[Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627.Diebs Historien das I. Buch. von beyden theilen getrieben. Dann etliche wenigTage zuvor ware der Hertzog von Savoyen gen Paris kommen/ den Frieden mit dem König Hen- rico dem Vierdten/ Gottseliger Gedächtnuß zu schliessen/ welcher dann selbsten dieser Rechtferti- gung beywohnete: Herr Robert thäte sein bestes/ vnd wuste gewaltig hoch auff zumutzen/ daß man mit dem Becker so übel wäre vmbgangen/ ja daß man/ ohnangesehen seine Vnschulden jhn so schrecklich zermartert vnd zerfoltert hätte: Deß- wegen dann das Parlament/ billich die Verklä- gerinne solte ernstlich anweisen/ daß sie jhm allen erlittenen schaden erstattete/ jhn widerumb an sei- nen Ehrn gut machte/ vnd einen offentlichen wi- derruff thäte. Aber auff der andern seiten da brau- chete sich nicht weniger Herr Arnauld. Der liesse sein Wolredenheit sehen/ vnd führet weitläufftig auß/ daß ein Mutter nicht vnrecht thäte alle Mit- tel zugebrauchen/ darmit der jenige an jrem Sohn den begangenen Mordernstlich gestraffet würde/ vnd daß gleichwol alle anzeigung vnd muthmas- sung so beschaffen wären gewesen/ daß der Becker billich darauff auff die Folter wäre erkennet wor- den: Endlich aber wurde beschlossen/ daß man die beyden Partheyen solte von Hoff abweisen/ ohne eintzige Erstattung der Vn[k]osten/ eines gegen dem andern. Auß diesem gantzen Discurs schließ ich nun: terschei- G iiij
Diebs Hiſtorien das I. Buch. von beyden theilen getrieben. Dann etliche wenigTage zuvor ware der Hertzog von Savoyen gen Paris kom̄en/ den Frieden mit dem Koͤnig Hen- rico dem Vierdten/ Gottſeliger Gedaͤchtnuß zu ſchlieſſen/ welcher dann ſelbſten dieſer Rechtferti- gung beywohnete: Herꝛ Robert thaͤte ſein beſtes/ vnd wuſte gewaltig hoch auff zumutzen/ daß man mit dem Becker ſo uͤbel waͤre vmbgangen/ ja daß man/ ohnangeſehen ſeine Vnſchulden jhn ſo ſchrecklich zermartert vnd zerfoltert haͤtte: Deß- wegen dann das Parlament/ billich die Verklaͤ- gerinne ſolte ernſtlich anweiſen/ daß ſie jhm allen erlittenen ſchaden erſtattete/ jhn widerumb an ſei- nen Ehrn gut machte/ vnd einen offentlichen wi- derruff thaͤte. Aber auff der andern ſeiten da brau- chete ſich nicht weniger Herꝛ Arnauld. Der lieſſe ſein Wolredenheit ſehen/ vnd fuͤhꝛet weitlaͤufftig auß/ daß ein Mutter nicht vnrecht thaͤte alle Mit- tel zugebrauchen/ darmit der jenige an jrem Sohn den begangenen Mordernſtlich geſtraffet wuͤrde/ vnd daß gleichwol alle anzeigung vnd muthmaſ- ſung ſo beſchaffen waͤren geweſen/ daß der Becker billich darauff auff die Folter waͤre erkennet wor- den: Endlich aber wurde beſchloſſen/ daß man die beyden Partheyen ſolte von Hoff abweiſen/ ohne eintzige Erſtattung der Vn[k]oſten/ eines gegen dem andern. Auß dieſem gantzen Diſcurs ſchließ ich nun: terſchei- G iiij
