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Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.

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5. Abschnitt.zunächst die Wettrennen am reichsten abgestuft; es gab
solche von Pferden, Büffeln, Eseln, dann von Alten, von
Burschen, von Juden u. s. w. Paul II. speiste auch wohl
das Volk in Masse vor Palazzo di Venezia, wo er wohnte.
Sodann hatten die Spiele auf Piazza Navona, welche
vielleicht seit der antiken Zeit nie ganz ausgestorben waren,
einen kriegerisch prächtigen Character; es war ein Schein-
gefecht von Reitern und eine Parade der bewaffneten Bürger-
schaft. Ferner war die Maskenfreiheit sehr groß und dehnte
sich bisweilen über mehrere Monate aus 1). Sixtus IV.
scheute sich nicht, in den volkreichsten Gegenden der Stadt,
auf Campo Fiore und bei den Banchi, durch Schwärme
von Masken hindurch zu passiren, nur einem beabsichtigten
Besuch von Masken im Vatican wich er aus. Unter In-
nocenz VIII. erreichte eine schon früher vorkommende Unsitte
der Cardinäle ihre Vollendung; im Carneval 1491 sandten
sie einander Wagen voll prächtig costumirter Masken, Buf-
fonen und Sängern zu, welche scandalöse Verse hersagten;
Fackelzüge.sie waren freilich von Reitern begleitet. -- Außer dem
Carneval scheinen die Römer zuerst den Werth eines großen
Fackelzuges erkannt zu haben. Als Pius II. 1459 vom
Congreß von Mantua zurückkam 2), wartete ihm das ganze
Volk mit einem Fackelritt auf, welcher sich vor dem Palast
in einem leuchtenden Kreise herum bewegte. Sixtus IV.
fand indeß einmal für gut, eine solche nächtliche Aufwar-
tung des Volkes, das mit Fackeln und Oelzweigen kommen
wollte, nicht anzunehmen 3).

Carneval in
Florenz.
Der florentinische Carneval aber übertraf den römischen

1) Unter Alexander VI. einmal vom October bis zu den Fasten. Vgl.
Tommasi, l. c. p. 322.
2) Pii II. Comment. L. IV, p. 211.
3) Nantiporto, bei Murat. III, II, Col. 1080. Sie wollten ihm für
einen Friedensschluß danken, fanden aber die Thore des Palastes
verschlossen und auf allen Plätzen Truppen aufgestellt.

5. Abſchnitt.zunächſt die Wettrennen am reichſten abgeſtuft; es gab
ſolche von Pferden, Büffeln, Eſeln, dann von Alten, von
Burſchen, von Juden u. ſ. w. Paul II. ſpeiste auch wohl
das Volk in Maſſe vor Palazzo di Venezia, wo er wohnte.
Sodann hatten die Spiele auf Piazza Navona, welche
vielleicht ſeit der antiken Zeit nie ganz ausgeſtorben waren,
einen kriegeriſch prächtigen Character; es war ein Schein-
gefecht von Reitern und eine Parade der bewaffneten Bürger-
ſchaft. Ferner war die Maskenfreiheit ſehr groß und dehnte
ſich bisweilen über mehrere Monate aus 1). Sixtus IV.
ſcheute ſich nicht, in den volkreichſten Gegenden der Stadt,
auf Campo Fiore und bei den Banchi, durch Schwärme
von Masken hindurch zu paſſiren, nur einem beabſichtigten
Beſuch von Masken im Vatican wich er aus. Unter In-
nocenz VIII. erreichte eine ſchon früher vorkommende Unſitte
der Cardinäle ihre Vollendung; im Carneval 1491 ſandten
ſie einander Wagen voll prächtig coſtumirter Masken, Buf-
fonen und Sängern zu, welche ſcandalöſe Verſe herſagten;
Fackelzüge.ſie waren freilich von Reitern begleitet. — Außer dem
Carneval ſcheinen die Römer zuerſt den Werth eines großen
Fackelzuges erkannt zu haben. Als Pius II. 1459 vom
Congreß von Mantua zurückkam 2), wartete ihm das ganze
Volk mit einem Fackelritt auf, welcher ſich vor dem Palaſt
in einem leuchtenden Kreiſe herum bewegte. Sixtus IV.
fand indeß einmal für gut, eine ſolche nächtliche Aufwar-
tung des Volkes, das mit Fackeln und Oelzweigen kommen
wollte, nicht anzunehmen 3).

Carneval in
Florenz.
Der florentiniſche Carneval aber übertraf den römiſchen

1) Unter Alexander VI. einmal vom October bis zu den Faſten. Vgl.
Tommasi, l. c. p. 322.
2) Pii II. Comment. L. IV, p. 211.
3) Nantiporto, bei Murat. III, II, Col. 1080. Sie wollten ihm für
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[424/0434] zunächſt die Wettrennen am reichſten abgeſtuft; es gab ſolche von Pferden, Büffeln, Eſeln, dann von Alten, von Burſchen, von Juden u. ſ. w. Paul II. ſpeiste auch wohl das Volk in Maſſe vor Palazzo di Venezia, wo er wohnte. Sodann hatten die Spiele auf Piazza Navona, welche vielleicht ſeit der antiken Zeit nie ganz ausgeſtorben waren, einen kriegeriſch prächtigen Character; es war ein Schein- gefecht von Reitern und eine Parade der bewaffneten Bürger- ſchaft. Ferner war die Maskenfreiheit ſehr groß und dehnte ſich bisweilen über mehrere Monate aus 1). Sixtus IV. ſcheute ſich nicht, in den volkreichſten Gegenden der Stadt, auf Campo Fiore und bei den Banchi, durch Schwärme von Masken hindurch zu paſſiren, nur einem beabſichtigten Beſuch von Masken im Vatican wich er aus. Unter In- nocenz VIII. erreichte eine ſchon früher vorkommende Unſitte der Cardinäle ihre Vollendung; im Carneval 1491 ſandten ſie einander Wagen voll prächtig coſtumirter Masken, Buf- fonen und Sängern zu, welche ſcandalöſe Verſe herſagten; ſie waren freilich von Reitern begleitet. — Außer dem Carneval ſcheinen die Römer zuerſt den Werth eines großen Fackelzuges erkannt zu haben. Als Pius II. 1459 vom Congreß von Mantua zurückkam 2), wartete ihm das ganze Volk mit einem Fackelritt auf, welcher ſich vor dem Palaſt in einem leuchtenden Kreiſe herum bewegte. Sixtus IV. fand indeß einmal für gut, eine ſolche nächtliche Aufwar- tung des Volkes, das mit Fackeln und Oelzweigen kommen wollte, nicht anzunehmen 3). 5. Abſchnitt. Fackelzüge. Der florentiniſche Carneval aber übertraf den römiſchen Carneval in Florenz. 1) Unter Alexander VI. einmal vom October bis zu den Faſten. Vgl. Tommasi, l. c. p. 322. 2) Pii II. Comment. L. IV, p. 211. 3) Nantiporto, bei Murat. III, II, Col. 1080. Sie wollten ihm für einen Friedensſchluß danken, fanden aber die Thore des Palaſtes verſchloſſen und auf allen Plätzen Truppen aufgeſtellt.

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_renaissance_1860/434>, abgerufen am 22.11.2024.