[Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627.Diebs Historien/ das I. Buch. Aber ich hab einmal gelehrnet/ daß es nit gut ist/alle Warheit zu sagen/ dann wer die Warheit gar zu viel wil geygen/ dem wird nach der alten Fran- cken Sprichtwort die Geygen auff dem Kopff ge- meiniglich zerschlagen: Alle ding hat sein zeit/ last vns in vnserer Historien fortfahren/ auff einan- dermal wöllen wir ferrners darvon reden/ wann wir besser gelegenheit bekommen werden. Grillon war bürdig auß der gegend Angoules- Vnd
Diebs Hiſtorien/ das I. Buch. Aber ich hab einmal gelehrnet/ daß es nit gut iſt/alle Warheit zu ſagen/ dann wer die Warheit gar zu viel wil geygen/ dem wird nach der alten Fran- cken Sprichtwoꝛt die Geygen auff dem Kopff ge- meiniglich zerſchlagen: Alle ding hat ſein zeit/ laſt vns in vnſerer Hiſtorien fortfahren/ auff einan- dermal woͤllen wir ferꝛners darvon reden/ wann wir beſſer gelegenheit bekommen werden. Grillon war buͤrdig auß der gegend Angoules- Vnd
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0259" n="247"/><fw place="top" type="header">Diebs Hiſtorien/ das <hi rendition="#aq">I.</hi> Buch.</fw><lb/> Aber ich hab einmal gelehrnet/ daß es nit gut iſt/<lb/> alle Warheit zu ſagen/ dann wer die Warheit gar<lb/> zu viel wil geygen/ dem wird nach der alten Fran-<lb/> cken Sprichtwoꝛt die Geygen auff dem Kopff ge-<lb/> meiniglich zerſchlagen: Alle ding hat ſein zeit/ laſt<lb/> vns in vnſerer Hiſtorien fortfahren/ auff einan-<lb/> dermal woͤllen wir ferꝛners darvon reden/ wann<lb/> wir beſſer gelegenheit bekommen werden.</p><lb/> <p>Grillon war buͤrdig auß der gegend Angoules-<lb/> me/ vnd hielte ſich lange Zeit auff zu Rennes/ in<lb/> Bretaignen/ da er eines vornemen Raths am<lb/> Parlement in ſolcher Statt ſchreiber war: Er<lb/> lieſſe ſich im anfang ſehr wol an/ alſo daß jeder-<lb/> man dieſe Hoffnung von jhm ſchoͤpffete/ es wuͤr-<lb/> de dermal eines ein vornemmer nuͤtzlicher Mann<lb/> auß jm werden: Aber der Poet lehret vns/ <hi rendition="#aq">Quo<supplied>d</supplied><lb/> non bene Ripæ creditur:</hi> Daß man dem Geſtad<lb/> eines flieſſenden Waſſer oder Sees nicht gar zu<lb/> wol ſoll vertrawen: Vnd ein ander Paet lehret<lb/> vns an einem andern Ort alſo: <hi rendition="#aq">Nimium ne cre-<lb/> de colori:</hi> Verlaſſe dich nicht zu viel auff die euſ-<lb/> ſerliche ſchoͤne Farbe: Vnd wiewol Seneca leh-<lb/> ret/ daß vnſere Wort vnd euſſerliche Werck vn-<lb/> fehlbare gewiſſe Zeugen ſeyn deſſen/ das wir im<lb/> Hertzen geſinnet ſeyn/ vnd meynen/ ſo iſt es doch<lb/> vnmoͤglich/ daß man auß dem euſſerlichen anſe-<lb/> hen allzeit von einem Menſchen recht vnd vnfehl-<lb/> barlich koͤnne vrtheilen: Dann da heiſſet es/ wie<lb/> Cicero recht vnd wol geſagt hat: <hi rendition="#aq">Frons, vultus &<lb/> oculi perſæpe mentiuntur,</hi> die ſtirn/ Angeſicht<lb/> vnd Augen liegen vnd betriegen manchesmal:<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Vnd</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [247/0259]
Diebs Hiſtorien/ das I. Buch.
Aber ich hab einmal gelehrnet/ daß es nit gut iſt/
alle Warheit zu ſagen/ dann wer die Warheit gar
zu viel wil geygen/ dem wird nach der alten Fran-
cken Sprichtwoꝛt die Geygen auff dem Kopff ge-
meiniglich zerſchlagen: Alle ding hat ſein zeit/ laſt
vns in vnſerer Hiſtorien fortfahren/ auff einan-
dermal woͤllen wir ferꝛners darvon reden/ wann
wir beſſer gelegenheit bekommen werden.
Grillon war buͤrdig auß der gegend Angoules-
me/ vnd hielte ſich lange Zeit auff zu Rennes/ in
Bretaignen/ da er eines vornemen Raths am
Parlement in ſolcher Statt ſchreiber war: Er
lieſſe ſich im anfang ſehr wol an/ alſo daß jeder-
man dieſe Hoffnung von jhm ſchoͤpffete/ es wuͤr-
de dermal eines ein vornemmer nuͤtzlicher Mann
auß jm werden: Aber der Poet lehret vns/ Quod
non bene Ripæ creditur: Daß man dem Geſtad
eines flieſſenden Waſſer oder Sees nicht gar zu
wol ſoll vertrawen: Vnd ein ander Paet lehret
vns an einem andern Ort alſo: Nimium ne cre-
de colori: Verlaſſe dich nicht zu viel auff die euſ-
ſerliche ſchoͤne Farbe: Vnd wiewol Seneca leh-
ret/ daß vnſere Wort vnd euſſerliche Werck vn-
fehlbare gewiſſe Zeugen ſeyn deſſen/ das wir im
Hertzen geſinnet ſeyn/ vnd meynen/ ſo iſt es doch
vnmoͤglich/ daß man auß dem euſſerlichen anſe-
hen allzeit von einem Menſchen recht vnd vnfehl-
barlich koͤnne vrtheilen: Dann da heiſſet es/ wie
Cicero recht vnd wol geſagt hat: Frons, vultus &
oculi perſæpe mentiuntur, die ſtirn/ Angeſicht
vnd Augen liegen vnd betriegen manchesmal:
Vnd
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |