Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627.

Bild:
<< vorherige Seite
Diebshistorien/ das I. Buch.

Endlich brachte er durch seine Freunde so viel
zuwegen/ daß er an den Hoff deß Hertzogen auß
Lothringen kame/ vnnd wurde ein Kriegsmann
vnter dem Herrn von Roche born/ welcher seiner
Compagny Leutenant ware/ vnd welcher jhn lan-
ge Zeit gekennet hatte.

Vnnd von der Zeit fienge er an auß dem Ge-
schirr zu schlagen/ vnd jhm selbsten sein Vnglück
zu bawen: Dann als er bey solchem Kriegswesen
jhm alle Freyheit name/ vnnd sich nicht mehr be-
kümmert/ wann er schon etwas übels begangen
hatte/ fienge er an allenthalben zustreiffen/ vnnd
bildet jm ein/ es dörffte jhm niemand widerstand
thun: Seine Gesellen hiessen jhn nicht anderst/
als den Böhmen: Dann er wuste alle schlich vnd
gelegenheit zu Rauben: Es vergienge kein Tag/
da er nicht ein newe List erdachte/ einem den Se-
ckel mit dem Gelt zu erhaschen: Er schneutzet sie
vmb das Gelt: Er betroge sie durch seine Argli-
stigkeit/ vnnd wuste sein Person so wol zu spielen/
daß es vnmöglich ware jhm bey zu kommen.

Dieses kame nun dem Herrn de la Rocheborn
zu Ohren/ daß nemblich Carfour so ein Muster-
Aff war/ vnd weil er sich förchtete/ es möchte jhm
dergleichen tück vnd stück auch dermal eins von
Carfour widerfahren/ ließ er jhn zu sich fordern
in sein Schloß Rochetaille/ welches nah bey der
Statt Langres liget/ vnnd nach dem er jhme sein
böses verhalten ernstlich verwiesen/ auch jhn ver-
mahnet/ hinfüro in einer andern Compagni vnd

Ge-
Diebshiſtorien/ das I. Buch.

Endlich brachte er durch ſeine Freunde ſo viel
zuwegen/ daß er an den Hoff deß Hertzogen auß
Lothringen kame/ vnnd wurde ein Kriegsmann
vnter dem Herꝛn von Roche born/ welcher ſeiner
Compagny Leutenant ware/ vnd welcher jhn lan-
ge Zeit gekennet hatte.

Vnnd von der Zeit fienge er an auß dem Ge-
ſchirꝛ zu ſchlagen/ vnd jhm ſelbſten ſein Vngluͤck
zu bawen: Dann als er bey ſolchem Kriegsweſen
jhm alle Freyheit name/ vnnd ſich nicht mehr be-
kuͤmmert/ wann er ſchon etwas uͤbels begangen
hatte/ fienge er an allenthalben zuſtreiffen/ vnnd
bildet jm ein/ es doͤrffte jhm niemand widerſtand
thun: Seine Geſellen hieſſen jhn nicht anderſt/
als den Boͤhmen: Dann er wuſte alle ſchlich vnd
gelegenheit zu Rauben: Es vergienge kein Tag/
da er nicht ein newe Liſt erdachte/ einem den Se-
ckel mit dem Gelt zu erhaſchen: Er ſchneutzet ſie
vmb das Gelt: Er betroge ſie durch ſeine Argli-
ſtigkeit/ vnnd wuſte ſein Perſon ſo wol zu ſpielen/
daß es vnmoͤglich ware jhm bey zu kommen.

Dieſes kame nun dem Herꝛn de la Rocheborn
zu Ohren/ daß nemblich Carfour ſo ein Muſter-
Aff war/ vnd weil er ſich foͤrchtete/ es moͤchte jhm
dergleichen tuͤck vnd ſtuͤck auch dermal eins von
Carfour widerfahren/ ließ er jhn zu ſich fordern
in ſein Schloß Rochetaille/ welches nah bey der
Statt Langres liget/ vnnd nach dem er jhme ſein
boͤſes verhalten ernſtlich verwieſen/ auch jhn ver-
mahnet/ hinfuͤro in einer andern Compagni vnd

