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Burdel, Édouard: Die Trunksucht. (Übers. Heinrich Gauss). Weimar, 1855.

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uns nur an die Thatsache, daß es wohl nur wenige so irreligiöse Nationen wie die französische giebt, und daß diese einigermaßen durch alle Stände verbreitete Ungläubigkeit zu gar schlimmen Resultaten in den unteren Classen führt *).

Wenn nun aber auch die Unmöglichkeit solcher Institutionen in Frankreich sich wirklich herausstellen sollte, so ließen sich die Vereine zu gegenseitiger Unterstützung, deren Fortpflanzung sonst überall mit jedem Tage mehr Raum gewinnt, und welche, unseres Erachtens, falls nur das Gemeinwesen mehr aus seiner selbstsüchtigen Hülle sich herauswinden möchte, gar sehr auf die Gesittung der Arbeiterclassen einzuwirken bestimmt zu sein scheinen, doch in gewisser Beziehung zu Mäßigkeitsvereinen umbilden, indem man die Bestimmungen träfe, daß jedes Mitglied, welches sich betrinken oder in den Wirthshäusern herumzulungern sich gewöhnen würde, zum ersten Male verwarnt, bei'm Rückfalle mit einer leichten Geldbuße belegt, und wenn er sich als unverbesserlich erwiese, aus dem Verein ausgestoßen und aller Rechte in demselben verlustig gehen würde. Der Art wären, unseres Dafürhaltens, die einzigen Mäßigkeitsvereine, denen in Frankreich eine Zukunft erblühen möchte. Sollte übrigens noch Jemand ihre segensreiche Wirksamkeit bestreiten und die Wohlthaten, welche sie

*) Steht es in den deutschen Landen damit auch im Allgemeinen nicht so schlimm, so wird doch auch hier fast überall mehr oder weniger von der Geistlichkeit über den sogenannten unkirchlichen Sinn der Zeit bitter geklagt. Es mag derselben aber die Versicherung zum Troste gereichen, daß eben so, wie nicht Alles Gold ist, was gleißt, oder, mit andern Worten, nicht Alle, die da fromm scheinen, indem sie äußerlich den kirchlichen Geboten hinsichtlich des Formellen auf's Gewissenhafteste nachkommen, auch wirklich vor Gott und den Menschen fromm handeln, ebenso gar Viele des mangelnden Glaubens geziehen werden, welche doch das lautere Gold der Christuslehre im Herzen tiefinnerlich bergen und wuchern lassen. - Und so mag es wohl auch mehr oder weniger in Frankreich sein.
Der Uebers.

uns nur an die Thatsache, daß es wohl nur wenige so irreligiöse Nationen wie die französische giebt, und daß diese einigermaßen durch alle Stände verbreitete Ungläubigkeit zu gar schlimmen Resultaten in den unteren Classen führt *).

Wenn nun aber auch die Unmöglichkeit solcher Institutionen in Frankreich sich wirklich herausstellen sollte, so ließen sich die Vereine zu gegenseitiger Unterstützung, deren Fortpflanzung sonst überall mit jedem Tage mehr Raum gewinnt, und welche, unseres Erachtens, falls nur das Gemeinwesen mehr aus seiner selbstsüchtigen Hülle sich herauswinden möchte, gar sehr auf die Gesittung der Arbeiterclassen einzuwirken bestimmt zu sein scheinen, doch in gewisser Beziehung zu Mäßigkeitsvereinen umbilden, indem man die Bestimmungen träfe, daß jedes Mitglied, welches sich betrinken oder in den Wirthshäusern herumzulungern sich gewöhnen würde, zum ersten Male verwarnt, bei’m Rückfalle mit einer leichten Geldbuße belegt, und wenn er sich als unverbesserlich erwiese, aus dem Verein ausgestoßen und aller Rechte in demselben verlustig gehen würde. Der Art wären, unseres Dafürhaltens, die einzigen Mäßigkeitsvereine, denen in Frankreich eine Zukunft erblühen möchte. Sollte übrigens noch Jemand ihre segensreiche Wirksamkeit bestreiten und die Wohlthaten, welche sie

*) Steht es in den deutschen Landen damit auch im Allgemeinen nicht so schlimm, so wird doch auch hier fast überall mehr oder weniger von der Geistlichkeit über den sogenannten unkirchlichen Sinn der Zeit bitter geklagt. Es mag derselben aber die Versicherung zum Troste gereichen, daß eben so, wie nicht Alles Gold ist, was gleißt, oder, mit andern Worten, nicht Alle, die da fromm scheinen, indem sie äußerlich den kirchlichen Geboten hinsichtlich des Formellen auf’s Gewissenhafteste nachkommen, auch wirklich vor Gott und den Menschen fromm handeln, ebenso gar Viele des mangelnden Glaubens geziehen werden, welche doch das lautere Gold der Christuslehre im Herzen tiefinnerlich bergen und wuchern lassen. – Und so mag es wohl auch mehr oder weniger in Frankreich sein.
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[75/0085] uns nur an die Thatsache, daß es wohl nur wenige so irreligiöse Nationen wie die französische giebt, und daß diese einigermaßen durch alle Stände verbreitete Ungläubigkeit zu gar schlimmen Resultaten in den unteren Classen führt *). Wenn nun aber auch die Unmöglichkeit solcher Institutionen in Frankreich sich wirklich herausstellen sollte, so ließen sich die Vereine zu gegenseitiger Unterstützung, deren Fortpflanzung sonst überall mit jedem Tage mehr Raum gewinnt, und welche, unseres Erachtens, falls nur das Gemeinwesen mehr aus seiner selbstsüchtigen Hülle sich herauswinden möchte, gar sehr auf die Gesittung der Arbeiterclassen einzuwirken bestimmt zu sein scheinen, doch in gewisser Beziehung zu Mäßigkeitsvereinen umbilden, indem man die Bestimmungen träfe, daß jedes Mitglied, welches sich betrinken oder in den Wirthshäusern herumzulungern sich gewöhnen würde, zum ersten Male verwarnt, bei’m Rückfalle mit einer leichten Geldbuße belegt, und wenn er sich als unverbesserlich erwiese, aus dem Verein ausgestoßen und aller Rechte in demselben verlustig gehen würde. Der Art wären, unseres Dafürhaltens, die einzigen Mäßigkeitsvereine, denen in Frankreich eine Zukunft erblühen möchte. Sollte übrigens noch Jemand ihre segensreiche Wirksamkeit bestreiten und die Wohlthaten, welche sie *) Steht es in den deutschen Landen damit auch im Allgemeinen nicht so schlimm, so wird doch auch hier fast überall mehr oder weniger von der Geistlichkeit über den sogenannten unkirchlichen Sinn der Zeit bitter geklagt. Es mag derselben aber die Versicherung zum Troste gereichen, daß eben so, wie nicht Alles Gold ist, was gleißt, oder, mit andern Worten, nicht Alle, die da fromm scheinen, indem sie äußerlich den kirchlichen Geboten hinsichtlich des Formellen auf’s Gewissenhafteste nachkommen, auch wirklich vor Gott und den Menschen fromm handeln, ebenso gar Viele des mangelnden Glaubens geziehen werden, welche doch das lautere Gold der Christuslehre im Herzen tiefinnerlich bergen und wuchern lassen. – Und so mag es wohl auch mehr oder weniger in Frankreich sein. Der Uebers.

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Zitationshilfe: Burdel, Édouard: Die Trunksucht. (Übers. Heinrich Gauss). Weimar, 1855, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burdel_trunksucht_1855/85>, abgerufen am 27.11.2024.