Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.gestellt, ehe die Freiheit und Größe dieser Stadt zu Grabe1. Abschnitt. 1) Ueber Werthverhältnisse und Reichthum in Italien überhaupt kannGeldwerth in Italien. ich, in Ermangelung weiterer Hülfsmittel, hier nur einige zerstreute Data zusammenstellen, wie ich sie zufällig gefunden habe. Offenbare Uebertreibungen sind bei Seite zu lassen. Die Goldmünzen, auf welche die meisten Angaben lauten, sind: Der Ducato, der Zecchino, der Fiorino d'oro und der Scudo d'oro. Ihr Werth ist annäherungs- weise derselbe, eilf bis zwölf Franken unseres Geldes. In Venedig galt z. B. der Doge Andrea Vendramin (1476) mit 170,000 Ducati für sehr reich. (Malipiero, l. c. VII, II, p. 666.) In den 1460er Jahren heißt der Patriarch von Aquileja, Lod. Patavino, "fast der reichste aller Italiener" mit 200,000 Ducaten. (Gasp. Veronens., vita Pauli II, bei Mur. III, II, Col. 1027.) Anderswo fabelhafte Angaben. Antonio Grimani (S. 67) ließ sich die Erhebung seines Sohnes Domenico zum Cardinal 30,000 Duc. kosten. Er selbst wurde bloß an Baarschaft auf 100,000 Duc. geschätzt. (Chron. Venetum, Mur. XXIV, Col. 125.) Ueber das Getreide im Handel und im Marktpreis zu Venedig s. bes. Malipiero l. c. VII, II, p, 709, s. (Notiz von 1498.) Schon um 1522 gilt nicht mehr Venedig sondern Genua nächst Rom als die reichste Stadt Italiens. (Nur glaublich durch die Autorität eines Franc. Vettori; s. dessen Storia, im Archiv. stor. Append. Tom. VI, p. 343.) Bandello, Parte II, Nov. 34 und 42, erwähnt den reichsten genuesischen Kaufmann seiner Zeit, Ansaldo Grimaldi. Zwischen 1400 und 1580 nimmt Franc. Sansovino ein Sinken des Geldwerthes auf die Hälfte an. (Venezia, fol. 151, bis.) In der Lombardei glaubt man ein Verhältniß der Getreide- preise um die Mitte des XV. zu denjenigen der Mitte unseres Jahr- hunderts annehmen zu müssen wie 3 zu 8. (Sacco di Piacenza, im Archiv. stor. append. Tom. V, Nota des Herausgebers Sca- rabelli.) In Ferrara gab es zur Zeit des Herzogs Borso reiche Leute bis 50 und 60,000 Ducati. (Diario Ferrarese, Mur. XXIV, Col. 207, 214, 218; eine fabelhafte Angabe Col. 187.) Cultur der Renaissance. 6
geſtellt, ehe die Freiheit und Größe dieſer Stadt zu Grabe1. Abſchnitt. 1) Ueber Werthverhältniſſe und Reichthum in Italien überhaupt kannGeldwerth in Italien. ich, in Ermangelung weiterer Hülfsmittel, hier nur einige zerſtreute Data zuſammenſtellen, wie ich ſie zufällig gefunden habe. Offenbare Uebertreibungen ſind bei Seite zu laſſen. Die Goldmünzen, auf welche die meiſten Angaben lauten, ſind: Der Ducato, der Zecchino, der Fiorino d'oro und der Scudo d'oro. Ihr Werth iſt annäherungs- weiſe derſelbe, eilf bis zwölf Franken unſeres Geldes. In Venedig galt z. B. der Doge Andrea Vendramin (1476) mit 170,000 Ducati für ſehr reich. (Malipiero, l. c. VII, II, p. 666.) In den 1460er Jahren heißt der Patriarch von Aquileja, Lod. Patavino, „faſt der reichſte aller Italiener“ mit 200,000 Ducaten. (Gasp. Veronens., vita Pauli II, bei Mur. III, II, Col. 1027.) Anderswo fabelhafte Angaben. Antonio Grimani (S. 67) ließ ſich die Erhebung ſeines Sohnes Domenico zum Cardinal 30,000 