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Burdel, Édouard: Die Trunksucht. (Übers. Heinrich Gauss). Weimar, 1855.

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und entlockte ihm darüber ein ganz offenes Gestandniß. "Wieviel brauchst Du?" - fragte er ihn dann weiter. "Ach, Herr, nicht weniger als 1500 Francs, ungerechnet das, was ich dem Fleischer, Bäcker und Anderen im Betrage von wenigstens 800 Francs schulde, wie Sie bereits wissen, da man auf meinen Lohn Arrest gelegt hat." - "Unglücklicher, wie wirst Du es bei Deinem Wirthshausleben jemals ermöglichen, eine solche Summe zu bezahlen?!" - "O, lieber Herr, das muß ich zwar auch alle Tage von Diesem und Jenem hören, aber, so gewiß es nicht mehr als Einen Gott giebt, ich bin des Trinkens nun bis zum Ekel satt und will ein ordentlicher Mensch werden; dazu nun aber, glaube ich, würde mein Muth sich stählen, wenn ich Hauseigenthümer wäre, zwischen meinen eigenen vier Pfählen wohnte."

Der Eisenhütten-Director überlegte sich die Sache, und da er der Aufrichtigkeit des Mannes Vertrauen schenkte, so verbürgte er sich für ihn. Das Haus wurde demnach auf Credit gekauft, der Erstehungspreis binnen drei Jahren bezahlt, ebenso auch die Schulden, und zu Ende dieser Zeit kam der Arbeiter wieder mit der Bitte, ihm auch zum Ankauf eines in der Nähe seines Hauses befindlichen Weinberges zu verhelfen.

Es ist fast überflüssig, zu sagen, daß der Weinberg dem fraglichen Hause durch die Vermittelung desselben vortrefflichen Mannes hinzugefügt wurde, der sich überaus glücklich fühlte, einen Menschen auf den Pfad des Guten, von welchem er so weit entfernt gewesen war, wieder zurückgeführt zu haben. Seit der Zeit ist nun unser Arbeiter, mit dessen Character eine so glückliche Aenderung vorgegangen war, zu einem für seinen Stand ganz wohlhabenden Mann geworden, arbeitet stets fleißig, ist kein Trinker mehr, hält überhaupt sein Geld gehörig zu Rathe, sorgt als guter Vater für die Erziehung seiner Kinder und wird, kommt einst die Zeit für den Genuß seines Ruhegehalts heran, den Rest seines Lebens sorgenfrei zubringen können.

und entlockte ihm darüber ein ganz offenes Gestandniß. „Wieviel brauchst Du?“ – fragte er ihn dann weiter. „Ach, Herr, nicht weniger als 1500 Francs, ungerechnet das, was ich dem Fleischer, Bäcker und Anderen im Betrage von wenigstens 800 Francs schulde, wie Sie bereits wissen, da man auf meinen Lohn Arrest gelegt hat.“ – „Unglücklicher, wie wirst Du es bei Deinem Wirthshausleben jemals ermöglichen, eine solche Summe zu bezahlen?!“ – „O, lieber Herr, das muß ich zwar auch alle Tage von Diesem und Jenem hören, aber, so gewiß es nicht mehr als Einen Gott giebt, ich bin des Trinkens nun bis zum Ekel satt und will ein ordentlicher Mensch werden; dazu nun aber, glaube ich, würde mein Muth sich stählen, wenn ich Hauseigenthümer wäre, zwischen meinen eigenen vier Pfählen wohnte.“

Der Eisenhütten-Director überlegte sich die Sache, und da er der Aufrichtigkeit des Mannes Vertrauen schenkte, so verbürgte er sich für ihn. Das Haus wurde demnach auf Credit gekauft, der Erstehungspreis binnen drei Jahren bezahlt, ebenso auch die Schulden, und zu Ende dieser Zeit kam der Arbeiter wieder mit der Bitte, ihm auch zum Ankauf eines in der Nähe seines Hauses befindlichen Weinberges zu verhelfen.

