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[Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627.

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Diebs Historien das I. Buch.
het/ thut sie jhm ein Fußfall/ vnd bittet jhn/ er wol-
le jhr Recht schaffen/ wegen der Schand so jr von
dem Edelmann Gwaltthätiger weise sey zugefü-
get worden.

Hierauff läst der Guberbator so bald nach dem
Weingärtner schicken/ straffet den Edelmann
ernstlich wegen seiner begangenen schweren Sün-
de/ vnd schlägt jhm zwey Mittel vor[/] das eine oder
das andere darauß zu erwehlen: Entweder daß er
den Kopff jhm zu wolverdienter Straff lasse ab-
schlagen/ oder daß er die entführete ehrliche Toch-
ter Heurathe vnd ehrlich mache. Der Edelmann/
als er sihet/ daß er nunmehr ist gefangen/ vnd kan
weder hindersich noch vorsich kommen/ erkläret
sich so bald/ daß er sie wolle Ehelichen/ vnnd wird
jm von dem Gubernator geboten/ er soll ihr auch
zwey tausent Kronen vor jhr Morgengaab ver-
machen vnd geben. Welches dann alles so bald in
gegenwart deß Gubernators/ seiner Diener vnd
deß Weingärtners muß geschehen. Die Tochter
wird schön geschmucket vnd gebutzet/ sie werden so
bald zusammen gegeben/ Er helt sie für sein eheli-
ches We[i]be/ hat sie auch lieb vnd werth/ sie verhelt
sich auch also/ daß sie inn der gantzen Nachbar-
schafft wird geehret vnd geliebet: Der Gubernator
aber ist wegen seines gerechten vnd außgesproche-
nen denckwürdigen Vrtheils hochgelobet vnd ge-
ehret worden.

La Vigne/ welcher schon zum vierdten mal der
Straffe/ welche er vmb seiner Vbelthaten willen
wol verdienet hatte/ ware entgangen/ bessert sich im

gering-
N v

Diebs Hiſtorien das I. Buch.
het/ thut ſie jhm ein Fußfall/ vnd bittet jhn/ er wol-
le jhr Recht ſchaffen/ wegen der Schand ſo jr von
dem Edelmann Gwaltthaͤtiger weiſe ſey zugefuͤ-
get worden.

Hierauff laͤſt der Guberbator ſo bald nach dem
Weingaͤrtner ſchicken/ ſtraffet den Edelmann
ernſtlich wegen ſeiner begangenen ſchweꝛen Suͤn-
de/ vnd ſchlaͤgt jhm zwey Mittel vor[/] das eine oder
das andere darauß zu erwehlen: Entweder daß er
den Kopff jhm zu wolverdienter Straff laſſe ab-
ſchlagen/ oder daß er die entfuͤhrete ehrliche Toch-
ter Heurathe vnd ehrlich mache. Der Edelmann/
als er ſihet/ daß er nunmehr iſt gefangen/ vnd kan
weder hinderſich noch vorſich kommen/ erklaͤret
ſich ſo bald/ daß er ſie wolle Ehelichen/ vnnd wird
jm von dem Gubernator geboten/ er ſoll ihr auch
zwey tauſent Kronen vor jhr Morgengaab ver-
machen vnd geben. Welches dann alles ſo bald in
gegenwart deß Gubernators/ ſeiner Diener vnd
deß Weingaͤrtners muß geſchehen. Die Tochter
wird ſchoͤn geſchmucket vnd gebutzet/ ſie werden ſo
bald zuſammen gegeben/ Er helt ſie fuͤr ſein eheli-
ches We[i]be/ hat ſie auch lieb vnd werth/ ſie verhelt
ſich auch alſo/ daß ſie inn der gantzen Nachbar-
ſchafft wird geehret vnd geliebet: Der Gubernator
aber iſt wegen ſeines gerechten vnd außgeſproche-
nen denckwuͤrdigen Vrtheils hochgelobet vnd ge-
ehret worden.

La Vigne/ welcher ſchon zum vierdten mal der
Straffe/ welche er vmb ſeiner Vbelthaten willen
wol verdienet hatte/ ware entgangē/ beſſert ſich im

gering-
N v
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[193/0205] Diebs Hiſtorien das I. Buch. het/ thut ſie jhm ein Fußfall/ vnd bittet jhn/ er wol- le jhr Recht ſchaffen/ wegen der Schand ſo jr von dem Edelmann Gwaltthaͤtiger weiſe ſey zugefuͤ- get worden. Hierauff laͤſt der Guberbator ſo bald nach dem Weingaͤrtner ſchicken/ ſtraffet den Edelmann ernſtlich wegen ſeiner begangenen ſchweꝛen Suͤn- de/ vnd ſchlaͤgt jhm zwey Mittel vor/ das eine oder das andere darauß zu erwehlen: Entweder daß er den Kopff jhm zu wolverdienter Straff laſſe ab- ſchlagen/ oder daß er die entfuͤhrete ehrliche Toch- ter Heurathe vnd ehrlich mache. Der Edelmann/ als er ſihet/ daß er nunmehr iſt gefangen/ vnd kan weder hinderſich noch vorſich kommen/ erklaͤret ſich ſo bald/ daß er ſie wolle Ehelichen/ vnnd wird jm von dem Gubernator geboten/ er ſoll ihr auch zwey tauſent Kronen vor jhr Morgengaab ver- machen vnd geben. Welches dann alles ſo bald in gegenwart deß Gubernators/ ſeiner Diener vnd deß Weingaͤrtners muß geſchehen. Die Tochter wird ſchoͤn geſchmucket vnd gebutzet/ ſie werden ſo bald zuſammen gegeben/ Er helt ſie fuͤr ſein eheli- ches Weibe/ hat ſie auch lieb vnd werth/ ſie verhelt ſich auch alſo/ daß ſie inn der gantzen Nachbar- ſchafft wird geehret vnd geliebet: Der Gubernator aber iſt wegen ſeines gerechten vnd außgeſproche- nen denckwuͤrdigen Vrtheils hochgelobet vnd ge- ehret worden. La Vigne/ welcher ſchon zum vierdten mal der Straffe/ welche er vmb ſeiner Vbelthaten willen wol verdienet hatte/ ware entgangē/ beſſert ſich im gering- N v

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Zitationshilfe: [Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627/205>, abgerufen am 21.11.2024.