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Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652].

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Einer entführten Damen Liebes Vnglük.
121.
Einer entführten Damen Liebes
Unglük; an dero gewesenen
Liebsten.

VErtrauter Bruder/ Nun
mus Jch wohl/ ob Jch gleich nicht
wil/ in offenbahrung eines Unglüks dier be-
schwehrlich seyn: Deine/ welche wohl nicht
mehr die Deinige seyn wird/ nicht daß Sie
tod/ sondern gestorben; nicht daß Sie ge-
storben/ sondern tod; ist/ in Ubersehung ih-
rer Freude/ des besten Schatzes beraubet
worden: Sie hat zwar alles/ was Sie vor
diesem gehabt/ auch noch ein mehrers/ aber
dennoch ist der kleine. Raub grösser dann
Sie selbst. Jch weis nicht wer sich der
Kühnheit dieses Stehlens gebrauchet hat/
und ob auch selbst deine Anschläge darbey ge-
wesen? Jedennoch lebt Sie ohne Kum-
mer/ wegen des Verlusts; und hat das An-
sehen/ als wie Jhr Betrübnüß und sein
eigen Unrecht/ der Gewien beweinen musse.
Du kanst nicht gedenken/ was Wunder die
Leute beschüttet hat: Etliche sprechen/ Sie
sey aus ihrem Lager gefallen/ und hätte das
Versetzen vergessen: Andere/ es were Jhr
von losen Leuten getahn: jene/ es w[ä]hre
nur auf eine Prob angesehen gewesen: Die-
se/ es müste der Dieb den Schaden wieder

er-
Einer entfuͤhrten Damen Liebes Vngluͤk.
121.
Einer entfuͤhrten Damen Liebes
Ungluͤk; an dero gewéſenen
Liebſten.

VErtrauter Bruder/ Nun
mus Jch wohl/ ob Jch gleich nicht
wil/ in offenbahrung eines Ungluͤks dier be-
ſchwehrlich ſeyn: Deine/ welche wohl nicht
mehr die Deinige ſeyn wird/ nicht daß Sie
tod/ ſondern geſtorben; nicht daß Sie ge-
ſtorben/ ſondern tod; iſt/ in Ůberſehung ih-
rer Freude/ des beſten Schatzes beraubet
worden: Sie hat zwar alles/ was Sie vor
dieſem gehabt/ auch noch ein mehrers/ aber
dennoch iſt der kleine. Raub groͤſſer dann
Sie ſelbſt. Jch weis nicht wer ſich der
Kuͤhnheit dieſes Stehlens gebrauchet hat/
und ob auch ſelbſt deine Anſchlaͤge darbey ge-
weſen? Jedennoch lebt Sie ohne Kum-
mer/ wégen des Verluſts; und hat das An-
ſéhen/ als wie Jhr Betruͤbnuͤß und ſein
eigen Unrecht/ der Gewien beweinen můſſe.
Du kanſt nicht gedenken/ was Wunder die
Leute beſchuͤttet hat: Etliche ſprechen/ Sie
ſey aus ihrem Lager gefallen/ und haͤtte das
Verſetzen vergeſſen: Andere/ es were Jhr
von lóſen Leuten getahn: jéne/ es w[ä]hre
nur auf eine Prob angeſéhen geweſen: Die-
ſe/ es muͤſte der Dieb den Schaden wieder

er-
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[138/0304] Einer entfuͤhrten Damen Liebes Vngluͤk. 121. Einer entfuͤhrten Damen Liebes Ungluͤk; an dero gewéſenen Liebſten. VErtrauter Bruder/ Nun mus Jch wohl/ ob Jch gleich nicht wil/ in offenbahrung eines Ungluͤks dier be- ſchwehrlich ſeyn: Deine/ welche wohl nicht mehr die Deinige ſeyn wird/ nicht daß Sie tod/ ſondern geſtorben; nicht daß Sie ge- ſtorben/ ſondern tod; iſt/ in Ůberſehung ih- rer Freude/ des beſten Schatzes beraubet worden: Sie hat zwar alles/ was Sie vor dieſem gehabt/ auch noch ein mehrers/ aber dennoch iſt der kleine. Raub groͤſſer dann Sie ſelbſt. Jch weis nicht wer ſich der Kuͤhnheit dieſes Stehlens gebrauchet hat/ und ob auch ſelbſt deine Anſchlaͤge darbey ge- weſen? Jedennoch lebt Sie ohne Kum- mer/ wégen des Verluſts; und hat das An- ſéhen/ als wie Jhr Betruͤbnuͤß und ſein eigen Unrecht/ der Gewien beweinen můſſe. Du kanſt nicht gedenken/ was Wunder die Leute beſchuͤttet hat: Etliche ſprechen/ Sie ſey aus ihrem Lager gefallen/ und haͤtte das Verſetzen vergeſſen: Andere/ es were Jhr von lóſen Leuten getahn: jéne/ es währe nur auf eine Prob angeſéhen geweſen: Die- ſe/ es muͤſte der Dieb den Schaden wieder er-

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Zitationshilfe: Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652], S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/butschky_kantzeley_1649/304>, abgerufen am 22.11.2024.