gedient hat, so mag er auch an diesen das außergewöhnliche1. Abschnitt. Naturell geschätzt haben.
Von den Söhnen des Moro, die nach seinem SturzDie letzten Sforza. von fremden Leuten schlecht erzogen waren, sieht ihm der ältere, Massimiliano, gar nicht mehr ähnlich; der jüngere, Francesco, war wenigstens des Aufschwunges nicht unfähig. Mailand, das in diesen Zeiten so viele Male die Gebieter wechselte und dabei unendlich litt, sucht sich wenigstens gegen die Reactionen zu sichern; die im Jahre 1512 vor der spanischen Armee und Massimiliano abziehenden Franzosen werden bewogen, der Stadt einen Revers darüber auszu- stellen, daß die Mailänder keinen Theil an ihrer Vertreibung hätten und ohne Rebellion zu begehen sich einem neuen Eroberer übergeben dürften. 1) Es ist auch in politischer Beziehung zu beachten, daß die unglückliche Stadt in solchen Augenblicken des Ueberganges, gerade wie z. B. Neapel bei der Flucht der Aragonesen, der Plünderung durch Rotten von Bösewichtern (auch sehr vornehmen) anheimzufallen pflegte.
Zwei besonders wohl geordnete und durch tüchtigeDie Gonzagen von Mantua. Fürsten vertretene Herrschaften sind in der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts die der Gonzagen von Mantua und der Montefeltro von Urbino. Die Gonzagen waren schon als Familie ziemlich einträchtig; es gab bei ihnen seit langer Zeit keine geheimen Mordthaten und sie durften ihre Todten zeigen. Marchese Francesco Gonzaga 2) und seine
1) Prato, im Archiv. stor. III, p. 298. vgl. 302.
2) Geb. 1466, verlobt mit der sechsjährigen Isabella 1480, succedirt 1484, vermählt 1490, st. 1519; Isabellens Tod 1539. Ihre Söhne Federigo 1519--1540, zum Herzog erhoben 1530, und der berühmte Ferrante Gonzaga[.] Das Folgende aus der Correspondenz Isabellens, nebst Beilagen, Archiv. stor. Append. Tom. II, mit- getheilt von d'Arco.
gedient hat, ſo mag er auch an dieſen das außergewöhnliche1. Abſchnitt. Naturell geſchätzt haben.
Von den Söhnen des Moro, die nach ſeinem SturzDie letzten Sforza. von fremden Leuten ſchlecht erzogen waren, ſieht ihm der ältere, Maſſimiliano, gar nicht mehr ähnlich; der jüngere, Francesco, war wenigſtens des Aufſchwunges nicht unfähig. Mailand, das in dieſen Zeiten ſo viele Male die Gebieter wechſelte und dabei unendlich litt, ſucht ſich wenigſtens gegen die Reactionen zu ſichern; die im Jahre 1512 vor der ſpaniſchen Armee und Maſſimiliano abziehenden Franzoſen werden bewogen, der Stadt einen Revers darüber auszu- ſtellen, daß die Mailänder keinen Theil an ihrer Vertreibung hätten und ohne Rebellion zu begehen ſich einem neuen Eroberer übergeben dürften. 1) Es iſt auch in politiſcher Beziehung zu beachten, daß die unglückliche Stadt in ſolchen Augenblicken des Ueberganges, gerade wie z. B. Neapel bei der Flucht der Aragoneſen, der Plünderung durch Rotten von Böſewichtern (auch ſehr vornehmen) anheimzufallen pflegte.
Zwei beſonders wohl geordnete und durch tüchtigeDie Gonzagen von Mantua. Fürſten vertretene Herrſchaften ſind in der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts die der Gonzagen von Mantua und der Montefeltro von Urbino. Die Gonzagen waren ſchon als Familie ziemlich einträchtig; es gab bei ihnen ſeit langer Zeit keine geheimen Mordthaten und ſie durften ihre Todten zeigen. Marcheſe Francesco Gonzaga 2) und ſeine
1) Prato, im Archiv. stor. III, p. 298. vgl. 302.
2) Geb. 1466, verlobt mit der ſechsjährigen Iſabella 1480, ſuccedirt 1484, vermählt 1490, ſt. 1519; Iſabellens Tod 1539. Ihre Söhne Federigo 1519—1540, zum Herzog erhoben 1530, und der berühmte Ferrante Gonzaga[.] Das Folgende aus der Correſpondenz Iſabellens, nebſt Beilagen, Archiv. stor. Append. Tom. II, mit- getheilt von d'Arco.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0053"n="43"/>
gedient hat, ſo mag er auch an dieſen das außergewöhnliche<noteplace="right"><hirendition="#b"><hirendition="#u">1. Abſchnitt.</hi></hi></note><lb/>
Naturell geſchätzt haben.</p><lb/><p>Von den Söhnen des Moro, die nach ſeinem Sturz<noteplace="right">Die letzten<lb/>
Sforza.</note><lb/>
von fremden Leuten ſchlecht erzogen waren, ſieht ihm der<lb/>
ältere, Maſſimiliano, gar nicht mehr ähnlich; der jüngere,<lb/>
Francesco, war wenigſtens des Aufſchwunges nicht unfähig.<lb/>
Mailand, das in dieſen Zeiten ſo viele Male die Gebieter<lb/>
wechſelte und dabei unendlich litt, ſucht ſich wenigſtens gegen<lb/>
die Reactionen zu ſichern; die im Jahre 1512 vor der<lb/>ſpaniſchen Armee und Maſſimiliano abziehenden Franzoſen<lb/>
werden bewogen, der Stadt einen Revers darüber auszu-<lb/>ſtellen, daß die Mailänder keinen Theil an ihrer Vertreibung<lb/>
hätten und ohne Rebellion zu begehen ſich einem neuen<lb/>
Eroberer übergeben dürften. <noteplace="foot"n="1)">Prato, im <hirendition="#aq">Archiv. stor. III, p. 298</hi>. vgl. 302.</note> Es iſt auch in politiſcher<lb/>
Beziehung zu beachten, daß die unglückliche Stadt in ſolchen<lb/>
Augenblicken des Ueberganges, gerade wie z. B. Neapel bei<lb/>
der Flucht der Aragoneſen, der Plünderung durch Rotten<lb/>
von Böſewichtern (auch ſehr vornehmen) anheimzufallen<lb/>
pflegte.</p><lb/><p>Zwei beſonders wohl geordnete und durch tüchtige<noteplace="right">Die Gonzagen<lb/>
von Mantua.</note><lb/>
Fürſten vertretene Herrſchaften ſind in der zweiten Hälfte<lb/>
des <hirendition="#aq">XV.</hi> Jahrhunderts die der Gonzagen von Mantua<lb/>
und der Montefeltro von Urbino. Die Gonzagen waren<lb/>ſchon als Familie ziemlich einträchtig; es gab bei ihnen ſeit<lb/>
langer Zeit keine geheimen Mordthaten und ſie durften ihre<lb/>
Todten zeigen. Marcheſe Francesco Gonzaga <noteplace="foot"n="2)">Geb. 1466, verlobt mit der ſechsjährigen Iſabella 1480, ſuccedirt<lb/>
1484, vermählt 1490, ſt. 1519; Iſabellens Tod 1539. Ihre<lb/>
Söhne Federigo 1519—1540, zum Herzog erhoben 1530, und der<lb/>
berühmte Ferrante Gonzaga<supplied>.</supplied> Das Folgende aus der Correſpondenz<lb/>
Iſabellens, nebſt Beilagen, <hirendition="#aq">Archiv. stor. Append. Tom. II</hi>, mit-<lb/>
getheilt von d'Arco.</note> und ſeine<lb/></p></div></body></text></TEI>
[43/0053]
gedient hat, ſo mag er auch an dieſen das außergewöhnliche
Naturell geſchätzt haben.
1. Abſchnitt.
Von den Söhnen des Moro, die nach ſeinem Sturz
von fremden Leuten ſchlecht erzogen waren, ſieht ihm der
ältere, Maſſimiliano, gar nicht mehr ähnlich; der jüngere,
Francesco, war wenigſtens des Aufſchwunges nicht unfähig.
Mailand, das in dieſen Zeiten ſo viele Male die Gebieter
wechſelte und dabei unendlich litt, ſucht ſich wenigſtens gegen
die Reactionen zu ſichern; die im Jahre 1512 vor der
ſpaniſchen Armee und Maſſimiliano abziehenden Franzoſen
werden bewogen, der Stadt einen Revers darüber auszu-
ſtellen, daß die Mailänder keinen Theil an ihrer Vertreibung
hätten und ohne Rebellion zu begehen ſich einem neuen
Eroberer übergeben dürften. 1) Es iſt auch in politiſcher
Beziehung zu beachten, daß die unglückliche Stadt in ſolchen
Augenblicken des Ueberganges, gerade wie z. B. Neapel bei
der Flucht der Aragoneſen, der Plünderung durch Rotten
von Böſewichtern (auch ſehr vornehmen) anheimzufallen
pflegte.
Die letzten
Sforza.
Zwei beſonders wohl geordnete und durch tüchtige
Fürſten vertretene Herrſchaften ſind in der zweiten Hälfte
des XV. Jahrhunderts die der Gonzagen von Mantua
und der Montefeltro von Urbino. Die Gonzagen waren
ſchon als Familie ziemlich einträchtig; es gab bei ihnen ſeit
langer Zeit keine geheimen Mordthaten und ſie durften ihre
Todten zeigen. Marcheſe Francesco Gonzaga 2) und ſeine
Die Gonzagen
von Mantua.
1) Prato, im Archiv. stor. III, p. 298. vgl. 302.
2) Geb. 1466, verlobt mit der ſechsjährigen Iſabella 1480, ſuccedirt
1484, vermählt 1490, ſt. 1519; Iſabellens Tod 1539. Ihre
Söhne Federigo 1519—1540, zum Herzog erhoben 1530, und der
berühmte Ferrante Gonzaga. Das Folgende aus der Correſpondenz
Iſabellens, nebſt Beilagen, Archiv. stor. Append. Tom. II, mit-
getheilt von d'Arco.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_renaissance_1860/53>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.