Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.der Anna Sforza mit Alfonso d'Este im Castell von Mai-3. Abschnitt. Von den academischen Reden sind die bei Einführung Bei den Advocaten gab das jeweilige Auditorium den Eine ganz eigene Gattung sind die italienisch gehalte-Soldatenreden. 1) Anecdota lit. I, p. 299, in Fedra's Leichenrede auf Lod. Podoca- taro, welchen Guarino vorzugsweise zu solchen Aufträgen bestimmte. 2) Von solchen Einleitungsvorlesungen sind viele [e]rhalten, in den Wer- ken des Sabellicus, Beroaldus maior, Codrus Urceus etc. 3) Den ausgezeichneten Ruhm von Pomponazzo's Vortrag s. bei Paul. Jov. Elogia. 4) Vespas. Fior. p. 103. Vgl. die Geschichte p. 598, wie Gianozzo
Mannetti zu ihm ins Lager kömmt. der Anna Sforza mit Alfonſo d'Eſte im Caſtell von Mai-3. Abſchnitt. Von den academiſchen Reden ſind die bei Einführung Bei den Advocaten gab das jeweilige Auditorium den Eine ganz eigene Gattung ſind die italieniſch gehalte-Soldatenreden. 1) Anecdota lit. I, p. 299, in Fedra's Leichenrede auf Lod. Podoca- taro, welchen Guarino vorzugsweiſe zu ſolchen Aufträgen beſtimmte. 2) Von ſolchen Einleitungsvorleſungen ſind viele [e]rhalten, in den Wer- ken des Sabellicus, Beroaldus maior, Codrus Urceus ꝛc. 3) Den ausgezeichneten Ruhm von Pomponazzo's Vortrag ſ. bei Paul. Jov. Elogia. 4) Vespas. Fior. p. 103. Vgl. die Geſchichte p. 598, wie Gianozzo
Mannetti zu ihm ins Lager kömmt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0241" n="231"/> der Anna Sforza mit Alfonſo d'Eſte im Caſtell von Mai-<note place="right"><hi rendition="#b"><hi rendition="#u">3. Abſchnitt.</hi></hi></note><lb/> land, gehalten wurden. (Es könnte immerhin in der Pa-<lb/> laſtcapelle geſchehen ſein.) Auch angeſehene Privatleute<lb/> ließen ſich wohl einen ſolchen Hochzeitsredner als vornehmen<lb/> Luxus gefallen. In Ferrara erſuchte man bei ſolchen An-<lb/> läſſen einfach den Guarino <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Anecdota lit. I, p.</hi> 299, in Fedra's Leichenrede auf Lod. Podoca-<lb/> taro, welchen Guarino vorzugsweiſe zu ſolchen Aufträgen beſtimmte.</note>, er möchte einen ſeiner Schüler<lb/> ſenden. Die Kirche als ſolche beſorgte bei Trauungen und<lb/> Leichen nur die eigentlichen Ceremonien.</p><lb/> <p>Von den academiſchen Reden ſind die bei Einführung<lb/> neuer Profeſſoren und die bei Curseröffnungen <note place="foot" n="2)">Von ſolchen Einleitungsvorleſungen ſind viele <supplied>e</supplied>rhalten, in den Wer-<lb/> ken des Sabellicus, Beroaldus maior, Codrus Urceus ꝛc.</note> von den<lb/> Profeſſoren ſelbſt gehaltenen mit dem größten rhetoriſchen<lb/> Aufwand behandelt. Der gewöhnliche Cathedervortrag<lb/> näherte ſich ebenfalls oft der eigentlichen Rede <note place="foot" n="3)">Den ausgezeichneten Ruhm von Pomponazzo's Vortrag ſ. bei <hi rendition="#aq">Paul.<lb/> Jov. Elogia.</hi></note>.</p><lb/> <p>Bei den Advocaten gab das jeweilige Auditorium den<lb/> Maßſtab für die Behandlung der Rede. Je nach Umſtän-<lb/> den wurde dieſelbe mit dem vollen philologiſch-antiquari-<lb/> ſchen Pomp ausgeſtattet.