Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

Zweyter Theil.
heit nach eben diesen Gesetzen erfolgt, und eben so, wie die
Gesundheit nur eine besondere Modification des Lebens ab-
giebt, so können wir nur durch die Physiologie eine gehörige
Einsicht in die Ursachen, Erscheinungen und Würkungen
der Krankheiten erlangen, und die Physiologie wird dadurch
der Eckstein der Heilkunst, weil sie den Grund ihrer gesamm-
ten Theorie in sich faßt.

Phisiologische Semiotik.
§ 240.

Da die Physiologie nicht nur die Erscheinungen des Le-
bens überhaupt, sondern auch der Gesundheit, als einer ein-
zelnen Modification desselben besonders darstellt: so ist ihre
Kenntniß für die Heilkunst auch in der Rücksicht wichtig, um
den gesunden Zustand gehörig zu erkennen und zu unterschei-
den.

§ 241.

Die physiologische Semiotik, oder die Zeichenlehre der
Gesundheit, stellt also die durch unsere Sinne unmittelbar
wahrnehmbaren Würkungen der einzelnen Organe dar, um
daraus auf die, ihrem ursprünglichen Zwecke entsprechenden
Würkungen der übrigen Organe, welche unsrer sinnlichen
Anschauung nicht frey stehen, schließen zu können.

§ 242.

Sie liefert die Resultate einer genauen Beobachtung
der Erscheinungen des menschlichen Körpers, wie dieselben
im gesunden Zustande einander folgen und neben einander be-
stehen, und sie ist also ein Theil der historischen Physiologie
(§ 223), welcher erst durch die übrigen Zweige dieser Wis-
seuschaft, Einsicht in die ursachliche Verbindung des Bey-

sam-

Zweyter Theil.
heit nach eben dieſen Geſetzen erfolgt, und eben ſo, wie die
Geſundheit nur eine beſondere Modification des Lebens ab-
giebt, ſo koͤnnen wir nur durch die Phyſiologie eine gehoͤrige
Einſicht in die Urſachen, Erſcheinungen und Wuͤrkungen
der Krankheiten erlangen, und die Phyſiologie wird dadurch
der Eckſtein der Heilkunſt, weil ſie den Grund ihrer geſamm-
ten Theorie in ſich faßt.

Phiſiologiſche Semiotik.
§ 240.

Da die Phyſiologie nicht nur die Erſcheinungen des Le-
bens uͤberhaupt, ſondern auch der Geſundheit, als einer ein-
zelnen Modification deſſelben beſonders darſtellt: ſo iſt ihre
Kenntniß fuͤr die Heilkunſt auch in der Ruͤckſicht wichtig, um
den geſunden Zuſtand gehoͤrig zu erkennen und zu unterſchei-
den.

§ 241.

Die phyſiologiſche Semiotik, oder die Zeichenlehre der
Geſundheit, ſtellt alſo die durch unſere Sinne unmittelbar
wahrnehmbaren Wuͤrkungen der einzelnen Organe dar, um
daraus auf die, ihrem urſpruͤnglichen Zwecke entſprechenden
Wuͤrkungen der uͤbrigen Organe, welche unſrer ſinnlichen
Anſchauung nicht frey ſtehen, ſchließen zu koͤnnen.

§ 242.

Sie liefert die Reſultate einer genauen Beobachtung
der Erſcheinungen des menſchlichen Koͤrpers, wie dieſelben
im geſunden Zuſtande einander folgen und neben einander be-
ſtehen, und ſie iſt alſo ein Theil der hiſtoriſchen Phyſiologie
(§ 223), welcher erſt durch die uͤbrigen Zweige dieſer Wiſ-
ſeuſchaft, Einſicht in die urſachliche Verbindung des Bey-

ſam-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <div n="4">
            <div n="5">
              <div n="6">
                <div n="7">
                  <div n="8">
                    <div n="9">
                      <div n="9">
                        <p><pb facs="#f0092" n="74"/><fw place="top" type="header">Zweyter Theil.</fw><lb/>
heit nach eben die&#x017F;en Ge&#x017F;etzen erfolgt, und eben &#x017F;o, wie die<lb/>
Ge&#x017F;undheit nur eine be&#x017F;ondere Modification des Lebens ab-<lb/>
giebt, &#x017F;o ko&#x0364;nnen wir nur durch die Phy&#x017F;iologie eine geho&#x0364;rige<lb/>
Ein&#x017F;icht in die Ur&#x017F;achen, Er&#x017F;cheinungen und Wu&#x0364;rkungen<lb/>
der Krankheiten erlangen, und die Phy&#x017F;iologie wird dadurch<lb/>
der Eck&#x017F;tein der Heilkun&#x017F;t, weil &#x017F;ie den Grund ihrer ge&#x017F;amm-<lb/>
ten Theorie in &#x017F;ich faßt.</p>
                      </div><lb/>
                      <div n="11">
                        <head><hi rendition="#g">Phi&#x017F;iologi&#x017F;che Semiotik</hi>.</head><lb/>
                        <div n="9">
                          <head>§ 240.</head><lb/>
                          <p>Da die Phy&#x017F;iologie nicht nur die Er&#x017F;cheinungen des Le-<lb/>
bens u&#x0364;berhaupt, &#x017F;ondern auch der Ge&#x017F;undheit, als einer ein-<lb/>
zelnen Modification de&#x017F;&#x017F;elben be&#x017F;onders dar&#x017F;tellt: &#x017F;o i&#x017F;t ihre<lb/>
Kenntniß fu&#x0364;r die Heilkun&#x017F;t auch in der Ru&#x0364;ck&#x017F;icht wichtig, um<lb/>
den ge&#x017F;unden Zu&#x017F;tand geho&#x0364;rig zu erkennen und zu unter&#x017F;chei-<lb/>
den.</p>
                        </div><lb/>
                        <div n="9">
                          <head>§ 241.</head><lb/>
                          <p>Die phy&#x017F;iologi&#x017F;che Semiotik, oder die Zeichenlehre der<lb/>
Ge&#x017F;undheit, &#x017F;tellt al&#x017F;o die durch un&#x017F;ere Sinne unmittelbar<lb/>
wahrnehmbaren Wu&#x0364;rkungen der einzelnen Organe dar, um<lb/>
daraus auf die, ihrem ur&#x017F;pru&#x0364;nglichen Zwecke ent&#x017F;prechenden<lb/>
Wu&#x0364;rkungen der u&#x0364;brigen Organe, welche un&#x017F;rer &#x017F;innlichen<lb/>
An&#x017F;chauung nicht frey &#x017F;tehen, &#x017F;chließen zu ko&#x0364;nnen.</p>
                        </div><lb/>
                        <div n="9">
                          <head>§ 242.</head><lb/>
                          <p>Sie liefert die Re&#x017F;ultate einer genauen Beobachtung<lb/>
der Er&#x017F;cheinungen des men&#x017F;chlichen Ko&#x0364;rpers, wie die&#x017F;elben<lb/>
im ge&#x017F;unden Zu&#x017F;tande einander folgen und neben einander be-<lb/>
&#x017F;tehen, und &#x017F;ie i&#x017F;t al&#x017F;o ein Theil der hi&#x017F;tori&#x017F;chen Phy&#x017F;iologie<lb/>
(§ 223), welcher er&#x017F;t durch die u&#x0364;brigen Zweige die&#x017F;er Wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;eu&#x017F;chaft, Ein&#x017F;icht in die ur&#x017F;achliche Verbindung des Bey-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;am-</fw><lb/></p>
                        </div>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0092] Zweyter Theil. heit nach eben dieſen Geſetzen erfolgt, und eben ſo, wie die Geſundheit nur eine beſondere Modification des Lebens ab- giebt, ſo koͤnnen wir nur durch die Phyſiologie eine gehoͤrige Einſicht in die Urſachen, Erſcheinungen und Wuͤrkungen der Krankheiten erlangen, und die Phyſiologie wird dadurch der Eckſtein der Heilkunſt, weil ſie den Grund ihrer geſamm- ten Theorie in ſich faßt. Phiſiologiſche Semiotik. § 240. Da die Phyſiologie nicht nur die Erſcheinungen des Le- bens uͤberhaupt, ſondern auch der Geſundheit, als einer ein- zelnen Modification deſſelben beſonders darſtellt: ſo iſt ihre Kenntniß fuͤr die Heilkunſt auch in der Ruͤckſicht wichtig, um den geſunden Zuſtand gehoͤrig zu erkennen und zu unterſchei- den. § 241. Die phyſiologiſche Semiotik, oder die Zeichenlehre der Geſundheit, ſtellt alſo die durch unſere Sinne unmittelbar wahrnehmbaren Wuͤrkungen der einzelnen Organe dar, um daraus auf die, ihrem urſpruͤnglichen Zwecke entſprechenden Wuͤrkungen der uͤbrigen Organe, welche unſrer ſinnlichen Anſchauung nicht frey ſtehen, ſchließen zu koͤnnen. § 242. Sie liefert die Reſultate einer genauen Beobachtung der Erſcheinungen des menſchlichen Koͤrpers, wie dieſelben im geſunden Zuſtande einander folgen und neben einander be- ſtehen, und ſie iſt alſo ein Theil der hiſtoriſchen Phyſiologie (§ 223), welcher erſt durch die uͤbrigen Zweige dieſer Wiſ- ſeuſchaft, Einſicht in die urſachliche Verbindung des Bey- ſam-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800/92
Zitationshilfe: Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800/92>, abgerufen am 23.11.2024.