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0107" n="95"/><fw place="top" type="header">Diebs Hiſtorien das <hi rendition="#aq">I.</hi> Buch.</fw><lb/> von beyden theilen getrieben. Dann etliche wenig<lb/> Tage zuvor ware der Hertzog von Savoyen gen<lb/> Paris kom̄en/ den Frieden mit dem Koͤnig Hen-<lb/> rico dem Vierdten/ Gottſeliger Gedaͤchtnuß zu<lb/> ſchlieſſen/ welcher dann ſelbſten dieſer Rechtferti-<lb/> gung beywohnete: Herꝛ Robert thaͤte ſein beſtes/<lb/> vnd wuſte gewaltig hoch auff zumutzen/ daß man<lb/> mit dem Becker ſo uͤbel waͤre vmbgangen/ ja daß<lb/> man/ ohnangeſehen ſeine Vnſchulden jhn ſo<lb/> ſchrecklich zermartert vnd zerfoltert haͤtte: Deß-<lb/> wegen dann das Parlament/ billich die Verklaͤ-<lb/> gerinne ſolte ernſtlich anweiſen/ daß ſie jhm allen<lb/> erlittenen ſchaden erſtattete/ jhn widerumb an ſei-<lb/> nen Ehrn gut machte/ vnd einen offentlichen wi-<lb/> derruff thaͤte. Aber auff der andern ſeiten da brau-<lb/> chete ſich nicht weniger Herꝛ Arnauld. Der lieſſe<lb/> ſein Wolredenheit ſehen/ vnd fuͤhꝛet weitlaͤufftig<lb/> auß/ daß ein Mutter nicht vnrecht thaͤte alle Mit-<lb/> tel zugebrauchen/ darmit der jenige an jrem Sohn<lb/> den begangenen Mordernſtlich geſtraffet wuͤrde/<lb/> vnd daß gleichwol alle anzeigung vnd muthmaſ-<lb/> ſung ſo beſchaffen waͤren geweſen/ daß der Becker<lb/> billich darauff auff die Folter waͤre erkennet wor-<lb/> den: Endlich aber wurde beſchloſſen/ daß man die<lb/> beyden Partheyen ſolte von Hoff abweiſen/ ohne<lb/> eintzige Erſtattung der Vn<supplied>k</supplied>oſten/ eines gegen<lb/> dem andern.</p><lb/> <p>Auß dieſem gantzen Diſcurs ſchließ ich nun:<lb/> Daß der Menſchen Vrtheil manchmals gar weit<lb/> fehlet/ aber endlich/ bald oder langſam/ ſo laͤſt Gott<lb/> der vnſchuldigen Sach an Tag kommen/ vnd vn-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">G iiij</fw><fw place="bottom" type="catch">terſchei-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [95/0107]
Diebs Hiſtorien das I. Buch.
von beyden theilen getrieben. Dann etliche wenig
Tage zuvor ware der Hertzog von Savoyen gen
Paris kom̄en/ den Frieden mit dem Koͤnig Hen-
rico dem Vierdten/ Gottſeliger Gedaͤchtnuß zu
ſchlieſſen/ welcher dann ſelbſten dieſer Rechtferti-
gung beywohnete: Herꝛ Robert thaͤte ſein beſtes/
vnd wuſte gewaltig hoch auff zumutzen/ daß man
mit dem Becker ſo uͤbel waͤre vmbgangen/ ja daß
man/ ohnangeſehen ſeine Vnſchulden jhn ſo
ſchrecklich zermartert vnd zerfoltert haͤtte: Deß-
wegen dann das Parlament/ billich die Verklaͤ-
gerinne ſolte ernſtlich anweiſen/ daß ſie jhm allen
erlittenen ſchaden erſtattete/ jhn widerumb an ſei-
nen Ehrn gut machte/ vnd einen offentlichen wi-
derruff thaͤte. Aber auff der andern ſeiten da brau-
chete ſich nicht weniger Herꝛ Arnauld. Der lieſſe
ſein Wolredenheit ſehen/ vnd fuͤhꝛet weitlaͤufftig
auß/ daß ein Mutter nicht vnrecht thaͤte alle Mit-
tel zugebrauchen/ darmit der jenige an jrem Sohn
den begangenen Mordernſtlich geſtraffet wuͤrde/
vnd daß gleichwol alle anzeigung vnd muthmaſ-
ſung ſo beſchaffen waͤren geweſen/ daß der Becker
billich darauff auff die Folter waͤre erkennet wor-
den: Endlich aber wurde beſchloſſen/ daß man die
beyden Partheyen ſolte von Hoff abweiſen/ ohne
eintzige Erſtattung der Vnkoſten/ eines gegen
dem andern.
Auß dieſem gantzen Diſcurs ſchließ ich nun:
Daß der Menſchen Vrtheil manchmals gar weit
fehlet/ aber endlich/ bald oder langſam/ ſo laͤſt Gott
der vnſchuldigen Sach an Tag kommen/ vnd vn-
terſchei-
G iiij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |