6. Abschnitt.klänge mit sich. Es fiel z. B. auf, daß Papst Paul II. Magie bei Grundstein- legungen.eine solche Masse von goldenen und silbernen Medaillen in die Grundsteine seiner Bauten versenkte 1), und Platina hat keine üble Lust, hierin ein heidnisches Telesma zu er- kennen. Von der mittelalterlich religiösen Bedeutung eines solchen Opfers 2) hatte wohl freilich Paul so wenig als sein Biograph ein Bewußtsein.
Doch dieser officielle Zauber, der ohnedieß großentheils ein bloßes Hörensagen war, erreichte bei Weitem nicht die Wichtigkeit der geheimen, zu persönlichen Zwecken ange- wandten Magie.
Der Necromant bei den Dichtern.Was davon im gewöhnlichen Leben besonders häufig vorkam, hat Ariost in seiner Comödie vom Necromanten zusammengestellt 3). Sein Held ist einer der vielen aus Spanien vertriebenen Juden, obgleich er sich auch für einen Griechen, Aegypter und Africaner ausgiebt und unaufhör- lich Namen und Maske wechselt. Er kann zwar mit seinen Geisterbeschwörungen den Tag verdunkeln und die Nacht erhellen, die Erde bewegen, sich unsichtbar machen, Menschen in Thiere verwandeln etc., aber diese Prahlereien sind nur der Aushängeschild; sein wahres Ziel ist das Ausbeuten unglücklicher und leidenschaftlicher Ehepaare, und da gleichen die Spuren, die er zurückläßt, dem Geifer einer Schnecke, oft aber auch dem verheerenden Hagelschlag. Um solcher Zwecke willen bringt er es dazu, daß man glaubt, die Kiste, worin ein Liebhaber steckt, sei voller Geister, oder er könne eine Leiche zum Reden bringen u. dgl. Es ist wenigstens ein gutes Zeichen, daß Dichter und Novellisten diese Sorte von Menschen lächerlich machen durften und dabei auf
1)Platina, vitae Pontiff. p. 320: veteres potius hac in re quam Petrum, Anacletum et Linum imitatus.
2) Die man z. B. bei Sugerius, de consecratione ecclesiae (Du- chesne, scriptores IV, p. 355) und Chron. Petershusanum I, 13 und 16 recht wohl ahnt.
3) Vgl. auch die Calandra des Bibiena.
6. Abſchnitt.klänge mit ſich. Es fiel z. B. auf, daß Papſt Paul II. Magie bei Grundſtein- legungen.eine ſolche Maſſe von goldenen und ſilbernen Medaillen in die Grundſteine ſeiner Bauten verſenkte 1), und Platina hat keine üble Luſt, hierin ein heidniſches Telesma zu er- kennen. Von der mittelalterlich religiöſen Bedeutung eines ſolchen Opfers 2) hatte wohl freilich Paul ſo wenig als ſein Biograph ein Bewußtſein.
Doch dieſer officielle Zauber, der ohnedieß großentheils ein bloßes Hörenſagen war, erreichte bei Weitem nicht die Wichtigkeit der geheimen, zu perſönlichen Zwecken ange- wandten Magie.
Der Necromant bei den Dichtern.Was davon im gewöhnlichen Leben beſonders häufig vorkam, hat Arioſt in ſeiner Comödie vom Necromanten zuſammengeſtellt 3). Sein Held iſt einer der vielen aus Spanien vertriebenen Juden, obgleich er ſich auch für einen Griechen, Aegypter und Africaner ausgiebt und unaufhör- lich Namen und Maske wechſelt. Er kann zwar mit ſeinen Geiſterbeſchwörungen den Tag verdunkeln und die Nacht erhellen, die Erde bewegen, ſich unſichtbar machen, Menſchen in Thiere verwandeln ꝛc., aber dieſe Prahlereien ſind nur der Aushängeſchild; ſein wahres Ziel iſt das Ausbeuten unglücklicher und leidenſchaftlicher Ehepaare, und da gleichen die Spuren, die er zurückläßt, dem Geifer einer Schnecke, oft aber auch dem verheerenden Hagelſchlag. Um ſolcher Zwecke willen bringt er es dazu, daß man glaubt, die Kiſte, worin ein Liebhaber ſteckt, ſei voller Geiſter, oder er könne eine Leiche zum Reden bringen u. dgl. Es iſt wenigſtens ein gutes Zeichen, daß Dichter und Novelliſten dieſe Sorte von Menſchen lächerlich machen durften und dabei auf
1)Platina, vitæ Pontiff. p. 320: veteres potius hac in re quam Petrum, Anacletum et Linum imitatus.
2) Die man z. B. bei Sugerius, de consecratione ecclesiæ (Du- chesne, scriptores IV, p. 355) und Chron. Petershusanum I, 13 und 16 recht wohl ahnt.
3) Vgl. auch die Calandra des Bibiena.
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hat keine üble Luſt, hierin ein heidniſches Telesma zu er-
kennen. Von der mittelalterlich religiöſen Bedeutung eines
ſolchen Opfers 2) hatte wohl freilich Paul ſo wenig als ſein
Biograph ein Bewußtſein.
6. Abſchnitt.
Magie bei
Grundſtein-
legungen.
Doch dieſer officielle Zauber, der ohnedieß großentheils
ein bloßes Hörenſagen war, erreichte bei Weitem nicht die
Wichtigkeit der geheimen, zu perſönlichen Zwecken ange-
wandten Magie.
Was davon im gewöhnlichen Leben beſonders häufig
vorkam, hat Arioſt in ſeiner Comödie vom Necromanten
zuſammengeſtellt 3). Sein Held iſt einer der vielen aus
Spanien vertriebenen Juden, obgleich er ſich auch für einen
Griechen, Aegypter und Africaner ausgiebt und unaufhör-
lich Namen und Maske wechſelt. Er kann zwar mit ſeinen
Geiſterbeſchwörungen den Tag verdunkeln und die Nacht
erhellen, die Erde bewegen, ſich unſichtbar machen, Menſchen
in Thiere verwandeln ꝛc., aber dieſe Prahlereien ſind nur
der Aushängeſchild; ſein wahres Ziel iſt das Ausbeuten
unglücklicher und leidenſchaftlicher Ehepaare, und da gleichen
die Spuren, die er zurückläßt, dem Geifer einer Schnecke,
oft aber auch dem verheerenden Hagelſchlag. Um ſolcher
Zwecke willen bringt er es dazu, daß man glaubt, die Kiſte,
worin ein Liebhaber ſteckt, ſei voller Geiſter, oder er könne
eine Leiche zum Reden bringen u. dgl. Es iſt wenigſtens
ein gutes Zeichen, daß Dichter und Novelliſten dieſe Sorte
von Menſchen lächerlich machen durften und dabei auf
Der Necromant
bei den
Dichtern.
1) Platina, vitæ Pontiff. p. 320: veteres potius hac in re quam
Petrum, Anacletum et Linum imitatus.
2) Die man z. B. bei Sugerius, de consecratione ecclesiæ (Du-
chesne, scriptores IV, p. 355) und Chron. Petershusanum I,
13 und 16 recht wohl ahnt.
3) Vgl. auch die Calandra des Bibiena.
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Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860, S. 544. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_renaissance_1860/554>, abgerufen am 21.11.2024.
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