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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Beutelschneider/ oder
de/ mit welchem er selber das Fewer seines verder-
bens hat angezündet/ vnnd welche jhn auch verur-
sacheten zuverherbergen vnd zu verderben was jm
nur auffstiesse.

Nach dem aber Aminte jämmerlicher weise sei-
nen Diener hatte ersticket/ deßwegen/ dieweil er jm
seine schändliche Bubenstück vnd Tyranney nicht
hatte gut heissen wöllen/ vnnd dieweil er nicht wie
sein Herr/ das arme Volck wolte bedrangen vnnd
fressen helffen: Nimmet er ein Kluppel Zangen
vnd andere vnterschiedliche Werckzeuge/ zerbricht
darmit ein eysernes Gegitter/ welches an dem Ge-
fängnuß ware/ vnnd machet an demselbigen ein
solches Loch/ daß ein Mensch dardurch kan auß vnd
einkommen: Vnd dieweil dieses Gefängnuß auff
die Wassergräben hinauß giengt/ machet er an das
übrige Gegittet ein langes Seyl/ welches an der
Mawr heraber gar biß auff die Erden gienge. Sein
Laquey/ welcher im hatte zu diesem Meuchelmord
geholffen/ fraget jhn/ warumb er an das Gegitter
ein solches Seyl knüpffe? Aber er gibet jhm kein an-
dere newe zeitung als diese/ daß er den morgenden
tag newe Zeitung darvon hören werde.

Auff diese Wort vnnd antwort nimmet er den
Todtencörper dises armen erstickten Dieners/ vnd
ladet jhn dem Laqueyen auff seinen Halß/ daß er
jhn soll von dem Ort hinweg tragen vnnd in das
heimliche Gemach werffen: Die schrecklichkeit die-
ses Lasters macht/ daß mir die Haar auff dem Kopf-
fe zu Berge stehen: Dann der Himmel selber bede-
ckete sein Angesicht mit einer dicken Wolcken/ da-

mit

Beutelſchneider/ oder
de/ mit welchem er ſelber das Fewer ſeines verder-
bens hat angezuͤndet/ vnnd welche jhn auch verur-
ſacheten zuverherbergen vnd zu verderben was jm
nur auffſtieſſe.

Nach dem aber Aminte jaͤmmerlicher weiſe ſei-
nen Diener hatte erſticket/ deßwegen/ dieweil er jm
ſeine ſchaͤndliche Bubenſtuͤck vnd Tyranney nicht
hatte gut heiſſen woͤllen/ vnnd dieweil er nicht wie
ſein Herꝛ/ das arme Volck wolte bedrangen vnnd
freſſen helffen: Nimmet er ein Kluppel Zangen
vnd andere vnterſchiedliche Werckzeuge/ zerbricht
darmit ein eyſernes Gegitter/ welches an dem Ge-
faͤngnuß ware/ vnnd machet an demſelbigen ein
ſolches Loch/ daß ein Menſch daꝛdurch kan auß vnd
einkommen: Vnd dieweil dieſes Gefaͤngnuß auff
die Waſſergraͤben hinauß giengt/ machet er an das
uͤbrige Gegittet ein langes Seyl/ welches an der
Mawr heraber gar biß auff die Erden gienge. Sein
Laquey/ welcher im hatte zu dieſem Meuchelmord
geholffen/ fraget jhn/ warumb er an das Gegitter
ein ſolches Seyl knuͤpffe? Aber er gibet jhm kein an-
dere newe zeitung als dieſe/ daß er den morgenden
tag newe Zeitung darvon hoͤren werde.

Auff dieſe Wort vnnd antwort nimmet er den
Todtencoͤrper diſes armen erſtickten Dieners/ vnd
ladet jhn dem Laqueyen auff ſeinen Halß/ daß er
jhn ſoll von dem Ort hinweg tragen vnnd in das
heimliche Gemach werffen: Die ſchrecklichkeit die-
ſes Laſters macht/ daß mir die Haar auff dem Kopf-
fe zu Berge ſtehen: Dann der Himmel ſelber bede-
ckete ſein Angeſicht mit einer dicken Wolcken/ da-

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[142/0152] Beutelſchneider/ oder de/ mit welchem er ſelber das Fewer ſeines verder- bens hat angezuͤndet/ vnnd welche jhn auch verur- ſacheten zuverherbergen vnd zu verderben was jm nur auffſtieſſe. Nach dem aber Aminte jaͤmmerlicher weiſe ſei- nen Diener hatte erſticket/ deßwegen/ dieweil er jm ſeine ſchaͤndliche Bubenſtuͤck vnd Tyranney nicht hatte gut heiſſen woͤllen/ vnnd dieweil er nicht wie ſein Herꝛ/ das arme Volck wolte bedrangen vnnd freſſen helffen: Nimmet er ein Kluppel Zangen vnd andere vnterſchiedliche Werckzeuge/ zerbricht darmit ein eyſernes Gegitter/ welches an dem Ge- faͤngnuß ware/ vnnd machet an demſelbigen ein ſolches Loch/ daß ein Menſch daꝛdurch kan auß vnd einkommen: Vnd dieweil dieſes Gefaͤngnuß auff die Waſſergraͤben hinauß giengt/ machet er an das uͤbrige Gegittet ein langes Seyl/ welches an der Mawr heraber gar biß auff die Erden gienge. Sein Laquey/ welcher im hatte zu dieſem Meuchelmord geholffen/ fraget jhn/ warumb er an das Gegitter ein ſolches Seyl knuͤpffe? Aber er gibet jhm kein an- dere newe zeitung als dieſe/ daß er den morgenden tag newe Zeitung darvon hoͤren werde. Auff dieſe Wort vnnd antwort nimmet er den Todtencoͤrper diſes armen erſtickten Dieners/ vnd ladet jhn dem Laqueyen auff ſeinen Halß/ daß er jhn ſoll von dem Ort hinweg tragen vnnd in das heimliche Gemach werffen: Die ſchrecklichkeit die- ſes Laſters macht/ dz mir die Haar auff dem Kopf- fe zu Berge ſtehen: Dann der Himmel ſelber bede- ckete ſein Angeſicht mit einer dicken Wolcken/ da- mit

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/152>, abgerufen am 21.11.2024.