Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627.

Bild:
<< vorherige Seite

Diebshistorien/ das I. Buch.
vrsach habe desto mehr sich für dergleichen Sün-
den zu hüten: Aber der Vetter/ (der nicht wenig
vnwillig war/ daß er also vmb sein Gelt solte kom-
men) riethe gleichwol nicht darzu/ darmit wann
etwas anderst ferrners darauß entstehen solte/ jm
keine schuld möchte gegeben werden: Sondern
sagte/ daß man jhn vielleicht besser mit vnd durch
güte/ als durch schärpffe köndt widerumb zu recht
bringen: Aber es ist gar ein schweres Werck/ ein
Menschen von seiner alten bösen Geygen abge-
wehnen/ vnnd wie man im Sprichwort sagt/ ei-
nen alten Hund bendig zumachen: Dann wie der
Poet saget:
Quo semel est imbuta recens, servabit odo-
rem Testa diu.

das ist/ Jung gewohnet/ Alt gethan: Vnnd kan
man auß einem Haffen den einmal angenomme-
nen geschmack nit leichtlich wider bringen. Dann
alles was er verhiesse/ das begehrte er nicht zu hal-
ten: Ja was er so hoch vnd thewer versprache/ das
hielte er im geringsten nicht. Dann wie er einmal
in solchem verdamlichen Leben ware ersoffen/ also
kandte er nicht darvon ablassen/ vnd begabe sich je
lenger je mehr wider alle seine Verheissung inn
leichtfertige Gesellschafft vnd Bubenleben.

Etliche Monat gehen also dahin: Weil er aber
solches Leben ohne einen wolgespickten Beutel
nicht kondte führen/ namen jhrer drey oder vier
jhnen vor/ sie wolten jhre Beutel füllen/ vnd solte
es auch kosten/ was es jmmer wolte: Solchen jh-
ren verdamlichen Zweck zuerreichen/ namen sie

jhnen
Q

Diebshiſtorien/ das I. Buch.
vrſach habe deſto mehr ſich fuͤr dergleichen Suͤn-
den zu huͤten: Aber der Vetter/ (der nicht wenig
vnwillig war/ daß er alſo vmb ſein Gelt ſolte kom-
men) riethe gleichwol nicht darzu/ darmit wann
etwas anderſt ferꝛners darauß entſtehen ſolte/ jm
keine ſchuld moͤchte gegeben werden: Sondern
ſagte/ daß man jhn vielleicht beſſer mit vnd durch
guͤte/ als durch ſchaͤrpffe koͤndt widerumb zu recht
bringen: Aber es iſt gar ein ſchweres Werck/ ein
Menſchen von ſeiner alten boͤſen Geygen abge-
wehnen/ vnnd wie man im Sprichwort ſagt/ ei-
nen alten Hund bendig zumachen: Dann wie der
Poet ſaget:
Quo ſemel eſt imbuta recens, ſervabit odo-
rem Teſta diu.

das iſt/ Jung gewohnet/ Alt gethan: Vnnd kan
man auß einem Haffen den einmal angenomme-
nen geſchmack nit leichtlich wider bringē. Dann
alles was er verhieſſe/ das begehrte er nicht zu hal-
ten: Ja was er ſo hoch vnd thewer verſprache/ das
hielte er im geringſten nicht. Dann wie er einmal
in ſolchem verdamlichen Leben ware erſoffen/ alſo
kandte er nicht darvon ablaſſen/ vnd begabe ſich je
lenger je mehr wider alle ſeine Verheiſſung inn
leichtfertige Geſellſchafft vnd Bubenleben.

Etliche Monat gehen alſo dahin: Weil er aber
ſolches Leben ohne einen wolgeſpickten Beutel
nicht kondte fuͤhren/ namen jhrer drey oder vier
jhnen vor/ ſie wolten jhre Beutel fuͤllen/ vnd ſolte
es auch koſten/ was es jmmer wolte: Solchen jh-
ren verdamlichen Zweck zuerꝛeichen/ namen ſie

jhnen
Q
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0245" n="233"/><fw place="top" type="header">Diebshi&#x017F;torien/ das <hi rendition="#aq">I.</hi> Buch.</fw><lb/>
vr&#x017F;ach habe de&#x017F;to mehr &#x017F;ich fu&#x0364;r dergleichen Su&#x0364;n-<lb/>
den zu hu&#x0364;ten: Aber der Vetter/ (der nicht wenig<lb/>
vnwillig war/ daß er al&#x017F;o vmb &#x017F;ein Gelt &#x017F;olte kom-<lb/>
men) riethe gleichwol nicht darzu/ darmit wann<lb/>
etwas ander&#x017F;t fer&#xA75B;ners darauß ent&#x017F;tehen &#x017F;olte/ jm<lb/>
keine &#x017F;chuld mo&#x0364;chte gegeben werden: Sondern<lb/>
&#x017F;agte/ daß man jhn vielleicht be&#x017F;&#x017F;er mit vnd durch<lb/>
gu&#x0364;te/ als durch &#x017F;cha&#x0364;rpffe ko&#x0364;ndt widerumb zu recht<lb/>
bringen: Aber es i&#x017F;t gar ein &#x017F;chweres Werck/ ein<lb/>
Men&#x017F;chen von &#x017F;einer alten bo&#x0364;&#x017F;en Geygen abge-<lb/>
wehnen/ vnnd wie man im Sprichwort &#x017F;agt/ ei-<lb/>
nen alten Hund bendig zumachen: Dann wie der<lb/>
Poet &#x017F;aget:<lb/><quote><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">Quo &#x017F;emel e&#x017F;t imbuta recens, &#x017F;ervabit odo-<lb/>
rem Te&#x017F;ta diu.</hi></hi></quote><lb/>
das i&#x017F;t/ Jung gewohnet/ Alt gethan: Vnnd kan<lb/>
man auß einem Haffen den einmal angenomme-<lb/>
nen ge&#x017F;chmack nit leichtlich wider bringe&#x0304;. Dann<lb/>
alles was er verhie&#x017F;&#x017F;e/ das begehrte er nicht zu hal-<lb/>
ten: Ja was er &#x017F;o hoch vnd thewer ver&#x017F;prache/ das<lb/>
hielte er im gering&#x017F;ten nicht. Dann wie er einmal<lb/>
in &#x017F;olchem verdamlichen Leben ware er&#x017F;offen/ al&#x017F;o<lb/>
kandte er nicht darvon abla&#x017F;&#x017F;en/ vnd begabe &#x017F;ich je<lb/>
lenger je mehr wider alle &#x017F;eine Verhei&#x017F;&#x017F;ung inn<lb/>
leichtfertige Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft vnd Bubenleben.</p><lb/>
          <p>Etliche Monat gehen al&#x017F;o dahin: Weil er aber<lb/>
&#x017F;olches Leben ohne einen wolge&#x017F;pickten Beutel<lb/>
nicht kondte fu&#x0364;hren/ namen jhrer drey oder vier<lb/>
jhnen vor/ &#x017F;ie wolten jhre Beutel fu&#x0364;llen/ vnd &#x017F;olte<lb/>
es auch ko&#x017F;ten/ was es jmmer wolte: Solchen jh-<lb/>
ren verdamlichen Zweck zuer&#xA75B;eichen/ namen &#x017F;ie<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q</fw><fw place="bottom" type="catch">jhnen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[233/0245] Diebshiſtorien/ das I. Buch. vrſach habe deſto mehr ſich fuͤr dergleichen Suͤn- den zu huͤten: Aber der Vetter/ (der nicht wenig vnwillig war/ daß er alſo vmb ſein Gelt ſolte kom- men) riethe gleichwol nicht darzu/ darmit wann etwas anderſt ferꝛners darauß entſtehen ſolte/ jm keine ſchuld moͤchte gegeben werden: Sondern ſagte/ daß man jhn vielleicht beſſer mit vnd durch guͤte/ als durch ſchaͤrpffe koͤndt widerumb zu recht bringen: Aber es iſt gar ein ſchweres Werck/ ein Menſchen von ſeiner alten boͤſen Geygen abge- wehnen/ vnnd wie man im Sprichwort ſagt/ ei- nen alten Hund bendig zumachen: Dann wie der Poet ſaget: Quo ſemel eſt imbuta recens, ſervabit odo- rem Teſta diu. das iſt/ Jung gewohnet/ Alt gethan: Vnnd kan man auß einem Haffen den einmal angenomme- nen geſchmack nit leichtlich wider bringē. Dann alles was er verhieſſe/ das begehrte er nicht zu hal- ten: Ja was er ſo hoch vnd thewer verſprache/ das hielte er im geringſten nicht. Dann wie er einmal in ſolchem verdamlichen Leben ware erſoffen/ alſo kandte er nicht darvon ablaſſen/ vnd begabe ſich je lenger je mehr wider alle ſeine Verheiſſung inn leichtfertige Geſellſchafft vnd Bubenleben. Etliche Monat gehen alſo dahin: Weil er aber ſolches Leben ohne einen wolgeſpickten Beutel nicht kondte fuͤhren/ namen jhrer drey oder vier jhnen vor/ ſie wolten jhre Beutel fuͤllen/ vnd ſolte es auch koſten/ was es jmmer wolte: Solchen jh- ren verdamlichen Zweck zuerꝛeichen/ namen ſie jhnen Q

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627/245
Zitationshilfe: [Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627/245>, abgerufen am 18.05.2024.