Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.3. Abschnitt.griechisch verstanden, die erste Stelle und den Ehrennamen 1) Wenn Piero de' Medici beim Tode des bücherliebenden Königs Matthias Corvinus von Ungarn voraussagt, die Scrittori würden fortan ihre Preise ermäßigen müssen, da sie sonst von Niemand mehr (scil. als von uns) beschäftigt würden, so kann dieß nur auf die Griechen gehen, denn Kalligraphen, auf welche man es zu deuten versucht wäre, gab es fortwährend viele in ganz Italien. -- Fa- broni, Laurent. magn. Adnot. 156. Vgl. Adnot. 154. 2) Gaye, Carteggio, I, p. 164. Ein Brief von 1455, unter Ca- lixt III. Auch die berühmte Miniaturenbibel von Urbino ist von einem Franzosen, Arbeiter Vespasiano's, geschrieben. S. D'Agin- court, Malerei, Tab. 78. 3) Vespas. Fior. p. 335. 4) Auch für die Bibliotheken von Urbino und Pesaro (die des Aless.
Sforza, S. 27) hatte der Papst eine ähnliche Gefälligkeit. 3. Abſchnitt.griechiſch verſtanden, die erſte Stelle und den Ehrennamen 1) Wenn Piero de' Medici beim Tode des bücherliebenden Königs Matthias Corvinus von Ungarn vorausſagt, die Scrittori würden fortan ihre Preiſe ermäßigen müſſen, da ſie ſonſt von Niemand mehr (scil. als von uns) beſchäftigt würden, ſo kann dieß nur auf die Griechen gehen, denn Kalligraphen, auf welche man es zu deuten verſucht wäre, gab es fortwährend viele in ganz Italien. — Fa- broni, Laurent. magn. Adnot. 156. Vgl. Adnot. 154. 2) Gaye, Carteggio, I, p. 164. Ein Brief von 1455, unter Ca- lixt III. Auch die berühmte Miniaturenbibel von Urbino iſt von einem Franzoſen, Arbeiter Vespaſiano's, geſchrieben. S. D'Agin- court, Malerei, Tab. 78. 3) Vespas. Fior. p. 335. 4) Auch für die Bibliotheken von Urbino und Peſaro (die des Aleſſ.
Sforza, S. 27) hatte der Papſt eine ähnliche Gefälligkeit. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0202" n="192"/><note place="left"><hi rendition="#b"><hi rendition="#u">3. Abſchnitt.</hi></hi></note>griechiſch verſtanden, die erſte Stelle und den Ehrennamen<lb/> Scrittori im vorzugsweiſen Sinne ein; es waren und<lb/> blieben ihrer wenige, und ſie wurden hoch bezahlt <note place="foot" n="1)">Wenn Piero de' Medici beim Tode des bücherliebenden Königs<lb/> Matthias Corvinus von Ungarn vorausſagt, die Scrittori würden<lb/> fortan ihre Preiſe ermäßigen müſſen, da ſie ſonſt von Niemand mehr<lb/> (<hi rendition="#aq">scil.</hi> als von uns) beſchäftigt würden, ſo kann dieß nur auf die<lb/> Griechen gehen, denn Kalligraphen, auf welche man es zu deuten<lb/> verſucht wäre, gab es fortwährend viele in ganz Italien. — <hi rendition="#aq">Fa-<lb/> broni, Laurent. magn. Adnot. 156.</hi> Vgl. <hi rendition="#aq">Adnot. 154.</hi></note>. Die<lb/> übrigen, Copiſti ſchlechtweg, waren theils Arbeiter, die einzig<lb/> davon lebten, theils arme Gelehrte, die eines Nebengewinnes<lb/> bedurften. Merkwürdiger Weiſe waren die Copiſten von<lb/> Rom um die Zeit Nicolaus <hi rendition="#aq">V.</hi> meiſt Deutſche und Fran-<lb/> zoſen <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">Gaye, Carteggio, I, p. 164.</hi> Ein Brief von 1455, unter Ca-<lb/> lixt <hi rendition="#aq">III.</hi> Auch die berühmte Miniaturenbibel von Urbino iſt von<lb/> einem Franzoſen, Arbeiter Vespaſiano's, geſchrieben. S. D'Agin-<lb/> court, Malerei, Tab. 78.