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Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.

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Gleichwohl blieb noch immer unendlich viel mehr übrig als3. Abschnitt.
was gegenwärtig aufrecht steht, und namentlich mögen viele
Reste noch ihre Bekleidung und Incrustation mit Marmor,
ihre vorgesetzten Säulen u. a. Schmuck gehabt haben, wo
jetzt nur der Kernbau aus Backsteinen übrig ist. An diesen
Thatbestand schloß sich nun der Anfang einer ernsthaften
Topographie der alten Stadt an. In Poggio's Wande-Das Rom
Poggio's.

rung durch Rom 1) ist zum erstenmal das Studium der
Reste selbst mit dem der alten Autoren und mit dem der
Inschriften (welchen er durch alles Gestrüpp hindurch 2)
nachging) inniger verbunden, die Phantasie zurückgedrängt,
der Gedanke an das christliche Rom geflissentlich ausge-
schieden. Wäre nur Poggio's Arbeit viel ausgedehnter
und mit Abbildungen versehen! Er traf noch sehr viel
mehr Erhaltenes an als achtzig Jahre später Rafael. Er
selber hat noch das Grabmal der Caecilia Metella und die
Säulenfronte eines der Tempel am Abhang des Capitols
zuerst vollständig und dann später bereits halbzerstört
wiedergesehen, indem der Marmor noch immer den unglück-
seligen Materialwerth hatte, leicht zu Kalk gebrannt werden
zu können; auch eine gewaltige Säulenhalle bei der Mi-
nerva unterlag stückweise diesem Schicksal. Ein Bericht-
erstatter vom Jahre 1443 meldet die Fortdauer dieses
Kalkbrennens, "welches eine Schmach ist; denn die neuern
"Bauten sind erbärmlich, und das Schöne an Rom sind
"die Ruinen" 3). Die damaligen Einwohner in ihren

1) Fabroni, Cosmus, Adnot. 86. Aus einem Brief des Alberto
degli Alberti an Giovanni Medici. -- Ueber den Zustand Roms
2) Poggio als frühster Inscriptionensammler, in seinem Briefe in der
vita Poggii, bei Murat. XX, Col. 177. Als Büstensammler
Col. 183.
3) Poggii opera, fol. 50, s. Ruinarum urbis Romae descriptio.
Um 1430, nämlich kurz vor dem Tode Martin's V. -- Die Ther-
men des Caracalla und Diocletian hatten noch ihre Inerustation
und ihre Säulen.
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Gleichwohl blieb noch immer unendlich viel mehr übrig als3. Abſchnitt.
was gegenwärtig aufrecht ſteht, und namentlich mögen viele
Reſte noch ihre Bekleidung und Incruſtation mit Marmor,
ihre vorgeſetzten Säulen u. a. Schmuck gehabt haben, wo
jetzt nur der Kernbau aus Backſteinen übrig iſt. An dieſen
Thatbeſtand ſchloß ſich nun der Anfang einer ernſthaften
Topographie der alten Stadt an. In Poggio's Wande-Das Rom
Poggio's.

rung durch Rom 1) iſt zum erſtenmal das Studium der
Reſte ſelbſt mit dem der alten Autoren und mit dem der
Inſchriften (welchen er durch alles Geſtrüpp hindurch 2)
nachging) inniger verbunden, die Phantaſie zurückgedrängt,
der Gedanke an das chriſtliche Rom gefliſſentlich ausge-
ſchieden. Wäre nur Poggio's Arbeit viel ausgedehnter
und mit Abbildungen verſehen! Er traf noch ſehr viel
mehr Erhaltenes an als achtzig Jahre ſpäter Rafael. Er
ſelber hat noch das Grabmal der Caecilia Metella und die
Säulenfronte eines der Tempel am Abhang des Capitols
zuerſt vollſtändig und dann ſpäter bereits halbzerſtört
wiedergeſehen, indem der Marmor noch immer den unglück-
ſeligen Materialwerth hatte, leicht zu Kalk gebrannt werden
zu können; auch eine gewaltige Säulenhalle bei der Mi-
nerva unterlag ſtückweiſe dieſem Schickſal. Ein Bericht-
erſtatter vom Jahre 1443 meldet die Fortdauer dieſes
Kalkbrennens, „welches eine Schmach iſt; denn die neuern
„Bauten ſind erbärmlich, und das Schöne an Rom ſind
„die Ruinen“ 3). Die damaligen Einwohner in ihren

1) Fabroni, Cosmus, Adnot. 86. Aus einem Brief des Alberto
degli Alberti an Giovanni Medici. — Ueber den Zuſtand Roms
2) Poggio als frühſter Inſcriptionenſammler, in ſeinem Briefe in der
vita Poggii, bei Murat. XX, Col. 177. Als Büſtenſammler
Col. 183.
3) Poggii opera, fol. 50, s. Ruinarum urbis Romæ descriptio.
Um 1430, nämlich kurz vor dem Tode Martin's V. — Die Ther-
men des Caracalla und Diocletian hatten noch ihre Ineruſtation
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[179/0189] Gleichwohl blieb noch immer unendlich viel mehr übrig als was gegenwärtig aufrecht ſteht, und namentlich mögen viele Reſte noch ihre Bekleidung und Incruſtation mit Marmor, ihre vorgeſetzten Säulen u. a. Schmuck gehabt haben, wo jetzt nur der Kernbau aus Backſteinen übrig iſt. An dieſen Thatbeſtand ſchloß ſich nun der Anfang einer ernſthaften Topographie der alten Stadt an. In Poggio's Wande- rung durch Rom 1) iſt zum erſtenmal das Studium der Reſte ſelbſt mit dem der alten Autoren und mit dem der Inſchriften (welchen er durch alles Geſtrüpp hindurch 2) nachging) inniger verbunden, die Phantaſie zurückgedrängt, der Gedanke an das chriſtliche Rom gefliſſentlich ausge- ſchieden. Wäre nur Poggio's Arbeit viel ausgedehnter und mit Abbildungen verſehen! Er traf noch ſehr viel mehr Erhaltenes an als achtzig Jahre ſpäter Rafael. Er ſelber hat noch das Grabmal der Caecilia Metella und die Säulenfronte eines der Tempel am Abhang des Capitols zuerſt vollſtändig und dann ſpäter bereits halbzerſtört wiedergeſehen, indem der Marmor noch immer den unglück- ſeligen Materialwerth hatte, leicht zu Kalk gebrannt werden zu können; auch eine gewaltige Säulenhalle bei der Mi- nerva unterlag ſtückweiſe dieſem Schickſal. Ein Bericht- erſtatter vom Jahre 1443 meldet die Fortdauer dieſes Kalkbrennens, „welches eine Schmach iſt; denn die neuern „Bauten ſind erbärmlich, und das Schöne an Rom ſind „die Ruinen“ 3). Die damaligen Einwohner in ihren 3. Abſchnitt. Das Rom Poggio's. 1) Fabroni, Cosmus, Adnot. 86. Aus einem Brief des Alberto degli Alberti an Giovanni Medici. — Ueber den Zuſtand Roms 2) Poggio als frühſter Inſcriptionenſammler, in ſeinem Briefe in der vita Poggii, bei Murat. XX, Col. 177. Als Büſtenſammler Col. 183. 3) Poggii opera, fol. 50, s. Ruinarum urbis Romæ descriptio. Um 1430, nämlich kurz vor dem Tode Martin's V. — Die Ther- men des Caracalla und Diocletian hatten noch ihre Ineruſtation und ihre Säulen. 12*

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_renaissance_1860/189>, abgerufen am 21.11.2024.