Duc. koſten. Er ſelbſt wurde bloß an Baarſchaft auf 100,000 Duc. geſchätzt. (Chron. Venetum, Mur. XXIV, Col. 125.) Ueber das Getreide im Handel und im Marktpreis zu Venedig ſ. beſ. Malipiero l. c. VII, II, p, 709, s. (Notiz von 1498.) Schon um 1522 gilt nicht mehr Venedig ſondern Genua nächſt Rom als die reichſte Stadt Italiens. (Nur glaublich durch die Autorität eines Franc. Vettori; ſ. deſſen Storia, im Archiv. stor. Append. Tom. VI, p. 343.) Bandello, Parte II, Nov. 34 und 42, erwähnt den reichſten genueſiſchen Kaufmann ſeiner Zeit, Anſaldo Grimaldi. Zwiſchen 1400 und 1580 nimmt Franc. Sanſovino ein Sinken des Geldwerthes auf die Hälfte an. (Venezia, fol. 151, bis.) In der Lombardei glaubt man ein Verhältniß der Getreide- preiſe um die Mitte des XV. zu denjenigen der Mitte unſeres Jahr- hunderts annehmen zu müſſen wie 3 zu 8. (Sacco di Piacenza, im Archiv. stor. append. Tom. V, Nota des Herausgebers Sca- rabelli.) In Ferrara gab es zur Zeit des Herzogs Borſo reiche Leute bis 50 und 60,000 Ducati. (Diario Ferrarese, Mur. XXIV, Col. 207, 214, 218; eine fabelhafte Angabe Col. 187.) Cultur der Renaiſſance. 6
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0091" n="81"/> geſtellt, ehe die Freiheit und Größe dieſer Stadt zu Grabe<note place="right"><hi rendition="#b"><hi rendition="#u">1. Abſchnitt.</hi></hi></note><lb/> geht <note xml:id="seg2pn_2_1" next="#seg2pn_2_2" place="foot" n="1)">Ueber Werthverhältniſſe und Reichthum in Italien überhaupt kann<note place="right">Geldwerth in<lb/> Italien.</note><lb/> ich, in Ermangelung weiterer Hülfsmittel, hier nur einige zerſtreute<lb/> Data zuſammenſtellen, wie ich ſie zufällig gefunden habe. Offenbare<lb/> Uebertreibungen ſind bei Seite zu laſſen. Die Goldmünzen, auf<lb/> welche die meiſten Angaben lauten, ſind: Der Ducato, der Zecchino,<lb/> der Fiorino d'oro und der Scudo d'oro. Ihr Werth iſt annäherungs-<lb/> weiſe derſelbe, eilf bis zwölf Franken unſeres Geldes.<lb/> In <hi rendition="#g">Venedig</hi> galt z. B. der Doge Andrea Vendramin (1476)<lb/> mit 170,000 Ducati für ſehr reich. (<hi rendition="#aq">Malipiero, l. c. VII, II,<lb/> p.</hi> 666.)<lb/> In den 1460er Jahren heißt der Patriarch von Aquileja, Lod.<lb/> Patavino, „faſt der reichſte aller Italiener“ mit 200,000 Ducaten.<lb/> (<hi rendition="#aq">Gasp. Veronens., vita Pauli II,</hi> bei <hi rendition="#aq">Mur. III, II, Col.</hi> 1027.)<lb/> Anderswo fabelhafte Angaben.<lb/> Antonio Grimani (S. 67) ließ ſich die Erhebung ſeines Sohnes<lb/> Domenico zum Cardinal 30,000 Duc. koſten. Er ſelbſt wurde bloß<lb/> an Baarſchaft auf 100,000 Duc. geſchätzt. (<hi rendition="#aq">Chron. Venetum,<lb/> Mur. XXIV, Col.</hi> 125.)<lb/> Ueber das Getreide im Handel und im Marktpreis zu Venedig<lb/> ſ. beſ. <hi rendition="#aq">Malipiero l. c. VII, II, p, 709, s.</hi> (Notiz von 1498.)<lb/> Schon um 1522 gilt nicht mehr Venedig ſondern Genua nächſt<lb/> Rom als die reichſte Stadt Italiens. (Nur glaublich durch die<lb/> Autorität eines Franc. Vettori; ſ. deſſen Storia, im <hi rendition="#aq">Archiv. stor.<lb/> Append. Tom. VI, p.</hi> 343.) Bandello, <hi rendition="#aq">Parte II, Nov.