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Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800.

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Einleitung.
stand ihrer Untersuchungen aus, und indem sie den Weg
zeigt, auf welchem man sich diese Kenntnisse am sichersten,
vollständigsten und leichtesten erwerbe, trägt sie die wissen-
schaftliche Bildung des Arztes
vor, oder die ei-
gentliche Methodologie.

§ 11.

Da nun aber die Heilkunst, als Kunst, in Anwendung
der erlangten Kenntnisse bestehet, und ihre Ausübung auf
einer größern oder mindern Fertigkeit beruhet, so lehrt end-
lich die Propädeutik die Art und Weise, sich diese Kunst-
fertigkeit zu verschaffen, indem sie die praktische Bil-
dung des Arztes
entwickelt.

§ 12.

Der Nutzen dieser Propädeutik offenbart sich also schon
aus bloßer Anzeige dessen, was sie leistet, und die Erfah-
rung belehrt uns hinlänglich von dem Nachtheile, welchen
ihre Vernachlässigung nach sich zieht.

§ 13.

Die Kritik (§. 3) benimmt auf der einen Seite den
blinden Köhlerglauben, welcher von dem Werthe der Kunst
nicht überzeugt ist, sondern an denselben glaubt; auf der
andern Seite schützt sie vor einer trostlosen Zweifelsucht,
welche die Kunst zu dem Fragmente eines Handwerks herab-
würdigt, oder sie, als ein Fantom, welches nur durch sein
Alterthum im Besitze eines rechtlichen Scheines ist, vernich-
tet. Sie erhellt den Zweck, um ein Urtheil über die Mittel
zu Erreichung desselben zu begründen.


§ 14.

Einleitung.
ſtand ihrer Unterſuchungen aus, und indem ſie den Weg
zeigt, auf welchem man ſich dieſe Kenntniſſe am ſicherſten,
vollſtaͤndigſten und leichteſten erwerbe, traͤgt ſie die wiſſen-
ſchaftliche Bildung des Arztes
vor, oder die ei-
gentliche Methodologie.

§ 11.

Da nun aber die Heilkunſt, als Kunſt, in Anwendung
der erlangten Kenntniſſe beſtehet, und ihre Ausuͤbung auf
einer groͤßern oder mindern Fertigkeit beruhet, ſo lehrt end-
lich die Propaͤdeutik die Art und Weiſe, ſich dieſe Kunſt-
fertigkeit zu verſchaffen, indem ſie die praktiſche Bil-
dung des Arztes
entwickelt.

§ 12.

Der Nutzen dieſer Propaͤdeutik offenbart ſich alſo ſchon
aus bloßer Anzeige deſſen, was ſie leiſtet, und die Erfah-
rung belehrt uns hinlaͤnglich von dem Nachtheile, welchen
ihre Vernachlaͤſſigung nach ſich zieht.

§ 13.

Die Kritik (§. 3) benimmt auf der einen Seite den
blinden Koͤhlerglauben, welcher von dem Werthe der Kunſt
nicht uͤberzeugt iſt, ſondern an denſelben glaubt; auf der
andern Seite ſchuͤtzt ſie vor einer troſtloſen Zweifelſucht,
welche die Kunſt zu dem Fragmente eines Handwerks herab-
wuͤrdigt, oder ſie, als ein Fantom, welches nur durch ſein
Alterthum im Beſitze eines rechtlichen Scheines iſt, vernich-
tet. Sie erhellt den Zweck, um ein Urtheil uͤber die Mittel
zu Erreichung deſſelben zu begruͤnden.


§ 14.
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[4/0022] Einleitung. ſtand ihrer Unterſuchungen aus, und indem ſie den Weg zeigt, auf welchem man ſich dieſe Kenntniſſe am ſicherſten, vollſtaͤndigſten und leichteſten erwerbe, traͤgt ſie die wiſſen- ſchaftliche Bildung des Arztes vor, oder die ei- gentliche Methodologie. § 11. Da nun aber die Heilkunſt, als Kunſt, in Anwendung der erlangten Kenntniſſe beſtehet, und ihre Ausuͤbung auf einer groͤßern oder mindern Fertigkeit beruhet, ſo lehrt end- lich die Propaͤdeutik die Art und Weiſe, ſich dieſe Kunſt- fertigkeit zu verſchaffen, indem ſie die praktiſche Bil- dung des Arztes entwickelt. § 12. Der Nutzen dieſer Propaͤdeutik offenbart ſich alſo ſchon aus bloßer Anzeige deſſen, was ſie leiſtet, und die Erfah- rung belehrt uns hinlaͤnglich von dem Nachtheile, welchen ihre Vernachlaͤſſigung nach ſich zieht. § 13. Die Kritik (§. 3) benimmt auf der einen Seite den blinden Koͤhlerglauben, welcher von dem Werthe der Kunſt nicht uͤberzeugt iſt, ſondern an denſelben glaubt; auf der andern Seite ſchuͤtzt ſie vor einer troſtloſen Zweifelſucht, welche die Kunſt zu dem Fragmente eines Handwerks herab- wuͤrdigt, oder ſie, als ein Fantom, welches nur durch ſein Alterthum im Beſitze eines rechtlichen Scheines iſt, vernich- tet. Sie erhellt den Zweck, um ein Urtheil uͤber die Mittel zu Erreichung deſſelben zu begruͤnden. § 14.

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Zitationshilfe: Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800/22>, abgerufen am 21.11.2024.