Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.Die Astrologie tritt mit dem XIII. Jahrhundert plötz-6. Abschnitt. 1) Monachus Paduan. L. II, bei Urstisius, scriptores I, p. 598. 599. 602. 607. -- Auch der letzte Visconti (S. 37) hatte eine ganze Anzahl solcher Leute bei sich. Vgl. Decembrio, bei Mura- tori XX, Col. 1017. 2) So Florenz, wo der genannte Bonatto eine Zeitlang die Stelle ver- sah. Vgl. auch Matteo Villani XI, 3, wo offenbar ein Stadt- astrolog gemeint ist. 3) Libri, hist. d. sciences math. II, 52. 193. In Bologna soll diese Professur schon 1125 vorkommen. -- Vgl. das Verzeichniß der Professoren von Pavia bei Corio, fol. 290. -- Die Professur an der Sapienza unter Leo X, vgl. Roscoe, Leone X, ed. Bossi, V, p. 283. 4) Schon um 1260 zwingt Papst Alexander IV. einen Cardinal und verschämten Astrologen, Bianco, mit politischen Weissagungen heraus- zurücken. Giov. Villani, VI, 81. 5) De dictis etc. Alphonsi, opera, p. 493. Er fand es sei pulchrius quam utile. Platina, vitae Pont. p. 310. -- Für Sixtus IV. vgl. Jac. Volaterran. bei Murat. XXIII, Col. 173. 186. Cultur der Renaissance. 33
Die Aſtrologie tritt mit dem XIII. Jahrhundert plötz-6. Abſchnitt. 1) Monachus Paduan. L. II, bei Urstisius, scriptores I, p. 598. 599. 602. 607. — Auch der letzte Visconti (S. 37) hatte eine ganze Anzahl ſolcher Leute bei ſich. Vgl. Decembrio, bei Mura- tori XX, Col. 1017. 2) So Florenz, wo der genannte Bonatto eine Zeitlang die Stelle ver- ſah. Vgl. auch Matteo Villani XI, 3, wo offenbar ein Stadt- aſtrolog gemeint iſt. 3) Libri, hist. d. sciences math. II, 52. 193. In Bologna ſoll dieſe Profeſſur ſchon 1125 vorkommen. — Vgl. das Verzeichniß der Profeſſoren von Pavia bei Corio, fol. 290. — Die Profeſſur an der Sapienza unter Leo X, vgl. Roscoe, Leone X, ed. Bossi, V, p. 283. 4) Schon um 1260 zwingt Papſt Alexander IV. einen Cardinal und verſchämten Aſtrologen, Bianco, mit politiſchen Weiſſagungen heraus- zurücken. Giov. Villani, VI, 81. 5) De dictis etc. Alphonsi, opera, p. 493. Er fand es ſei pulchrius quam utile. Platina, vitæ Pont. p. 310. — Für Sixtus IV. vgl. Jac. Volaterran. bei Murat. XXIII, Col. 173. 186. Cultur der Renaiſſance. 33
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0523" n="513"/> <p>Die Aſtrologie tritt mit dem <hi rendition="#aq">XIII.</hi> Jahrhundert plötz-<note place="right"><hi rendition="#b"><hi rendition="#u">6. Abſchnitt.</hi></hi></note><lb/> lich ſehr mächtig in den Vordergrund des italieniſchen Lebens.<lb/> Kaiſer Friedrich <hi rendition="#aq">II.</hi> führt ſeinen Aſtrologen Theodorus mit<lb/> ſich, und Ezzelino da Romano <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Monachus Paduan. L. II,</hi> bei <hi rendition="#aq">Urstisius, scriptores I, p.</hi> 598.<lb/> 599. 602. 607. — Auch der letzte Visconti (S. 37) hatte eine<lb/> ganze Anzahl ſolcher Leute bei ſich. Vgl. <hi rendition="#aq">Decembrio,</hi> bei <hi rendition="#aq">Mura-<lb/> tori XX, Col.</hi> 1017.</note> einen ganzen ſtark beſol-<lb/> deten Hof von ſolchen Leuten, darunter den berühmten<lb/> Guido Bonatto und den langbärtigen Saracenen Paul<lb/> von Bagdad. Zu allen wichtigen Unternehmungen mußten<lb/> ſie ihm Tag und Stunde beſtimmen, und die maſſenhaften<lb/> Gräuel, welche er verüben ließ, mögen nicht geringen Theils<lb/> auf logiſcher Deduction aus ihren Weiſſagungen beruht ha-<lb/> ben. Seitdem ſcheut ſich Niemand mehr, die Sterne be-<note place="right">Ihre große<lb/> Verbreitung.</note><lb/> fragen zu laſſen; nicht nur die Fürſten ſondern auch einzelne<lb/> Stadtgemeinden <note place="foot" n="2)">So Florenz, wo der genannte Bonatto eine Zeitlang die Stelle ver-<lb/> ſah. Vgl. auch <hi rendition="#aq">Matteo Villani XI, 3,</hi> wo offenbar ein Stadt-<lb/> aſtrolog gemeint iſt.