[Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627.Diebs Historien das I. Buch. vmbständen/ vnd mit allen Merck vnd Kennzei-chen: Hierauff wird Postel in der gantzen Vni- versitet so fleissig gesuchet/ biß daß er endlich wird erdappet/ da er jetzund auff dem Collegto der Ly- fieux in die Gräben wolte springen. Man führet jhn auff das Chastelet/ vnd als er da auff die Fol- ter wird gespannet/ bekennet er alle Bubenstück vnd Mörd/ so er die Zeit seines Lebens begangen hatte/ sonderlich aber den Mord/ welchen er an dem jungen Wirth vnd desselbigen Eheweib be- gangen hatte/ darüber sich dann jederman ver- wunderte: Hierauff wurde nun jhm das Vrtheil gesprochen/ daß er solte geradbrechet werden: Aber wie das nun mag zugangen seyn/ daß er entweder im Gefängnuß selber mag Gifft eingenommen vnd sich selbst also vmbbracht haben/ oder daß jm sonsten ein Zufall begegnet/ so starb er sechs stund zuvor/ ehe man jn solte zum Gericht/ vnd zu seiner Mar[t]er hinauß führen/ vnnd überhube also dem Hencker einer Mühe/ daß er jhm die Bein nicht dörffte brechen: Es ist bald niemands in Paris/ der dise Historien nicht wisse/ dann ich hab nichts erzehlet/ daß nicht jederman wisse/ vnd selber auch mit seinem Mund bekräffti- gen könne. Das
Diebs Hiſtorien das I. Buch. vmbſtaͤnden/ vnd mit allen Merck vnd Kennzei-chen: Hierauff wird Poſtel in der gantzen Vni- verſitet ſo fleiſſig geſuchet/ biß daß er endlich wird erdappet/ da er jetzund auff dem Collegto der Ly- fieux in die Graͤben wolte ſpringen. Man fuͤhret jhn auff das Chaſtelet/ vnd als er da auff die Fol- ter wird geſpannet/ bekennet er alle Bubenſtuͤck vnd Moͤrd/ ſo er die Zeit ſeines Lebens begangen hatte/ ſonderlich aber den Mord/ welchen er an dem jungen Wirth vnd deſſelbigen Eheweib be- gangen hatte/ daruͤber ſich dann jederman ver- wunderte: Hierauff wurde nun jhm das Vrtheil geſprochen/ daß er ſolte geradbrechet werden: Aber wie das nun mag zugangen ſeyn/ daß er entweder im Gefaͤngnuß ſelber mag Gifft eingenommen vnd ſich ſelbſt alſo vmbbracht haben/ oder daß jm ſonſten ein Zufall begegnet/ ſo ſtarb er ſechs ſtund zuvor/ ehe man jn ſolte zum Gericht/ vnd zu ſeiner Mar[t]er hinauß fuͤhren/ vnnd uͤberhube alſo dem Hencker einer Muͤhe/ daß er jhm die Bein nicht doͤrffte brechen: Es iſt bald niemands in Paris/ der diſe Hiſtorien nicht wiſſe/ dann ich hab nichts erzehlet/ daß nicht jederman wiſſe/ vnd ſelber auch mit ſeinem Mund bekraͤffti- gen koͤnne. Das
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Diebs Hiſtorien das I. Buch.
vmbſtaͤnden/ vnd mit allen Merck vnd Kennzei-
chen: Hierauff wird Poſtel in der gantzen Vni-
verſitet ſo fleiſſig geſuchet/ biß daß er endlich wird
erdappet/ da er jetzund auff dem Collegto der Ly-
fieux in die Graͤben wolte ſpringen. Man fuͤhret
jhn auff das Chaſtelet/ vnd als er da auff die Fol-
ter wird geſpannet/ bekennet er alle Bubenſtuͤck
vnd Moͤrd/ ſo er die Zeit ſeines Lebens begangen
hatte/ ſonderlich aber den Mord/ welchen er an
dem jungen Wirth vnd deſſelbigen Eheweib be-
gangen hatte/ daruͤber ſich dann jederman ver-
wunderte: Hierauff wurde nun jhm das Vrtheil
geſprochen/ daß er ſolte geradbrechet werden: Aber
wie das nun mag zugangen ſeyn/ daß er entweder
im Gefaͤngnuß ſelber mag Gifft eingenommen
vnd ſich ſelbſt alſo vmbbracht haben/ oder daß jm
ſonſten ein Zufall begegnet/ ſo ſtarb er ſechs ſtund
zuvor/ ehe man jn ſolte zum Gericht/ vnd zu ſeiner
Marter hinauß fuͤhren/ vnnd uͤberhube alſo dem
Hencker einer Muͤhe/ daß er jhm die Bein nicht
doͤrffte brechen: Es iſt bald niemands in Paris/
der diſe Hiſtorien nicht wiſſe/ dann ich hab nichts
erzehlet/ daß nicht jederman wiſſe/ vnd ſelber
auch mit ſeinem Mund bekraͤffti-
gen koͤnne.
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