Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.wirkt die Bewunderung mit, welche dem heiligen Mönche6. Abschnitt. Die Schlußpredigt ist dann ein lauterer Segensspruch, Bei der ungeheuern Macht, welche diese heiligenMangel an bresciana, l. c. -- Graziani, l. c. pag. 565, s. -- Aen. Syl- vius (de viris illustr. p. 25) war in seiner Jugend einmal nach einer Predigt S. Bernardino's nahe daran, in dessen Orden zu treten. 1) Daß es an Reibungen zwischen den berühmten Observantenpredigern
und den neidischen Dominicanern nicht fehlte, zeigt der Streit über das vom Kreuz auf die Erde geflossene Blut Christi (1463). Ueber Fra Jacopo della Marca, der dem dominicanischen Inquisitor durch- aus nicht nachgeben wollte, äußert sich Pius II. in seinem ausführ- lichen Bericht (Comment. L. XI, p. 511) mit einer ganz hübschen Ironie: Pauperiem pati et famem et sitim et corporis cru- ciatum et mortem pro Christi nomine nonnulli possunt; iacturam nominis vel minimam ferre recusant, tanquam sua deficiente fama Dei quoque gloria pereat. wirkt die Bewunderung mit, welche dem heiligen Mönche6. Abſchnitt. Die Schlußpredigt iſt dann ein lauterer Segensſpruch, Bei der ungeheuern Macht, welche dieſe heiligenMangel an bresciana, l. c. — Graziani, l. c. pag. 565, s. — Aen. Syl- vius (de viris illustr. p. 25) war in ſeiner Jugend einmal nach einer Predigt S. Bernardino's nahe daran, in deſſen Orden zu treten. 1) Daß es an Reibungen zwiſchen den berühmten Obſervantenpredigern
und den neidiſchen Dominicanern nicht fehlte, zeigt der Streit über das vom Kreuz auf die Erde gefloſſene Blut Chriſti (1463). Ueber Fra Jacopo della Marca, der dem dominicaniſchen Inquiſitor durch- aus nicht nachgeben wollte, äußert ſich Pius II. in ſeinem ausführ- lichen Bericht (Comment. L. XI, p. 511) mit einer ganz hübſchen Ironie: Pauperiem pati et famem et sitim et corporis cru- ciatum et mortem pro Christi nomine nonnulli possunt; iacturam nominis vel minimam ferre recusant, tanquam sua deficiente fama Dei quoque gloria pereat. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0483" n="473"/> wirkt die Bewunderung mit, welche dem heiligen Mönche<note place="right"><hi rendition="#b"><hi rendition="#u">6. Abſchnitt.</hi></hi></note><lb/> ſich wenigſtens in der äußern Lebensſtellung nach Kräften<lb/> zu nähern ſucht.</p><lb/> <p>Die Schlußpredigt iſt dann ein lauterer Segensſpruch,<lb/> der ſich in den Worten zuſammenfaßt: <hi rendition="#aq">la pace sia con<lb/> voi!</hi> Große Schaaren begleiten den Prediger nach der<lb/> nächſten Stadt und hören daſelbſt ſeinen ganzen Kreis von<lb/> Reden noch einmal an.</p><lb/> <p>Bei der ungeheuern Macht, welche dieſe heiligen<note place="right">Mangel an<lb/> Controle.</note><lb/> Männer ausübten, war es dem Clerus und den Regie-<lb/> rungen erwünſcht, ſie wenigſtens nicht zu Gegnern zu haben.<lb/> Ein Mittel hiezu war, daß man darauf hielt, nur Mönche <note place="foot" n="1)">Daß es an Reibungen zwiſchen den berühmten Obſervantenpredigern<lb/> und den neidiſchen Dominicanern nicht fehlte, zeigt der Streit über<lb/> das vom Kreuz auf die Erde gefloſſene Blut Chriſti (1463). Ueber<lb/> Fra Jacopo della Marca, der dem dominicaniſchen Inquiſitor durch-<lb/> aus nicht nachgeben wollte, äußert ſich Pius <hi rendition="#aq">II.