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Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652].

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Liebneigende Besuchbrieflein/
57. it.

ES ist leicht und unschwehr/ ei-
nen lieb zu haben; aber sehr schwehr/
getreu zu seyn. Ein iedweder kan lieben; aber
nicht alles geduldig erleiden und ausstehen:
Die Beständigkeit gehet aller Müh/ Ar-
beit und Pein weit vor. Was mich anbe-
trift/ erdulde Jch genug; aber sehr wenig
nach ihren Tugenden: Jch erwündsche
tausend Leben zu haben/ üm auch so viel mahl
in dero Diensten abzusterben; doch habe Jch
nicht mehr als ein Grab/ ein Hertze/ und eine
Sele: eine Sele/ üm sie anzubehten; ein
Hertze/ üm Sie zu lieben; und ein Grab/
üm meinen Leib darinn verscharren zu las-
sen; nachdehm Jch/ unter der Ehre ihrer
Anbefehlungen/ zum Alter kommen: verhar-
rende

Jhr
getreuster unter allen
ihren Dienern.
58.
Des Kleanders erstes Schrei-
ben/ an die unpäßliche Klytia;
mit dienstlicher Zunei-
gung.
Höchstgeehrte/ Schönste
Klytia/

Die-
Liebneigende Beſuchbrieflein/
57. it.

ES iſt leicht und unſchwéhr/ ei-
nen lieb zu haben; aber ſehr ſchwehr/
getreu zu ſeyn. Ein iedweder kan lieben; aber
nicht alles geduldig erleiden und ausſtehen:
Die Beſtaͤndigkeit gehet aller Muͤh/ Ar-
beit und Pein weit vor. Was mich anbe-
trift/ erdulde Jch genug; aber ſehr wenig
nach ihren Tugenden: Jch erwuͤndſche
tauſend Lében zu haben/ uͤm auch ſo viel mahl
in dero Dienſten abzuſterben; doch habe Jch
nicht mehr als ein Gráb/ ein Hertze/ und eine
Sele: eine Sele/ uͤm ſie anzubehten; ein
Hertze/ uͤm Sie zu lieben; und ein Gráb/
uͤm meinen Leib darinn verſcharren zu laſ-
ſen; nachdehm Jch/ unter der Ehre ihrer
Anbefehlungen/ zum Alter kommen: verhar-
rende

Jhr
getreuſter unter allen
ihren Dienern.
58.
Des Kleanders erſtes Schrei-
ben/ an die unpaͤßliche Klytia;
mit dienſtlicher Zunei-
gung.
Hoͤchſtgeehrte/ Schoͤnſte
Klytia/

Die-
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[56/0222] Liebneigende Beſuchbrieflein/ 57. it. ES iſt leicht und unſchwéhr/ ei- nen lieb zu haben; aber ſehr ſchwehr/ getreu zu ſeyn. Ein iedweder kan lieben; aber nicht alles geduldig erleiden und ausſtehen: Die Beſtaͤndigkeit gehet aller Muͤh/ Ar- beit und Pein weit vor. Was mich anbe- trift/ erdulde Jch genug; aber ſehr wenig nach ihren Tugenden: Jch erwuͤndſche tauſend Lében zu haben/ uͤm auch ſo viel mahl in dero Dienſten abzuſterben; doch habe Jch nicht mehr als ein Gráb/ ein Hertze/ und eine Sele: eine Sele/ uͤm ſie anzubehten; ein Hertze/ uͤm Sie zu lieben; und ein Gráb/ uͤm meinen Leib darinn verſcharren zu laſ- ſen; nachdehm Jch/ unter der Ehre ihrer Anbefehlungen/ zum Alter kommen: verhar- rende Jhr getreuſter unter allen ihren Dienern. 58. Des Kleanders erſtes Schrei- ben/ an die unpaͤßliche Klytia; mit dienſtlicher Zunei- gung. Hoͤchſtgeehrte/ Schoͤnſte Klytia/ Die-

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Zitationshilfe: Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652], S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/butschky_kantzeley_1649/222>, abgerufen am 25.11.2024.