</note>, wahrſcheinlich Leute, die etwas bei der Curie zu<lb/> ſuchen hatten und ihren Lebensunterhalt herausſchlagen<lb/> mußten. Als nun z. B. Coſimo Medici für ſeine Lieblings-<lb/> gründung, die Badia unterhalb Fieſole raſch eine Biblio-<lb/> thek gründen wollte, ließ er den Vespaſiano kommen und<lb/> erhielt den Rath: auf den Kauf vorräthiger Bücher zu<lb/> verzichten, da ſich, was man wünſche, nicht vorräthig finde,<lb/> ſondern ſchreiben zu laſſen; darauf machte Coſimo einen<lb/> Accord mit ihm auf tagtägliche Auszahlung, und Vespa-<lb/> ſiano nahm 45 Schreiber und lieferte in 22 Monaten<lb/> 200 fertige Bände <note place="foot" n="3)"><hi rendition="#aq">Vespas. Fior. p. 335.</hi></note>. Das Verzeichniß, wonach man ver-<lb/> fuhr, hatte Coſimo von Nicolaus <hi rendition="#aq">V.</hi> <note place="foot" n="4)">Auch für die Bibliotheken von Urbino und Peſaro (die des Aleſſ.<lb/> Sforza, S. 27) hatte der Papſt eine ähnliche Gefälligkeit.</note> eigenhändig erhalten.<lb/> (Natürlich überwog die kirchliche Literatur und die Aus-<lb/> ſtattung für den Chordienſt weit das Uebrige.)</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [192/0202]
griechiſch verſtanden, die erſte Stelle und den Ehrennamen
Scrittori im vorzugsweiſen Sinne ein; es waren und
blieben ihrer wenige, und ſie wurden hoch bezahlt 1). Die
übrigen, Copiſti ſchlechtweg, waren theils Arbeiter, die einzig
davon lebten, theils arme Gelehrte, die eines Nebengewinnes
bedurften. Merkwürdiger Weiſe waren die Copiſten von
Rom um die Zeit Nicolaus V. meiſt Deutſche und Fran-
zoſen 2), wahrſcheinlich Leute, die etwas bei der Curie zu
ſuchen hatten und ihren Lebensunterhalt herausſchlagen
mußten. Als nun z. B. Coſimo Medici für ſeine Lieblings-
gründung, die Badia unterhalb Fieſole raſch eine Biblio-
thek gründen wollte, ließ er den Vespaſiano kommen und
erhielt den Rath: auf den Kauf vorräthiger Bücher zu
verzichten, da ſich, was man wünſche, nicht vorräthig finde,
ſondern ſchreiben zu laſſen; darauf machte Coſimo einen
Accord mit ihm auf tagtägliche Auszahlung, und Vespa-
ſiano nahm 45 Schreiber und lieferte in 22 Monaten
200 fertige Bände 3). Das Verzeichniß, wonach man ver-
fuhr, hatte Coſimo von Nicolaus V. 4) eigenhändig erhalten.
(Natürlich überwog die kirchliche Literatur und die Aus-
ſtattung für den Chordienſt weit das Uebrige.)
3. Abſchnitt.
1) Wenn Piero de' Medici beim Tode des bücherliebenden Königs
Matthias Corvinus von Ungarn vorausſagt, die Scrittori würden
fortan ihre Preiſe ermäßigen müſſen, da ſie ſonſt von Niemand mehr
(scil. als von uns) beſchäftigt würden, ſo kann dieß nur auf die
Griechen gehen, denn Kalligraphen, auf welche man es zu deuten
verſucht wäre, gab es fortwährend viele in ganz Italien. — Fa-
broni, Laurent. magn. Adnot. 156. Vgl. Adnot. 154.
2) Gaye, Carteggio, I, p. 164. Ein Brief von 1455, unter Ca-
lixt III. Auch die berühmte Miniaturenbibel von Urbino iſt von
einem Franzoſen, Arbeiter Vespaſiano's, geſchrieben. S. D'Agin-
court, Malerei, Tab. 78.
3) Vespas. Fior. p. 335.
4) Auch für die Bibliotheken von Urbino und Peſaro (die des Aleſſ.
Sforza, S. 27) hatte der Papſt eine ähnliche Gefälligkeit.
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