</note> halten ſich regelmäßige Aſtrologen und an<lb/> den Univerſitäten <note place="foot" n="3)"><hi rendition="#aq">Libri, hist. d. sciences math. II,</hi> 52. 193. In Bologna ſoll<lb/> dieſe Profeſſur ſchon 1125 vorkommen. — Vgl. das Verzeichniß der<lb/> Profeſſoren von Pavia bei <hi rendition="#aq">Corio, fol.</hi> 290. — Die Profeſſur an<lb/> der Sapienza unter Leo <hi rendition="#aq">X,</hi> vgl. <hi rendition="#aq">Roscoe, Leone X, ed. Bossi,<lb/> V, p.</hi> 283.</note> werden vom <hi rendition="#aq">XIV.</hi> bis zum <hi rendition="#aq">XVI.</hi> Jahr-<lb/> hundert beſondere Profeſſoren dieſer Wahnwiſſenſchaft, ſogar<lb/> neben eigentlichen Aſtronomen angeſtellt. Die Päpſte <note place="foot" n="4)">Schon um 1260 zwingt Papſt Alexander <hi rendition="#aq">IV.</hi> einen Cardinal und<lb/> verſchämten Aſtrologen, Bianco, mit politiſchen Weiſſagungen heraus-<lb/> zurücken. <hi rendition="#aq">Giov. Villani, VI,</hi> 81.</note> be-<lb/> kennen ſich großentheils offen zur Sternbefragung; aller-<lb/> dings macht Pius <hi rendition="#aq">II.</hi> eine ehrenvolle Ausnahme <note place="foot" n="5)"><hi rendition="#aq">De dictis etc. Alphonsi, opera, p.</hi> 493. Er fand es ſei <hi rendition="#aq">pulchrius<lb/> quam utile. Platina, vitæ Pont. p.</hi> 310. — Für Sixtus <hi rendition="#aq">IV.</hi><lb/> vgl. <hi rendition="#aq">Jac. Volaterran.</hi> bei <hi rendition="#aq">Murat. XXIII, Col.</hi> 173. 186.</note>, wie er<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Cultur der Renaiſſance. 33</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [513/0523]
Die Aſtrologie tritt mit dem XIII. Jahrhundert plötz-
lich ſehr mächtig in den Vordergrund des italieniſchen Lebens.
Kaiſer Friedrich II. führt ſeinen Aſtrologen Theodorus mit
ſich, und Ezzelino da Romano 1) einen ganzen ſtark beſol-
deten Hof von ſolchen Leuten, darunter den berühmten
Guido Bonatto und den langbärtigen Saracenen Paul
von Bagdad. Zu allen wichtigen Unternehmungen mußten
ſie ihm Tag und Stunde beſtimmen, und die maſſenhaften
Gräuel, welche er verüben ließ, mögen nicht geringen Theils
auf logiſcher Deduction aus ihren Weiſſagungen beruht ha-
ben. Seitdem ſcheut ſich Niemand mehr, die Sterne be-
fragen zu laſſen; nicht nur die Fürſten ſondern auch einzelne
Stadtgemeinden 2) halten ſich regelmäßige Aſtrologen und an
den Univerſitäten 3) werden vom XIV. bis zum XVI. Jahr-
hundert beſondere Profeſſoren dieſer Wahnwiſſenſchaft, ſogar
neben eigentlichen Aſtronomen angeſtellt. Die Päpſte 4) be-
kennen ſich großentheils offen zur Sternbefragung; aller-
dings macht Pius II. eine ehrenvolle Ausnahme 5), wie er
6. Abſchnitt.
Ihre große
Verbreitung.
1) Monachus Paduan. L. II, bei Urstisius, scriptores I, p. 598.
599. 602. 607. — Auch der letzte Visconti (S. 37) hatte eine
ganze Anzahl ſolcher Leute bei ſich. Vgl. Decembrio, bei Mura-
tori XX, Col. 1017.
2) So Florenz, wo der genannte Bonatto eine Zeitlang die Stelle ver-
ſah. Vgl. auch Matteo Villani XI, 3, wo offenbar ein Stadt-
aſtrolog gemeint iſt.
3) Libri, hist. d. sciences math. II, 52. 193. In Bologna ſoll
dieſe Profeſſur ſchon 1125 vorkommen. — Vgl. das Verzeichniß der
Profeſſoren von Pavia bei Corio, fol. 290. — Die Profeſſur an
der Sapienza unter Leo X, vgl. Roscoe, Leone X, ed. Bossi,
V, p. 283.
4) Schon um 1260 zwingt Papſt Alexander IV. einen Cardinal und
verſchämten Aſtrologen, Bianco, mit politiſchen Weiſſagungen heraus-
zurücken. Giov. Villani, VI, 81.
5) De dictis etc. Alphonsi, opera, p. 493. Er fand es ſei pulchrius
quam utile. Platina, vitæ Pont. p. 310. — Für Sixtus IV.
vgl. Jac. Volaterran. bei Murat. XXIII, Col. 173. 186.
Cultur der Renaiſſance. 33
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |