Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.sich eine unerhörte Summe von Schmach 1). Wer konnte,2. Abschnitt. 1) Vgl. Fedra Inghirami's Leichenrede auf Lodovico Podocataro (1505), in den Anecdd. litt. I, p. 319. -- Der Scandalsammler Massa- ino erwähnt bei Paul. Jov. Dialogus de viris litt. illustr. (Tiraboschi, Tom. VII, parte IV. p. 1631.) 2) So hielt es im Ganzen Leo X. und er rechnete damit im Ganzen richtig; so schrecklich die Pasquillanten zumal nach seinem Tode mit ihm umgingen, sie haben die Gesammtanschauung seines Wesens nicht dominiren können. 3) In diesem Falle war wohl Cardinal Ardicino della Porta, der 1491 seine Würde niederlegen und in ein fernes Kloster flüchten wollte. Vgl. Infessura, bei Eccard II, Col. 2000. 4) S. dessen Leichenrede in den Anecdd. litt. IV, p. 315. Er brachte in der südlichen Mark Ancona ein Bauernheer zusammen, das nur durch den Verrath des Herzogs von Urbino am Handeln verhindert wurde. -- Seine schönen hoffnungslosen Liebesmadrigale bei Trucchi, poesie ined. III, p. 123. 5) Wie er an der Tafel Clemens VII. seine Zunge brauchte, s. bei Giraldi, Hecatommithi, VII, Nov. 5. 11*
ſich eine unerhörte Summe von Schmach 1). Wer konnte,2. Abſchnitt. 1) Vgl. Fedra Inghirami's Leichenrede auf Lodovico Podocataro (1505), in den Anecdd. litt. I, p. 319. — Der Scandalſammler Maſſa- ino erwähnt bei Paul. Jov. Dialogus de viris litt. illustr. (Tiraboschi, Tom. VII, parte IV. p. 1631.) 2) So hielt es im Ganzen Leo X. und er rechnete damit im Ganzen richtig; ſo ſchrecklich die Pasquillanten zumal nach ſeinem Tode mit ihm umgingen, ſie haben die Geſammtanſchauung ſeines Weſens nicht dominiren können. 3) In dieſem Falle war wohl Cardinal Ardicino della Porta, der 1491 ſeine Würde niederlegen und in ein fernes Kloſter flüchten wollte. Vgl. Infessura, bei Eccard II, Col. 2000. 4) S. deſſen Leichenrede in den Anecdd. litt. IV, p. 315. Er brachte in der ſüdlichen Mark Ancona ein Bauernheer zuſammen, das nur durch den Verrath des Herzogs von Urbino am Handeln verhindert wurde. — Seine ſchönen hoffnungsloſen Liebesmadrigale bei Trucchi, poesie ined. III, p. 123. 5) Wie er an der Tafel Clemens VII. ſeine Zunge brauchte, ſ. bei Giraldi, Hecatommithi, VII, Nov. 5. 11*
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ſich eine unerhörte Summe von Schmach 1). Wer konnte,
ſchützte ſich dagegen am Zweckmäßigſten durch Verachtung,
ſowohl was die wahren als was die erlogenen Beſchuldi-
gungen betraf, und durch glänzenden, fröhlichen Aufwand 2).
Zartere Gemüther aber konnten wohl in eine Art von Ver-
zweiflung fallen wenn ſie tief in Schuld und noch tiefer
in üble Nachrede verſtrickt waren 3). Allmälig ſagte man
Jedem das Schlimmſte nach und gerade die ſtrengſte Tu-
gend weckte die Bosheit am ſicherſten. Von dem großen
Kanzelredner Fra Egidio von Viterbo, den Leo um ſeiner
Verdienſte willen zum Cardinal erhob und der ſich bei dem
Unglück von 1527 auch als tüchtiger populärer Mönch
zeigte 4), giebt Giovio zu verſtehen, er habe ſich die ascetiſche
Bläſſe durch Qualm von naſſem Stroh u. dgl. conſervirt.
Giovio iſt bei ſolchen Anläſſen ein echter Curiale 5); in der
Regel erzählt er ſein Hiſtörchen, fügt dann bei, er glaube
es nicht, und läßt endlich in einer allgemeinern Bemerkung
durchblicken, es möchte doch etwas dran ſein. Das wahre
2. Abſchnitt.
Giovio.
1) Vgl. Fedra Inghirami's Leichenrede auf Lodovico Podocataro (1505),
in den Anecdd. litt. I, p. 319. — Der Scandalſammler Maſſa-
ino erwähnt bei Paul. Jov. Dialogus de viris litt. illustr.
(Tiraboschi, Tom. VII, parte IV. p. 1631.)
2) So hielt es im Ganzen Leo X. und er rechnete damit im Ganzen
richtig; ſo ſchrecklich die Pasquillanten zumal nach ſeinem Tode mit
ihm umgingen, ſie haben die Geſammtanſchauung ſeines Weſens nicht
dominiren können.
3) In dieſem Falle war wohl Cardinal Ardicino della Porta, der 1491
ſeine Würde niederlegen und in ein fernes Kloſter flüchten wollte.
Vgl. Infessura, bei Eccard II, Col. 2000.
4) S. deſſen Leichenrede in den Anecdd. litt. IV, p. 315. Er brachte
in der ſüdlichen Mark Ancona ein Bauernheer zuſammen, das nur
durch den Verrath des Herzogs von Urbino am Handeln verhindert
wurde. — Seine ſchönen hoffnungsloſen Liebesmadrigale bei Trucchi,
poesie ined. III, p. 123.
5) Wie er an der Tafel Clemens VII. ſeine Zunge brauchte, ſ. bei
Giraldi, Hecatommithi, VII, Nov. 5.
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