Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627.

Bild:
<< vorherige Seite

Diebshistorien/ das I. Buch
bekräfftiget wurde durch die rede/ welche auff sein
Befragung gefielen: Dann sein leiblicher Sohn
sagte/ daß er were in deß Erschlagenen Kammer
gegangen/ vnd hätte etlichs Gelt entwendet/ wel-
ches er seinen Stiffbrüdern geben hätte: Gleich-
wol aber so laugnete der Becker alles: Dann er
kondte jhm wol die Rechnung machen/ daß wan
er nur das geringste bekennete/ so würde jederman
desto mehr glauben/ was durch das gemeine ge-
schrey von jhm ware auß gesprenget worden/ vnd
also ergienge es auch: Dann die Muthmassung
ware so starck auff den Becker/ daß man darvor
hielt/ es müste der Becker solchen Mord selbsten
begangen haben/ oder muste doch mit andern vn-
der der Decken gelegen/ vnd durch andere solchen
Mord habe anstellen helffen.

Dann die Mutter/ welche den Becker deß
Todtschlags halben verklaget/ vnd gefänglich ließ
ein ziehen/ schlosse also/ wen soll ich deß Todschlags
meines Sons mehr anklagen/ als eben die jenige/
welche den Raub davon genommen haben: Ich
finde keine andere Anzeigung deß geschehenen
Mords: Jederman sagt/ der Mord könne von
niemands frembdes seyn geschehen/ sondern allein
von jemands bekandtes auß vnd in dem Hause
selber: Vnd weil der Becker in deß Erschlagenen
Kammer sey gegangen/ habe etliches Gelt ent-
wendet/ hab die Kammer darauff wider zuge-
schlossen/ vnd habe vnder dessen solches alles der
Obrigkeit verschwiegen/ so müsse einmal der Be-
cker selber den Todtschlag auch beganen haben/

vnd
G

Diebshiſtorien/ das I. Buch
bekraͤfftiget wurde durch die rede/ welche auff ſein
Befragung gefielen: Dann ſein leiblicher Sohn
ſagte/ daß er were in deß Erſchlagenen Kammer
gegangen/ vnd haͤtte etlichs Gelt entwendet/ wel-
ches er ſeinen Stiffbruͤdern geben haͤtte: Gleich-
wol aber ſo laugnete der Becker alles: Dann er
kondte jhm wol die Rechnung machen/ daß wan
er nur das geringſte beken̄ete/ ſo wuͤrde jederman
deſto mehr glauben/ was durch das gemeine ge-
ſchrey von jhm ware auß geſprenget worden/ vnd
alſo ergienge es auch: Dann die Muthmaſſung
ware ſo ſtarck auff den Becker/ daß man darvor
hielt/ es muͤſte der Becker ſolchen Mord ſelbſten
begangen haben/ oder muſte doch mit andern vn-
der der Decken gelegen/ vnd durch andere ſolchen
Mord habe anſtellen helffen.

Dann die Mutter/ welche den Becker deß
Todtſchlags halben verklaget/ vnd gefaͤnglich ließ
ein ziehen/ ſchloſſe alſo/ wen ſoll ich deß Todſchlags
meines Sons mehr anklagen/ als eben die jenige/
welche den Raub davon genommen haben: Ich
finde keine andere Anzeigung deß geſchehenen
Mords: Jederman ſagt/ der Mord koͤnne von
niemands frembdes ſeyn geſchehen/ ſondeꝛn allein
von jemands bekandtes auß vnd in dem Hauſe
ſelber: Vnd weil der Becker in deß Erſchlagenen
Kammer ſey gegangen/ habe etliches Gelt ent-
wendet/ hab die Kammer darauff wider zuge-
ſchloſſen/ vnd habe vnder deſſen ſolches alles der
Obrigkeit verſchwiegen/ ſo muͤſſe einmal der Be-
cker ſelber den Todtſchlag auch beganen haben/