Ge-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0115" n="103"/>
          <fw place="top" type="header">Diebshi&#x017F;torien/ das <hi rendition="#aq">I.</hi> Buch.</fw><lb/>
          <p>Endlich brachte er durch &#x017F;eine Freunde &#x017F;o viel<lb/>
zuwegen/ daß er an den Hoff deß Hertzogen auß<lb/>
Lothringen kame/ vnnd wurde ein Kriegsmann<lb/>
vnter dem Her&#xA75B;n von Roche born/ welcher &#x017F;einer<lb/>
Compagny Leutenant ware/ vnd welcher jhn lan-<lb/>
ge Zeit gekennet hatte.</p><lb/>
          <p>Vnnd von der Zeit fienge er an auß dem Ge-<lb/>
&#x017F;chir&#xA75B; zu &#x017F;chlagen/ vnd jhm &#x017F;elb&#x017F;ten &#x017F;ein Vnglu&#x0364;ck<lb/>
zu bawen: Dann als er bey &#x017F;olchem Kriegswe&#x017F;en<lb/>
jhm alle Freyheit name/ vnnd &#x017F;ich nicht mehr be-<lb/>
ku&#x0364;mmert/ wann er &#x017F;chon etwas u&#x0364;bels begangen<lb/>
hatte/ fienge er an allenthalben zu&#x017F;treiffen/ vnnd<lb/>
bildet jm ein/ es do&#x0364;rffte jhm niemand wider&#x017F;tand<lb/>
thun: Seine Ge&#x017F;ellen hie&#x017F;&#x017F;en jhn nicht ander&#x017F;t/<lb/>
als den Bo&#x0364;hmen: Dann er wu&#x017F;te alle &#x017F;chlich vnd<lb/>
gelegenheit zu Rauben: Es vergienge kein Tag/<lb/>
da er nicht ein newe Li&#x017F;t erdachte/ einem den Se-<lb/>
ckel mit dem Gelt zu erha&#x017F;chen: Er &#x017F;chneutzet &#x017F;ie<lb/>
vmb das Gelt: Er betroge &#x017F;ie durch &#x017F;eine Argli-<lb/>
&#x017F;tigkeit/ vnnd wu&#x017F;te &#x017F;ein Per&#x017F;on &#x017F;o wol zu &#x017F;pielen/<lb/>
daß es vnmo&#x0364;glich ware jhm bey zu kommen.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;es kame nun dem Her&#xA75B;n de la Rocheborn<lb/>
zu Ohren/ daß nemblich Carfour &#x017F;o ein Mu&#x017F;ter-<lb/>
Aff war/ vnd weil er &#x017F;ich fo&#x0364;rchtete/ es mo&#x0364;chte jhm<lb/>
dergleichen tu&#x0364;ck vnd &#x017F;tu&#x0364;ck auch dermal eins von<lb/>
Carfour widerfahren/ ließ er jhn zu &#x017F;ich fordern<lb/>
in &#x017F;ein Schloß Rochetaille/ welches nah bey der<lb/>
Statt Langres liget/ vnnd nach dem er jhme &#x017F;ein<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;es verhalten ern&#x017F;tlich verwie&#x017F;en/ auch jhn ver-<lb/>
mahnet/ hinfu&#x0364;ro in einer andern Compagni vnd<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ge-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[103/0115] Diebshiſtorien/ das I. Buch. Endlich brachte er durch ſeine Freunde ſo viel zuwegen/ daß er an den Hoff deß Hertzogen auß Lothringen kame/ vnnd wurde ein Kriegsmann vnter dem Herꝛn von Roche born/ welcher ſeiner Compagny Leutenant ware/ vnd welcher jhn lan- ge Zeit gekennet hatte. Vnnd von der Zeit fienge er an auß dem Ge- ſchirꝛ zu ſchlagen/ vnd jhm ſelbſten ſein Vngluͤck zu bawen: Dann als er bey ſolchem Kriegsweſen jhm alle Freyheit name/ vnnd ſich nicht mehr be- kuͤmmert/ wann er ſchon etwas uͤbels begangen hatte/ fienge er an allenthalben zuſtreiffen/ vnnd bildet jm ein/ es doͤrffte jhm niemand widerſtand thun: Seine Geſellen hieſſen jhn nicht anderſt/ als den Boͤhmen: Dann er wuſte alle ſchlich vnd gelegenheit zu Rauben: Es vergienge kein Tag/ da er nicht ein newe Liſt erdachte/ einem den Se- ckel mit dem Gelt zu erhaſchen: Er ſchneutzet ſie vmb das Gelt: Er betroge ſie durch ſeine Argli- ſtigkeit/ vnnd wuſte ſein Perſon ſo wol zu ſpielen/ daß es vnmoͤglich ware jhm bey zu kommen. Dieſes kame nun dem Herꝛn de la Rocheborn zu Ohren/ daß nemblich Carfour ſo ein Muſter- Aff war/ vnd weil er ſich foͤrchtete/ es moͤchte jhm dergleichen tuͤck vnd ſtuͤck auch dermal eins von Carfour widerfahren/ ließ er jhn zu ſich fordern in ſein Schloß Rochetaille/ welches nah bey der Statt Langres liget/ vnnd nach dem er jhme ſein boͤſes verhalten ernſtlich verwieſen/ auch jhn ver- mahnet/ hinfuͤro in einer andern Compagni vnd Ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627/115
Zitationshilfe: [Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627/115>, abgerufen am 23.11.2024.