Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652].Schreiben an seine Liebste. frau der Welt/ so wohl angewendet/ ohneihr einige Pein/ als die Andenknüs; noch mier ein ander genügen/ als die Ver- gessenheit/ hinterlassend. Sie strafe diesen meinen Wechsel/ weil selbiger von nichts anders als der Beständigkeit herrühret/ gar nicht: Denn wie Jch vormahls ein Liebhaber war/ so bin Jchs noch; nicht zwar in ein Geschöpffe; son- dern an dem Schöpfer: Nicht an einem tödlichen Werke; sondern an ein unertöd- liches Wesen: Nicht an einer Abgöttin/ sondern an dem wahren Unsterblichen GOTT: Eine Sache/ so alzuwürdig ist/ daß solches mier vergönnet werden solle: alzuruhmwürdig; daß man sich nicht über solche zuverwundern: Alzuwunderlich; daß man solche nicht emsig begehren solte: und also heftig/ und begierlich; daß man auch nur nicht bey dem eintzigen Vorbilde/ dessen Schatten gantz und gar eingenom- men werden solte/ und dessen Lieb ich anitzo in den süssen Dornen meiner Einsamkeit ümfasse, GOtt befohlen/ meine allerholdseligste! Jch hinterlasse Sie aber allezeit der Welt für ein Wunder: Jch kwittire Sie vor eine wunderbarliche Sache auf der Erden; und vor eine Hofnung im Himmel/ Sie einst zubesitzen; weil Jhr dero Nahme an- gebohrner Weise/ zum Nachkommer ihrer Ausbeute und Raubes vorstellet. Nun Sie
Schreiben an ſeine Liebſte. frau der Welt/ ſo wohl angewendet/ ohneihr einige Pein/ als die Andenknuͤs; noch mier ein ander genuͤgen/ als die Ver- geſſenheit/ hinterlaſſend. Sie ſtráfe dieſen meinen Wechſel/ weil ſelbiger von nichts anders als der Beſtaͤndigkeit hérruͤhret/ gar nicht: Denn wie Jch vormahls ein Liebhaber war/ ſo bin Jchs noch; nicht zwar in ein Geſchoͤpffe; ſon- dern an dem Schoͤpfer: Nicht an einem toͤdlichen Werke; ſondern an ein unertoͤd- liches Wéſen: Nicht an einer Abgoͤttin/ ſondern an dem wáhren Unſterblichen GOTT: Eine Sache/ ſo alzuwuͤrdig iſt/ daß ſolches mier vergoͤnnet werden ſolle: alzuruhmwuͤrdig; daß man ſich nicht uͤber ſolche zuverwundern: Alzuwunderlich; daß man ſolche nicht emſig begéhren ſolte: und alſo heftig/ und begierlich; daß man auch nur nicht bey dem eintzigen Vorbilde/ deſſen Schatten gantz und gar eingenom- mē werdē ſolte/ uñ deſſen Lieb ich anitzo in den ſuͤſſen Dornen meiner Einſamkeit uͤmfaſſe, GOtt befohlen/ meine allerholdſéligſte! Jch hinterlaſſe Sie aber allezeit der Welt fuͤr ein Wunder: Jch kwittire Sie vor eine wunderbarliche Sache auf der Erden; und vor eine Hofnung im Himmel/ Sie einſt zubeſitzen; weil Jhr dero Nahme an- gebohrner Weiſe/ zum Nachkommer ihrer Ausbeute und Raubes vorſtellet. Nun Sie
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Schreiben an ſeine Liebſte.
frau der Welt/ ſo wohl angewendet/ ohne
ihr einige Pein/ als die Andenknuͤs; noch
mier ein ander genuͤgen/ als die Ver-
geſſenheit/ hinterlaſſend. Sie ſtráfe
dieſen meinen Wechſel/ weil ſelbiger von
nichts anders als der Beſtaͤndigkeit
hérruͤhret/ gar nicht: Denn wie Jch
vormahls ein Liebhaber war/ ſo bin Jchs
noch; nicht zwar in ein Geſchoͤpffe; ſon-
dern an dem Schoͤpfer: Nicht an einem
toͤdlichen Werke; ſondern an ein unertoͤd-
liches Wéſen: Nicht an einer Abgoͤttin/
ſondern an dem wáhren Unſterblichen
GOTT: Eine Sache/ ſo alzuwuͤrdig
iſt/ daß ſolches mier vergoͤnnet werden
ſolle: alzuruhmwuͤrdig; daß man ſich nicht
uͤber ſolche zuverwundern: Alzuwunderlich;
daß man ſolche nicht emſig begéhren ſolte:
und alſo heftig/ und begierlich; daß man
auch nur nicht bey dem eintzigen Vorbilde/
deſſen Schatten gantz und gar eingenom-
mē werdē ſolte/ uñ deſſen Lieb ich anitzo in den
ſuͤſſen Dornen meiner Einſamkeit uͤmfaſſe,
GOtt befohlen/ meine allerholdſéligſte!
Jch hinterlaſſe Sie aber allezeit der Welt
fuͤr ein Wunder: Jch kwittire Sie vor
eine wunderbarliche Sache auf der Erden;
und vor eine Hofnung im Himmel/ Sie
einſt zubeſitzen; weil Jhr dero Nahme an-
gebohrner Weiſe/ zum Nachkommer ihrer
Ausbeute und Raubes vorſtellet. Nun
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