[Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627.Diebs Historien/ das I. Buch. nicht darüber/ sondern gab jhnen diese stumpffeantwort/ vnd sagte: Er hette nichts/ vnd in dem er das saget/ so reisset er einen auß solchen beyden Raubern das Wehr auß den Händen/ gibt jhm ein solchen stattlichen streich über den Arm daß er sich nicht mehr kan wehren: Darauff macht sich Postel an den andern auch/ der weniger Hertz als der vorige hatte/ redet jhm solche Wort mit dem Degen zu/ daß er darauff die Flucht muß nemen vnd entlauffen/ welchem Postel nachfolget so hart daß er sich endlich jhm muß ergeben. Vnd also er- retteer sich auß den Händen dieser beyden Stras- senrauber/ welche ohne allen zweiffel das Hand- werck nicht so wol gelernet hatten/ als der jenige/ den sie wolten überfallen vnd berauben: nach dem aber Postel wider kommet zu dem jenigen/ wel- cher er am ersten hatte darnider geschlagen/ auch noch da lage/ stellet er sich/ als wölle er jn vollends erwürgen/ wann er jhm nicht so bald den Seckel mit all seinem Gelt gebe: Diser entschuldiget sich/ er habe gar nichts bey ihm/ jedoch wann er [jh]n wöl- le auß dem Wald inn das nechste Dor[ff] führen/ wolle er jhm allda zehen Kronen geben: Postel/ der nicht gedencket/ daß vielleicht ein Betrug dar- hinder stecke/ folget jm/ vnd nach dem sie durch ein Wald überzwerch gangen/ kompt er mit diesem Dieb in eine Herberg/ da der Wirt selber ein Mör- der war/ Strassenrauber vnd Mörder heimlich in seinem Hauß pflegte auffzuhalten. Als Postel nun in die Herberg kam/ wurde er dem Q iiij
Diebs Hiſtorien/ das I. Buch. nicht daruͤber/ ſondern gab jhnen dieſe ſtumpffeantwort/ vnd ſagte: Er hette nichts/ vnd in dem er das ſaget/ ſo reiſſet er einen auß ſolchen beyden Raubern das Wehr auß den Haͤnden/ gibt jhm ein ſolchen ſtattlichen ſtꝛeich uͤber den Arm daß er ſich nicht mehr kan wehren: Darauff macht ſich Poſtel an den andern auch/ der weniger Hertz als der vorige hatte/ redet jhm ſolche Wort mit dem Degen zu/ daß er darauff die Flucht muß nemen vnd entlauffen/ welchem Poſtel nachfolget ſo hart daß er ſich endlich jhm muß ergeben. Vnd alſo er- retteer ſich auß den Haͤnden dieſer beyden Straſ- ſenrauber/ welche ohne allen zweiffel das Hand- werck nicht ſo wol gelernet hatten/ als der jenige/ den ſie wolten uͤbeꝛfallen vnd berauben: nach dem aber Poſtel wider kommet zu dem jenigen/ wel- cher er am erſten hatte darnider geſchlagen/ auch noch da lage/ ſtellet er ſich/ als woͤlle er jn vollends erwuͤrgen/ wann er jhm nicht ſo bald den Seckel mit all ſeinem Gelt gebe: Diſer entſchuldiget ſich/ er habe gar nichts bey ihm/ jedoch wann eꝛ [jh]n woͤl- le auß dem Wald inn das nechſte Dor[ff] fuͤhren/ wolle er jhm allda zehen Kronen geben: Poſtel/ der nicht gedencket/ daß vielleicht ein Betrug dar- hinder ſtecke/ folget jm/ vnd nach dem ſie duꝛch ein Wald uͤberzwerch gangen/ kompt er mit dieſem Dieb in eine Herberg/ da der Wirt ſelber ein Moͤr- der war/ Straſſenrauber vnd Moͤrder heimlich in ſeinem Hauß pflegte auffzuhalten. Als Poſtel nun in die Herberg kam/ wurde er dem Q iiij
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Diebs Hiſtorien/ das I. Buch.
nicht daruͤber/ ſondern gab jhnen dieſe ſtumpffe
antwort/ vnd ſagte: Er hette nichts/ vnd in dem er
das ſaget/ ſo reiſſet er einen auß ſolchen beyden
Raubern das Wehr auß den Haͤnden/ gibt jhm
ein ſolchen ſtattlichen ſtꝛeich uͤber den Arm daß er
ſich nicht mehr kan wehren: Darauff macht ſich
Poſtel an den andern auch/ der weniger Hertz als
der vorige hatte/ redet jhm ſolche Wort mit dem
Degen zu/ daß er darauff die Flucht muß nemen
vnd entlauffen/ welchem Poſtel nachfolget ſo hart
daß er ſich endlich jhm muß ergeben. Vnd alſo er-
retteer ſich auß den Haͤnden dieſer beyden Straſ-
ſenrauber/ welche ohne allen zweiffel das Hand-
werck nicht ſo wol gelernet hatten/ als der jenige/
den ſie wolten uͤbeꝛfallen vnd berauben: nach dem
aber Poſtel wider kommet zu dem jenigen/ wel-
cher er am erſten hatte darnider geſchlagen/ auch
noch da lage/ ſtellet er ſich/ als woͤlle er jn vollends
erwuͤrgen/ wann er jhm nicht ſo bald den Seckel
mit all ſeinem Gelt gebe: Diſer entſchuldiget ſich/
er habe gar nichts bey ihm/ jedoch wann eꝛ jhn woͤl-
le auß dem Wald inn das nechſte Dorff fuͤhren/
wolle er jhm allda zehen Kronen geben: Poſtel/
der nicht gedencket/ daß vielleicht ein Betrug dar-
hinder ſtecke/ folget jm/ vnd nach dem ſie duꝛch ein
Wald uͤberzwerch gangen/ kompt er mit dieſem
Dieb in eine Herberg/ da der Wirt ſelber ein Moͤr-
der war/ Straſſenrauber vnd Moͤrder heimlich in
ſeinem Hauß pflegte auffzuhalten.
Als Poſtel nun in die Herberg kam/ wurde er
freundlich empfangen/ vnd ſehr wol tractiret von
dem
Q iiij
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