Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800.Bildung des Arztes. ihrem äußern Ansehen im Allgemeinen kennt (wohin auchäußerst zufällige und betrügliche Merkmahle gehören, z. B. die Farbe), ohne ihren eigenthümlichen Charakter, oder das Merkmahl, wodurch sie sich von allen übrigen unterscheiden, angeben zu können. Diese Kenntniß bleibt immer nur un- vollständig, und man ist sich derselben nie gewiß. Dahin- gegen verläßt uns die wissenschaftliche Kenntniß nie, d. h. die Fertigkeit, genau zu bestimmen, welche einzig mögliche Stelle eine jede Pflanze in dem Systeme einnehme. Baldinger über das Studium der Botanik (in dem neuen Magazin für Aerzte. XV. Bd. S. 145). § 642. Das Erste bey dem Studium der Botanik ist also, daß § 643. Auf einige Vegetabilien muß der Arzt seine Aufmerk- § 644. N 4
Bildung des Arztes. ihrem aͤußern Anſehen im Allgemeinen kennt (wohin auchaͤußerſt zufaͤllige und betruͤgliche Merkmahle gehoͤren, z. B. die Farbe), ohne ihren eigenthuͤmlichen Charakter, oder das Merkmahl, wodurch ſie ſich von allen uͤbrigen unterſcheiden, angeben zu koͤnnen. Dieſe Kenntniß bleibt immer nur un- vollſtaͤndig, und man iſt ſich derſelben nie gewiß. Dahin- gegen verlaͤßt uns die wiſſenſchaftliche Kenntniß nie, d. h. die Fertigkeit, genau zu beſtimmen, welche einzig moͤgliche Stelle eine jede Pflanze in dem Syſteme einnehme. Baldinger uͤber das Studium der Botanik (in dem neuen Magazin fuͤr Aerzte. XV. Bd. S. 145). § 642. Das Erſte bey dem Studium der Botanik iſt alſo, daß § 643. Auf einige Vegetabilien muß der Arzt ſeine Aufmerk- § 644. N 4
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Bildung des Arztes.
ihrem aͤußern Anſehen im Allgemeinen kennt (wohin auch
aͤußerſt zufaͤllige und betruͤgliche Merkmahle gehoͤren, z. B.
die Farbe), ohne ihren eigenthuͤmlichen Charakter, oder das
Merkmahl, wodurch ſie ſich von allen uͤbrigen unterſcheiden,
angeben zu koͤnnen. Dieſe Kenntniß bleibt immer nur un-
vollſtaͤndig, und man iſt ſich derſelben nie gewiß. Dahin-
gegen verlaͤßt uns die wiſſenſchaftliche Kenntniß nie, d. h.
die Fertigkeit, genau zu beſtimmen, welche einzig moͤgliche
Stelle eine jede Pflanze in dem Syſteme einnehme.
Baldinger uͤber das Studium der Botanik (in dem neuen
Magazin fuͤr Aerzte. XV. Bd. S. 145).
§ 642.
Das Erſte bey dem Studium der Botanik iſt alſo, daß
man ſich eine genaue Bekanntſchaft des Syſtems, und zwar
des Linneiſchen, als des vollkommenſten, verſchaffe. Da-
durch allein bekoͤmmt man eine hinreichende Ueberſicht des
Ganzen, und ſetzt ſich in den Stand, auch ohne fremde An-
leitung, einzelne Pflanzen mit Gewißheit zu erkennen, und
dieſe Kenntniß zu behalten.
§ 643.
Auf einige Vegetabilien muß der Arzt ſeine Aufmerk-
ſamkeit beſonders richten. Er muß naͤmlich zuerſt die offici-
nellen Pflanzen, d. h. welche ihrer Heilkraͤfte wegen in den
Officinen vorraͤthig ſind, genau kennen, weil er nicht immer
den Apothekern ganz trauen kann, weil er oft den Kranken
ſelbſt die ihm dienlichen Pflanzen zum Sammeln anzeigen,
und ſie zuweilen auch ſelbſt muß einſammeln laſſen ꝛc. Als
gerichtlicher Arzt muß er ferner auch die Guͤte und Aechtheit
der in den Officinen aufbewahrten Pflanzenkoͤrper beurthei-
len, auch in Rechtsfaͤllen entſcheiden koͤnnen, ob auch die
Pflanzen angewendet worden ſind, welche genannt waren ꝛc.
§ 644.
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