</hi> in ſeinem ausführ-<lb/> lichen Bericht <hi rendition="#aq">(Comment. L. XI, p. 511)</hi> mit einer ganz hübſchen<lb/> Ironie: <hi rendition="#aq">Pauperiem pati et famem et sitim et corporis cru-<lb/> ciatum et mortem pro Christi nomine nonnulli possunt;<lb/> iacturam nominis vel minimam ferre recusant, tanquam sua<lb/> deficiente fama Dei quoque gloria pereat.</hi></note><lb/> oder Geiſtliche, welche wenigſtens die mindern Weihen hatten,<lb/> in ſolcher Qualität auftreten zu laſſen, ſo daß der Orden<lb/> oder die betreffende Corporation einigermaßen für ſie haft-<lb/> bar war. Aber eine ſcharfe Grenze ließ ſich auch hier nicht<lb/> feſthalten, da die Kirche und alſo auch die Kanzel längſt<lb/> für allerlei Zwecke der Oeffentlichkeit, gerichtliche Acte, Pu-<lb/> blicationen, Vorleſungen ꝛc. in Anſpruch genommen war,<lb/> und da ſelbſt bei eigentlichen Predigten bisweilen dem Hu-<lb/> maniſten und Laien das Wort gelaſſen wurde (S. 230 ff.).<lb/><note xml:id="seg2pn_33_2" prev="#seg2pn_33_1" place="foot" n="3)"><hi rendition="#aq">bresciana, l. c. — Graziani, l. c. pag. 565, s. — Aen. Syl-<lb/> vius (de viris illustr. p. 25)</hi> war in ſeiner Jugend einmal nach<lb/> einer Predigt S. Bernardino's nahe daran, in deſſen Orden zu treten.</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [473/0483]
wirkt die Bewunderung mit, welche dem heiligen Mönche
ſich wenigſtens in der äußern Lebensſtellung nach Kräften
zu nähern ſucht.
6. Abſchnitt.
Die Schlußpredigt iſt dann ein lauterer Segensſpruch,
der ſich in den Worten zuſammenfaßt: la pace sia con
voi! Große Schaaren begleiten den Prediger nach der
nächſten Stadt und hören daſelbſt ſeinen ganzen Kreis von
Reden noch einmal an.
Bei der ungeheuern Macht, welche dieſe heiligen
Männer ausübten, war es dem Clerus und den Regie-
rungen erwünſcht, ſie wenigſtens nicht zu Gegnern zu haben.
Ein Mittel hiezu war, daß man darauf hielt, nur Mönche 1)
oder Geiſtliche, welche wenigſtens die mindern Weihen hatten,
in ſolcher Qualität auftreten zu laſſen, ſo daß der Orden
oder die betreffende Corporation einigermaßen für ſie haft-
bar war. Aber eine ſcharfe Grenze ließ ſich auch hier nicht
feſthalten, da die Kirche und alſo auch die Kanzel längſt
für allerlei Zwecke der Oeffentlichkeit, gerichtliche Acte, Pu-
blicationen, Vorleſungen ꝛc. in Anſpruch genommen war,
und da ſelbſt bei eigentlichen Predigten bisweilen dem Hu-
maniſten und Laien das Wort gelaſſen wurde (S. 230 ff.).
3)
Mangel an
Controle.
1) Daß es an Reibungen zwiſchen den berühmten Obſervantenpredigern
und den neidiſchen Dominicanern nicht fehlte, zeigt der Streit über
das vom Kreuz auf die Erde gefloſſene Blut Chriſti (1463). Ueber
Fra Jacopo della Marca, der dem dominicaniſchen Inquiſitor durch-
aus nicht nachgeben wollte, äußert ſich Pius II. in ſeinem ausführ-
lichen Bericht (Comment. L. XI, p. 511) mit einer ganz hübſchen
Ironie: Pauperiem pati et famem et sitim et corporis cru-
ciatum et mortem pro Christi nomine nonnulli possunt;
iacturam nominis vel minimam ferre recusant, tanquam sua
deficiente fama Dei quoque gloria pereat.
3) bresciana, l. c. — Graziani, l. c. pag. 565, s. — Aen. Syl-
vius (de viris illustr. p. 25) war in ſeiner Jugend einmal nach
einer Predigt S. Bernardino's nahe daran, in deſſen Orden zu treten.
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