</hi> 34<lb/> und 42, erwähnt den reichſten genueſiſchen Kaufmann ſeiner Zeit,<lb/> Anſaldo Grimaldi.<lb/> Zwiſchen 1400 und 1580 nimmt Franc. Sanſovino ein Sinken<lb/> des Geldwerthes auf die Hälfte an. (<hi rendition="#aq">Venezia, fol. 151, bis.</hi>)<lb/> In der <hi rendition="#g">Lombardei</hi> glaubt man ein Verhältniß der Getreide-<lb/> preiſe um die Mitte des <hi rendition="#aq">XV.</hi> zu denjenigen der Mitte unſeres Jahr-<lb/> hunderts annehmen zu müſſen wie 3 zu 8. (<hi rendition="#aq">Sacco di Piacenza,</hi><lb/> im <hi rendition="#aq">Archiv. stor. append. Tom. V,</hi> Nota des Herausgebers Sca-<lb/> rabelli.)<lb/> In Ferrara gab es zur Zeit des Herzogs Borſo reiche Leute bis<lb/> 50 und 60,000 Ducati. (<hi rendition="#aq">Diario Ferrarese, Mur. XXIV, Col.<lb/> 207, 214, 218;</hi> eine fabelhafte Angabe <hi rendition="#aq">Col.</hi> 187.)</note>.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">Cultur der Renaiſſance. 6</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [81/0091]
geſtellt, ehe die Freiheit und Größe dieſer Stadt zu Grabe
geht 1).
1. Abſchnitt.
1) Ueber Werthverhältniſſe und Reichthum in Italien überhaupt kann
ich, in Ermangelung weiterer Hülfsmittel, hier nur einige zerſtreute
Data zuſammenſtellen, wie ich ſie zufällig gefunden habe. Offenbare
Uebertreibungen ſind bei Seite zu laſſen. Die Goldmünzen, auf
welche die meiſten Angaben lauten, ſind: Der Ducato, der Zecchino,
der Fiorino d'oro und der Scudo d'oro. Ihr Werth iſt annäherungs-
weiſe derſelbe, eilf bis zwölf Franken unſeres Geldes.
In Venedig galt z. B. der Doge Andrea Vendramin (1476)
mit 170,000 Ducati für ſehr reich. (Malipiero, l. c. VII, II,
p. 666.)
In den 1460er Jahren heißt der Patriarch von Aquileja, Lod.
Patavino, „faſt der reichſte aller Italiener“ mit 200,000 Ducaten.
(Gasp. Veronens., vita Pauli II, bei Mur. III, II, Col. 1027.)
Anderswo fabelhafte Angaben.
Antonio Grimani (S. 67) ließ ſich die Erhebung ſeines Sohnes
Domenico zum Cardinal 30,000 Duc. koſten. Er ſelbſt wurde bloß
an Baarſchaft auf 100,000 Duc. geſchätzt. (Chron. Venetum,
Mur. XXIV, Col. 125.)
Ueber das Getreide im Handel und im Marktpreis zu Venedig
ſ. beſ. Malipiero l. c. VII, II, p, 709, s. (Notiz von 1498.)
Schon um 1522 gilt nicht mehr Venedig ſondern Genua nächſt
Rom als die reichſte Stadt Italiens. (Nur glaublich durch die
Autorität eines Franc. Vettori; ſ. deſſen Storia, im Archiv. stor.
Append. Tom. VI, p. 343.) Bandello, Parte II, Nov. 34
und 42, erwähnt den reichſten genueſiſchen Kaufmann ſeiner Zeit,
Anſaldo Grimaldi.
Zwiſchen 1400 und 1580 nimmt Franc. Sanſovino ein Sinken
des Geldwerthes auf die Hälfte an. (Venezia, fol. 151, bis.)
In der Lombardei glaubt man ein Verhältniß der Getreide-
preiſe um die Mitte des XV. zu denjenigen der Mitte unſeres Jahr-
hunderts annehmen zu müſſen wie 3 zu 8. (Sacco di Piacenza,
im Archiv. stor. append. Tom. V, Nota des Herausgebers Sca-
rabelli.)
In Ferrara gab es zur Zeit des Herzogs Borſo reiche Leute bis
50 und 60,000 Ducati. (Diario Ferrarese, Mur. XXIV, Col.
207, 214, 218; eine fabelhafte Angabe Col. 187.)
Cultur der Renaiſſance. 6
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |