.
1) Boccaccio, vita di Dante, p. 39.
2) Franco Sacchetti, Nov. 121.
3) Erſtere in dem bekannten Sarcophag bei S. Lorenzo, letztere am
Palazzo della ragione über einer Thür. Das Nähere über deren
Auffindung 1413 ſ. bei Misson, voyage en Italie, vol. I.
4) Vita di Dante, l. c. Wie die Leiche des Caſſius nach der Schlacht
bei Philippi wieder nach Parma gelangt ſein mag?
5) Nobilitatis fastu, und zwar sub obtentu religionis, ſagt Pius II.
(Comment. X, p. 473). Die neue Gattung von Ruhm mußte
wohl vielen Leuten unbequem erſcheinen, die an Anderes gewöhnt
waren.
10*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |