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Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800.

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Bildung des Arztes.
§ 532.

Durch diese Eigenschaft wird er auch in den Stand ge-
setzt, die Krankheiten viel sicherer und leichter zu heilen:
der wohlthätige Einfluß eines humanen und gebildeten Arz-
tes auf das Gemüth seines Kranken ist in vielen Fällen al-
lein hinreichend, die ganze Krankheit zu heben, in andern
Fällen unterstützt er zum wenigsten die Heilung.

§ 533.

Auf der andern Seite erhebt die Humanität den Arzt
zu dem wohlthätigen Gefühle eigener Selbstständigkeit, wel-
ches ihn bey den Vorurtheilen des großen Haufens gegen
die Heilkunst und die Aerzte aufrecht erhalten muß.

§ 534.

Ganz besonders wichtig ist dem Arzte die Menschen-
kenntniß
, und dadurch auch die Kenntniß seiner selbst.
Nach seinen Anlagen und Kräften kennt er den Menschen
aus den Grundwissenschaften der Heilkunst, aber es kömmt
nun auch darauf an, ihn in den Modificationen dieser An-
lagen kennen zu lernen, ihn in seinen bürgerlichen Verhält-
nissen, in der Art, seine Neigungen, Gefühle oder Gedan-
ken zu offenbaren oder zu verdecken etc. zu beobachten. Denn
diese Kenntniß des Charakters ist ein wesentliches Erfordee-
niß zur Heilung eines jeden Krankheitsfalles.

§ 535.

Die Menschenkenntniß lehrt ihn Klugheit, d. h.
die Fertigkeit in Ergreifung der schicklichsten Maaßregeln,
um die Gesinnungen und den Willen der Menschen nach
seinem Zwecke zu bestimmen. Man belegt sie mit dem Na-

men
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Bildung des Arztes.
§ 532.

Durch dieſe Eigenſchaft wird er auch in den Stand ge-
ſetzt, die Krankheiten viel ſicherer und leichter zu heilen:
der wohlthaͤtige Einfluß eines humanen und gebildeten Arz-
tes auf das Gemuͤth ſeines Kranken iſt in vielen Faͤllen al-
lein hinreichend, die ganze Krankheit zu heben, in andern
Faͤllen unterſtuͤtzt er zum wenigſten die Heilung.

§ 533.

Auf der andern Seite erhebt die Humanitaͤt den Arzt
zu dem wohlthaͤtigen Gefuͤhle eigener Selbſtſtaͤndigkeit, wel-
ches ihn bey den Vorurtheilen des großen Haufens gegen
die Heilkunſt und die Aerzte aufrecht erhalten muß.

§ 534.

Ganz beſonders wichtig iſt dem Arzte die Menſchen-
kenntniß
, und dadurch auch die Kenntniß ſeiner ſelbſt.
Nach ſeinen Anlagen und Kraͤften kennt er den Menſchen
aus den Grundwiſſenſchaften der Heilkunſt, aber es koͤmmt
nun auch darauf an, ihn in den Modificationen dieſer An-
lagen kennen zu lernen, ihn in ſeinen buͤrgerlichen Verhaͤlt-
niſſen, in der Art, ſeine Neigungen, Gefuͤhle oder Gedan-
ken zu offenbaren oder zu verdecken ꝛc. zu beobachten. Denn
dieſe Kenntniß des Charakters iſt ein weſentliches Erfordee-
niß zur Heilung eines jeden Krankheitsfalles.

§ 535.

Die Menſchenkenntniß lehrt ihn Klugheit, d. h.
die Fertigkeit in Ergreifung der ſchicklichſten Maaßregeln,
um die Geſinnungen und den Willen der Menſchen nach
ſeinem Zwecke zu beſtimmen. Man belegt ſie mit dem Na-

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[163/0181] Bildung des Arztes. § 532. Durch dieſe Eigenſchaft wird er auch in den Stand ge- ſetzt, die Krankheiten viel ſicherer und leichter zu heilen: der wohlthaͤtige Einfluß eines humanen und gebildeten Arz- tes auf das Gemuͤth ſeines Kranken iſt in vielen Faͤllen al- lein hinreichend, die ganze Krankheit zu heben, in andern Faͤllen unterſtuͤtzt er zum wenigſten die Heilung. § 533. Auf der andern Seite erhebt die Humanitaͤt den Arzt zu dem wohlthaͤtigen Gefuͤhle eigener Selbſtſtaͤndigkeit, wel- ches ihn bey den Vorurtheilen des großen Haufens gegen die Heilkunſt und die Aerzte aufrecht erhalten muß. § 534. Ganz beſonders wichtig iſt dem Arzte die Menſchen- kenntniß, und dadurch auch die Kenntniß ſeiner ſelbſt. Nach ſeinen Anlagen und Kraͤften kennt er den Menſchen aus den Grundwiſſenſchaften der Heilkunſt, aber es koͤmmt nun auch darauf an, ihn in den Modificationen dieſer An- lagen kennen zu lernen, ihn in ſeinen buͤrgerlichen Verhaͤlt- niſſen, in der Art, ſeine Neigungen, Gefuͤhle oder Gedan- ken zu offenbaren oder zu verdecken ꝛc. zu beobachten. Denn dieſe Kenntniß des Charakters iſt ein weſentliches Erfordee- niß zur Heilung eines jeden Krankheitsfalles. § 535. Die Menſchenkenntniß lehrt ihn Klugheit, d. h. die Fertigkeit in Ergreifung der ſchicklichſten Maaßregeln, um die Geſinnungen und den Willen der Menſchen nach ſeinem Zwecke zu beſtimmen. Man belegt ſie mit dem Na- men L 2

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Zitationshilfe: Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800/181>, abgerufen am 26.11.2024.