Es ist fast überflüssig, zu sagen, daß der Weinberg dem fraglichen Hause durch die Vermittelung desselben vortrefflichen Mannes hinzugefügt wurde, der sich überaus glücklich fühlte, einen Menschen auf den Pfad des Guten, von welchem er so weit entfernt gewesen war, wieder zurückgeführt zu haben. Seit der Zeit ist nun unser Arbeiter, mit dessen Character eine so glückliche Aenderung vorgegangen war, zu einem für seinen Stand ganz wohlhabenden Mann geworden, arbeitet stets fleißig, ist kein Trinker mehr, hält überhaupt sein Geld gehörig zu Rathe, sorgt als guter Vater für die Erziehung seiner Kinder und wird, kommt einst die Zeit für den Genuß seines Ruhegehalts heran, den Rest seines Lebens sorgenfrei zubringen können.

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        <p>Der Eisenhütten-Director überlegte sich die Sache, und da er der Aufrichtigkeit                     des Mannes Vertrauen schenkte, so verbürgte er sich für ihn. Das Haus wurde                     demnach auf Credit gekauft, der Erstehungspreis binnen drei Jahren bezahlt,                     ebenso auch die Schulden, und zu Ende dieser Zeit kam der Arbeiter wieder mit                     der Bitte, ihm auch zum Ankauf eines in der Nähe seines Hauses befindlichen                     Weinberges zu verhelfen.</p>
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[87/0097] und entlockte ihm darüber ein ganz offenes Gestandniß. „Wieviel brauchst Du?“ – fragte er ihn dann weiter. „Ach, Herr, nicht weniger als 1500 Francs, ungerechnet das, was ich dem Fleischer, Bäcker und Anderen im Betrage von wenigstens 800 Francs schulde, wie Sie bereits wissen, da man auf meinen Lohn Arrest gelegt hat.“ – „Unglücklicher, wie wirst Du es bei Deinem Wirthshausleben jemals ermöglichen, eine solche Summe zu bezahlen?!“ – „O, lieber Herr, das muß ich zwar auch alle Tage von Diesem und Jenem hören, aber, so gewiß es nicht mehr als Einen Gott giebt, ich bin des Trinkens nun bis zum Ekel satt und will ein ordentlicher Mensch werden; dazu nun aber, glaube ich, würde mein Muth sich stählen, wenn ich Hauseigenthümer wäre, zwischen meinen eigenen vier Pfählen wohnte.“ Der Eisenhütten-Director überlegte sich die Sache, und da er der Aufrichtigkeit des Mannes Vertrauen schenkte, so verbürgte er sich für ihn. Das Haus wurde demnach auf Credit gekauft, der Erstehungspreis binnen drei Jahren bezahlt, ebenso auch die Schulden, und zu Ende dieser Zeit kam der Arbeiter wieder mit der Bitte, ihm auch zum Ankauf eines in der Nähe seines Hauses befindlichen Weinberges zu verhelfen. Es ist fast überflüssig, zu sagen, daß der Weinberg dem fraglichen Hause durch die Vermittelung desselben vortrefflichen Mannes hinzugefügt wurde, der sich überaus glücklich fühlte, einen Menschen auf den Pfad des Guten, von welchem er so weit entfernt gewesen war, wieder zurückgeführt zu haben. Seit der Zeit ist nun unser Arbeiter, mit dessen Character eine so glückliche Aenderung vorgegangen war, zu einem für seinen Stand ganz wohlhabenden Mann geworden, arbeitet stets fleißig, ist kein Trinker mehr, hält überhaupt sein Geld gehörig zu Rathe, sorgt als guter Vater für die Erziehung seiner Kinder und wird, kommt einst die Zeit für den Genuß seines Ruhegehalts heran, den Rest seines Lebens sorgenfrei zubringen können.

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Zitationshilfe: Burdel, Édouard: Die Trunksucht. (Übers. Heinrich Gauss). Weimar, 1855, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burdel_trunksucht_1855/97>, abgerufen am 28.11.2024.