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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Beutelschneider/ oder
menschlicher grawsamer Tyrann/ daß du dir Ein-
bildest/ du wöllest dem gerechten Zorn deß Aller-
höchsten/ der die Gestiern beweget vnd regieret/ ent-
fliehen: Dann sihe/ es wird nicht lang anstehen/ so
wird er dir zu erkennn geben/ daß er sich der vnschul-
digen annimmet vnd dieselbige erectet: Du wirst
noch selber erfaren/ daß gleich wie der gerechte Gott
langsam ist zur Rache vnd hat bleyerne Füsse dein
Meuchelmord zu straffen; Also ist sein Arme desto
schwerer vnd vnerträglicher/ wann er anfanget zu
straffen: Sihe du Gottloser vnd verdamlicher Meu-
chelmörder/ wann schon dein Mordstück aller Men-
schen Augen vnd Hertzen verborgen vnd vnbewust
were: Wann auch schon kein Mensch auff dem
gantzen Erdboden etwas darvon hette gehöret oder
gesehen: sihe so ist doch noch der Himmel vber dir/
vnder welchem du dein Todschlag hast begangen:
Derselbige wird als ein vnverwerfflicher zeuge dei-
ner vngerechtigkeit/ dermal eins Vrsach vnd gele-
genheit an die Hand geben/ daß du mögest gestraffet
werden: Der Himmel selber wird deinen eygenen
Mund gebrauchen/ daß du selber wirst dein Meu-
chelmord bekennen vnd zur Straffe offenbaren müs-
sen. Sehet/ also gehet es nun dem Meuchelmörder
Aminte: Er wird von newen in seinem Hertzen vnd
Gewissen geängstiget; Tisiphon, Megera vnd A-
lecto,
wie die Heyden dichten/ quelen jhm mit jh-
rem Fewr sein Gewissen/ sie giessen jhm tausenter-
ley newe Furcht vnd ängste in sein Hertz vnd gewis-
sen: Summa an stat deß schlaffens/ wird jhm in
seinem Bett so angst vnd bang/ daß er nicht mehr

dar-

Beutelſchneider/ oder
menſchlicher grawſamer Tyrann/ daß du dir Ein-
bildeſt/ du woͤlleſt dem gerechten Zorn deß Aller-
hoͤchſten/ der die Geſtiern beweget vnd regieret/ ent-
fliehen: Dann ſihe/ es wird nicht lang anſtehen/ ſo
wird er dir zu erkeñn geben/ daß er ſich der vnſchul-
digen annimmet vnd dieſelbige erectet: Du wirſt
noch ſelber erfaren/ daß gleich wie der gerechte Gott
langſam iſt zur Rache vnd hat bleyerne Fuͤſſe dein
Meuchelmord zu ſtraffen; Alſo iſt ſein Arme deſto
ſchwerer vnd vnertraͤglicher/ wann er anfanget zu
ſtraffen: Sihe du Gottloſer vñ verdamlicher Meu-
chelmoͤrder/ wañ ſchon dein Mordſtuͤck aller Men-
ſchen Augen vnd Hertzen verborgen vnd vnbewuſt
were: Wann auch ſchon kein Menſch auff dem
gantzen Erdboden etwas darvon hette gehoͤret oder
geſehen: ſihe ſo iſt doch noch der Himmel vber dir/
vnder welchem du dein Todſchlag haſt begangen:
Derſelbige wird als ein vnverwerfflicher zeuge dei-
ner vngerechtigkeit/ dermal eins Vrſach vnd gele-
genheit an die Hand geben/ daß du moͤgeſt geſtꝛaffet
werden: Der Himmel ſelber wird deinen eygenen
Mund gebrauchen/ daß du ſelber wirſt dein Meu-
chelmord bekennẽ vnd zur Straffe offenbaren muͤſ-
ſen. Sehet/ alſo gehet es nun dem Meuchelmoͤrder
Aminte: Er wird von newen in ſeinem Hertzen vñ
Gewiſſen geaͤngſtiget; Tiſiphon, Megera vnd A-
lecto,
wie die Heyden dichten/ quelen jhm mit jh-
rem Fewr ſein Gewiſſen/ ſie gieſſen jhm tauſenter-
ley newe Furcht vnd aͤngſte in ſein Hertz vnd gewiſ-
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[144/0154] Beutelſchneider/ oder menſchlicher grawſamer Tyrann/ daß du dir Ein- bildeſt/ du woͤlleſt dem gerechten Zorn deß Aller- hoͤchſten/ der die Geſtiern beweget vnd regieret/ ent- fliehen: Dann ſihe/ es wird nicht lang anſtehen/ ſo wird er dir zu erkeñn geben/ daß er ſich der vnſchul- digen annimmet vnd dieſelbige erectet: Du wirſt noch ſelber erfaren/ daß gleich wie der gerechte Gott langſam iſt zur Rache vnd hat bleyerne Fuͤſſe dein Meuchelmord zu ſtraffen; Alſo iſt ſein Arme deſto ſchwerer vnd vnertraͤglicher/ wann er anfanget zu ſtraffen: Sihe du Gottloſer vñ verdamlicher Meu- chelmoͤrder/ wañ ſchon dein Mordſtuͤck aller Men- ſchen Augen vnd Hertzen verborgen vnd vnbewuſt were: Wann auch ſchon kein Menſch auff dem gantzen Erdboden etwas darvon hette gehoͤret oder geſehen: ſihe ſo iſt doch noch der Himmel vber dir/ vnder welchem du dein Todſchlag haſt begangen: Derſelbige wird als ein vnverwerfflicher zeuge dei- ner vngerechtigkeit/ dermal eins Vrſach vnd gele- genheit an die Hand geben/ daß du moͤgeſt geſtꝛaffet werden: Der Himmel ſelber wird deinen eygenen Mund gebrauchen/ daß du ſelber wirſt dein Meu- chelmord bekennẽ vnd zur Straffe offenbaren muͤſ- ſen. Sehet/ alſo gehet es nun dem Meuchelmoͤrder Aminte: Er wird von newen in ſeinem Hertzen vñ Gewiſſen geaͤngſtiget; Tiſiphon, Megera vnd A- lecto, wie die Heyden dichten/ quelen jhm mit jh- rem Fewr ſein Gewiſſen/ ſie gieſſen jhm tauſenter- ley newe Furcht vnd aͤngſte in ſein Hertz vnd gewiſ- ſen: Summa an ſtat deß ſchlaffens/ wird jhm in ſeinem Bett ſo angſt vnd bang/ daß er nicht mehr dar-

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/154>, abgerufen am 18.05.2024.