vnd
G
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0101" n="89"/><fw place="top" type="header">Diebshi&#x017F;torien/ das <hi rendition="#aq">I.</hi> Buch</fw><lb/>
bekra&#x0364;fftiget wurde durch die rede/ welche auff &#x017F;ein<lb/>
Befragung gefielen: Dann &#x017F;ein leiblicher Sohn<lb/>
&#x017F;agte/ daß er were in deß Er&#x017F;chlagenen Kammer<lb/>
gegangen/ vnd ha&#x0364;tte etlichs Gelt entwendet/ wel-<lb/>
ches er &#x017F;einen Stiffbru&#x0364;dern geben ha&#x0364;tte: Gleich-<lb/>
wol aber &#x017F;o laugnete der Becker alles<hi rendition="#i">:</hi> Dann er<lb/>
kondte jhm wol die Rechnung machen/ daß wan<lb/>
er nur das gering&#x017F;te beken&#x0304;ete/ &#x017F;o wu&#x0364;rde jederman<lb/>
de&#x017F;to mehr glauben/ was durch das gemeine ge-<lb/>
&#x017F;chrey von jhm ware auß ge&#x017F;prenget worden/ vnd<lb/>
al&#x017F;o ergienge es auch: Dann die Muthma&#x017F;&#x017F;ung<lb/>
ware &#x017F;o &#x017F;tarck auff den Becker/ daß man darvor<lb/>
hielt/ es mu&#x0364;&#x017F;te der Becker &#x017F;olchen Mord &#x017F;elb&#x017F;ten<lb/>
begangen haben/ oder mu&#x017F;te doch mit andern vn-<lb/>
der der Decken gelegen/ vnd durch andere &#x017F;olchen<lb/>
Mord habe an&#x017F;tellen helffen.</p><lb/>
          <p>Dann die Mutter/ welche den Becker deß<lb/>
Todt&#x017F;chlags halben verklaget/ vnd gefa&#x0364;nglich ließ<lb/>
ein ziehen/ &#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;e al&#x017F;o/ wen &#x017F;oll ich deß Tod&#x017F;chlags<lb/>
meines Sons mehr anklagen/ als eben die jenige/<lb/>
welche den Raub davon genommen haben: Ich<lb/>
finde keine andere Anzeigung deß ge&#x017F;chehenen<lb/>
Mords: Jederman &#x017F;agt/ der Mord ko&#x0364;nne von<lb/>
niemands frembdes &#x017F;eyn ge&#x017F;chehen/ &#x017F;onde&#xA75B;n allein<lb/>
von jemands bekandtes auß vnd in dem Hau&#x017F;e<lb/>
&#x017F;elber<hi rendition="#i">:</hi> Vnd weil der Becker in deß Er&#x017F;chlagenen<lb/>
Kammer &#x017F;ey gegangen/ habe etliches Gelt ent-<lb/>
wendet/ hab die Kammer darauff wider zuge-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en/ vnd habe vnder de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olches alles der<lb/>
Obrigkeit ver&#x017F;chwiegen/ &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e einmal der Be-<lb/>
cker &#x017F;elber den Todt&#x017F;chlag auch beganen haben/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G</fw><fw place="bottom" type="catch">vnd</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[89/0101] Diebshiſtorien/ das I. Buch bekraͤfftiget wurde durch die rede/ welche auff ſein Befragung gefielen: Dann ſein leiblicher Sohn ſagte/ daß er were in deß Erſchlagenen Kammer gegangen/ vnd haͤtte etlichs Gelt entwendet/ wel- ches er ſeinen Stiffbruͤdern geben haͤtte: Gleich- wol aber ſo laugnete der Becker alles: Dann er kondte jhm wol die Rechnung machen/ daß wan er nur das geringſte beken̄ete/ ſo wuͤrde jederman deſto mehr glauben/ was durch das gemeine ge- ſchrey von jhm ware auß geſprenget worden/ vnd alſo ergienge es auch: Dann die Muthmaſſung ware ſo ſtarck auff den Becker/ daß man darvor hielt/ es muͤſte der Becker ſolchen Mord ſelbſten begangen haben/ oder muſte doch mit andern vn- der der Decken gelegen/ vnd durch andere ſolchen Mord habe anſtellen helffen. Dann die Mutter/ welche den Becker deß Todtſchlags halben verklaget/ vnd gefaͤnglich ließ ein ziehen/ ſchloſſe alſo/ wen ſoll ich deß Todſchlags meines Sons mehr anklagen/ als eben die jenige/ welche den Raub davon genommen haben: Ich finde keine andere Anzeigung deß geſchehenen Mords: Jederman ſagt/ der Mord koͤnne von niemands frembdes ſeyn geſchehen/ ſondeꝛn allein von jemands bekandtes auß vnd in dem Hauſe ſelber: Vnd weil der Becker in deß Erſchlagenen Kammer ſey gegangen/ habe etliches Gelt ent- wendet/ hab die Kammer darauff wider zuge- ſchloſſen/ vnd habe vnder deſſen ſolches alles der Obrigkeit verſchwiegen/ ſo muͤſſe einmal der Be- cker ſelber den Todtſchlag auch beganen haben/ vnd G

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627/101
Zitationshilfe: [Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627/101>, abgerufen am 24.05.2024.