</p><lb/> <p>Eine ganz eigene Gattung ſind die italieniſch gehalte-<note place="right">Soldatenreden.</note><lb/> nen Anreden an die Soldaten, theils vor dem Kampf,<lb/> theils nachher. Federigo von Urbino <note place="foot" n="4)"><hi rendition="#aq">Vespas. Fior. p.</hi> 103. Vgl. die Geſchichte <hi rendition="#aq">p.</hi> 598, wie Gianozzo<lb/> Mannetti zu ihm ins Lager kömmt.</note> war hiefür claſſiſch;<lb/> einer Schaar nach der andern, wie ſie kampfgerüſtet da<lb/> ſtanden, flößte er Stolz und Begeiſterung ein. Manche<lb/> Rede in den Kriegsſchriftſtellern des <hi rendition="#aq">XV.</hi> Jahrhunderts,<lb/> z. B. bei Porcellius (S. 100) möchte nur theilweiſe fingirt<lb/> ſein, theilweiſe aber auf wirklich geſprochenen Worten be-<lb/> ruhen. Wieder etwas Anderes waren die Anreden an die<lb/> ſeit 1506, hauptſächlich auf Macchiavell's Betrieb organiſirte<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [231/0241]
der Anna Sforza mit Alfonſo d'Eſte im Caſtell von Mai-
land, gehalten wurden. (Es könnte immerhin in der Pa-
laſtcapelle geſchehen ſein.) Auch angeſehene Privatleute
ließen ſich wohl einen ſolchen Hochzeitsredner als vornehmen
Luxus gefallen. In Ferrara erſuchte man bei ſolchen An-
läſſen einfach den Guarino 1), er möchte einen ſeiner Schüler
ſenden. Die Kirche als ſolche beſorgte bei Trauungen und
Leichen nur die eigentlichen Ceremonien.
3. Abſchnitt.
Von den academiſchen Reden ſind die bei Einführung
neuer Profeſſoren und die bei Curseröffnungen 2) von den
Profeſſoren ſelbſt gehaltenen mit dem größten rhetoriſchen
Aufwand behandelt. Der gewöhnliche Cathedervortrag
näherte ſich ebenfalls oft der eigentlichen Rede 3).
Bei den Advocaten gab das jeweilige Auditorium den
Maßſtab für die Behandlung der Rede. Je nach Umſtän-
den wurde dieſelbe mit dem vollen philologiſch-antiquari-
ſchen Pomp ausgeſtattet.
Eine ganz eigene Gattung ſind die italieniſch gehalte-
nen Anreden an die Soldaten, theils vor dem Kampf,
theils nachher. Federigo von Urbino 4) war hiefür claſſiſch;
einer Schaar nach der andern, wie ſie kampfgerüſtet da
ſtanden, flößte er Stolz und Begeiſterung ein. Manche
Rede in den Kriegsſchriftſtellern des XV. Jahrhunderts,
z. B. bei Porcellius (S. 100) möchte nur theilweiſe fingirt
ſein, theilweiſe aber auf wirklich geſprochenen Worten be-
ruhen. Wieder etwas Anderes waren die Anreden an die
ſeit 1506, hauptſächlich auf Macchiavell's Betrieb organiſirte
Soldatenreden.
1) Anecdota lit. I, p. 299, in Fedra's Leichenrede auf Lod. Podoca-
taro, welchen Guarino vorzugsweiſe zu ſolchen Aufträgen beſtimmte.
2) Von ſolchen Einleitungsvorleſungen ſind viele erhalten, in den Wer-
ken des Sabellicus, Beroaldus maior, Codrus Urceus ꝛc.
3) Den ausgezeichneten Ruhm von Pomponazzo's Vortrag ſ. bei Paul.
Jov. Elogia.
4) Vespas. Fior. p. 103. Vgl. die Geſchichte p. 598, wie Gianozzo
Mannetti zu ihm ins Lager kömmt.
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