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[Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627.

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Diebs Historien/ das I, Buch.
gesaget: Welches/ als es Carfour an jhm sihet/
vnd ferrners spüret/ daß sein Hertz zu allem bösen
vnd übel ist geneiget/ gibt er jhm Brot zu essen/
welches in deß ersten Kauffmanns Blut/ welchen
er darauff erschluge/ geduncket ware: Welches
dann ein erschröcklichs ding ist zuhören: Vnd fält
mir hiebey eyn die Historien von den vnbarmhertzt-
gen Mohren/ welche/ wie Herodotus darvon schrei-
bet/ die Kinder de Phanis ermordeten/ vnd wann
sie stattliche Bancketen hielten/ braucheten sie an
statt deß Weins/ solcher armen vnschuldigen er-
würgten Leut Blut/ welches sie mit gutem bedach-
te trancken/ nicht anderst/ als were es der beste
Wein/ ja nicht anderst/ als were es der Götter
Tranck vnd Speise selber.

Von der zeit an/ daß dieser junge Gesell Men-
schenblut also mit Brot eingefressen hatte/ wurde
er der vnbarmhertzigste vnter dem gantzen hauf-
fen: Solte vnd wolte man einen angreiffen vnd
schlagen/ so ware er allezeit mit den ersten vnd
fordersten: Solte oder wolte man dann einem
an einer gefährlichen Waldecken oder sonsten
auff den Dienst warten/ so botte er sich selber an/
als einer/ der das Mordhandwerck am besten ver-
stande vnd köndte: Wie er dann auch in solchem
Handwerck wol ware vnterrichtet worden/ vnnd
hernacher auch die straffe/ so er von Carfour sel-
ber empfienge/ wol verdienet hätte.

Als aber dieser junge hitzige Mensch/ etliche
Monat mit solchem verderblichen Exercitio vnd
Handwerck zugebracht hatte/ gedachte er ein we-

nig
J

Diebs Hiſtorien/ das I, Buch.
geſaget: Welches/ als es Carfour an jhm ſihet/
vnd ferꝛners ſpuͤret/ daß ſein Hertz zu allem boͤſen
vnd uͤbel iſt geneiget/ gibt er jhm Brot zu eſſen/
welches in deß erſten Kauffmanns Blut/ welchen
er darauff erſchluge/ geduncket ware: Welches
dann ein erſchroͤcklichs ding iſt zuhoͤren: Vnd faͤlt
mir hiebey eyn die Hiſtoriē von den vnbarmhertzt-
gen Mohrē/ welche/ wie Herodotus daꝛvon ſchrei-
bet/ die Kinder de Phanis ermordeten/ vnd wann
ſie ſtattliche Bancketen hielten/ braucheten ſie an
ſtatt deß Weins/ ſolcher armen vnſchuldigen er-
wuͤrgten Leut Blut/ welches ſie mit gutem bedach-
te trancken/ nicht anderſt/ als were es der beſte
Wein/ ja nicht anderſt/ als were es der Goͤtter
Tranck vnd Speiſe ſelber.

Von der zeit an/ daß dieſer junge Geſell Men-
ſchenblut alſo mit Brot eingefreſſen hatte/ wurde
er der vnbarmhertzigſte vnter dem gantzen hauf-
fen: Solte vnd wolte man einen angreiffen vnd
ſchlagen/ ſo ware er allezeit mit den erſten vnd
forderſten: Solte oder wolte man dann einem
an einer gefaͤhrlichen Waldecken oder ſonſten
auff den Dienſt warten/ ſo botte er ſich ſelber an/
als einer/ der das Mordhandwerck am beſten ver-
ſtande vnd koͤndte: Wie er dann auch in ſolchem
Handwerck wol ware vnterꝛichtet worden/ vnnd
hernacher auch die ſtraffe/ ſo er von Carfour ſel-
ber empfienge/ wol verdienet haͤtte.

Als aber dieſer junge hitzige Menſch/ etliche
Monat mit ſolchem verderblichen Exercitio vnd
Handwerck zugebracht hatte/ gedachte er ein we-

nig
J
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[121/0133] Diebs Hiſtorien/ das I, Buch. geſaget: Welches/ als es Carfour an jhm ſihet/ vnd ferꝛners ſpuͤret/ daß ſein Hertz zu allem boͤſen vnd uͤbel iſt geneiget/ gibt er jhm Brot zu eſſen/ welches in deß erſten Kauffmanns Blut/ welchen er darauff erſchluge/ geduncket ware: Welches dann ein erſchroͤcklichs ding iſt zuhoͤren: Vnd faͤlt mir hiebey eyn die Hiſtoriē von den vnbarmhertzt- gen Mohrē/ welche/ wie Herodotus daꝛvon ſchrei- bet/ die Kinder de Phanis ermordeten/ vnd wann ſie ſtattliche Bancketen hielten/ braucheten ſie an ſtatt deß Weins/ ſolcher armen vnſchuldigen er- wuͤrgten Leut Blut/ welches ſie mit gutem bedach- te trancken/ nicht anderſt/ als were es der beſte Wein/ ja nicht anderſt/ als were es der Goͤtter Tranck vnd Speiſe ſelber. Von der zeit an/ daß dieſer junge Geſell Men- ſchenblut alſo mit Brot eingefreſſen hatte/ wurde er der vnbarmhertzigſte vnter dem gantzen hauf- fen: Solte vnd wolte man einen angreiffen vnd ſchlagen/ ſo ware er allezeit mit den erſten vnd forderſten: Solte oder wolte man dann einem an einer gefaͤhrlichen Waldecken oder ſonſten auff den Dienſt warten/ ſo botte er ſich ſelber an/ als einer/ der das Mordhandwerck am beſten ver- ſtande vnd koͤndte: Wie er dann auch in ſolchem Handwerck wol ware vnterꝛichtet worden/ vnnd hernacher auch die ſtraffe/ ſo er von Carfour ſel- ber empfienge/ wol verdienet haͤtte. Als aber dieſer junge hitzige Menſch/ etliche Monat mit ſolchem verderblichen Exercitio vnd Handwerck zugebracht hatte/ gedachte er ein we- nig J

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Zitationshilfe: [Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627/133>, abgerufen am 23.11.2024.