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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Diebs Historien/ das II. Buch.
einer von einem Hund oder Wolff ist gebissen/ das
nichts bessers ist/ solchen biß zu heilen/ als daß man
von solches Thiers Haaren nimmet vnnd sie auff
die Wunden leget.

Er fanget/ wie gesagt/ sein voriges Leben wider-
umb an/ vnnd dieweil er noch etliche hundert Cro-
nen von seinem gethanen Raub übrig hat/ meinet
er/ er habe Gelts genug/ das Königreich Chine o-
der das Land Perou darvor zukauffen: Er sihet/ daß
er kundtschafft machet mit einer Italtanischen
Donne oder Weibsbild/ welche jhn noch nicht ge-
sehen hatte: Dann es kommen jhm alle Tag frische
an/ eben so wol/ als die Ostern vnd Seefisch an dem
Hafen S Malo.

Wie nun diese sehr schön war/ als hatte sie viel
guldene Ketten/ Demant vnd andere köstliche Sa-
chen. Adrastus der solche Edelgestein vnd töstliche
ding sahe/ bedencket sich/ wie er doch die Sach klüg-
lich möge anstellen/ damit er etliche bekommen mö-
ge: Aber solche in seinen Hosensack zustecken/ das
wer so viel gewesen/ als wann er jhm selber ein Gal-
gen auffrichten vnd ein Strick an seinen Halß het-
te spinnen wollen.

Nun truge es sich zu allem glück/ daß/ in dem
Adrastus alle mittel vnd wege suchete seinen streich
zuthun/ die schöne Kette von Demanten/ welche sie
hiebevor von einem fürnehmen Florentinischen
Herren hatte bekommen/ zerbrache: Ließ derhalben
so bald zu sich kommen einen Goldschmid/ welcher sie
überredete/ er müste das Gold all miteinander auff-
machen/ vnd die Ketten auff ein newe Manier/ so

deß-

Diebs Hiſtorien/ das II. Buch.
einer von einem Hund oder Wolff iſt gebiſſen/ das
nichts beſſers iſt/ ſolchen biß zu heilen/ als daß man
von ſolches Thiers Haaren nimmet vnnd ſie auff
die Wunden leget.

Er fanget/ wie geſagt/ ſein voriges Leben wider-
umb an/ vnnd dieweil er noch etliche hundert Cro-
nen von ſeinem gethanen Raub uͤbrig hat/ meinet
er/ er habe Gelts genug/ das Koͤnigreich Chine o-
der das Land Perou darvor zukauffen: Er ſihet/ daß
er kundtſchafft machet mit einer Italtaniſchen
Donne oder Weibsbild/ welche jhn noch nicht ge-
ſehen hatte: Dann es kommen jhm alle Tag friſche
an/ eben ſo wol/ als die Oſtern vnd Seefiſch an dem
Hafen S Malo.

Wie nun dieſe ſehr ſchoͤn war/ als hatte ſie viel
guldene Ketten/ Demant vnd andere koͤſtliche Sa-
chen. Adraſtus der ſolche Edelgeſtein vnd toͤſtliche
ding ſahe/ bedencket ſich/ wie er doch die Sach kluͤg-
lich moͤge anſtellen/ damit er etliche bekommen moͤ-
ge: Aber ſolche in ſeinen Hoſenſack zuſtecken/ das
wer ſo viel geweſen/ als wann er jhm ſelber ein Gal-
gen auffrichten vnd ein Strick an ſeinen Halß het-
te ſpinnen wollen.

Nun truge es ſich zu allem gluͤck/ daß/ in dem
Adraſtus alle mittel vnd wege ſuchete ſeinen ſtreich
zuthun/ die ſchoͤne Kette von Demanten/ welche ſie
hiebevor von einem fuͤrnehmen Florentiniſchen
Herꝛen hatte bekommen/ zerbrache: Ließ derhalben
ſo bald zu ſich kom̃en einen Goldſchmid/ welcher ſie
uͤberꝛedete/ er muͤſte das Gold all miteinander auff-
machen/ vnd die Ketten auff ein newe Manier/ ſo

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[221/0231] Diebs Hiſtorien/ das II. Buch. einer von einem Hund oder Wolff iſt gebiſſen/ das nichts beſſers iſt/ ſolchen biß zu heilen/ als daß man von ſolches Thiers Haaren nimmet vnnd ſie auff die Wunden leget. Er fanget/ wie geſagt/ ſein voriges Leben wider- umb an/ vnnd dieweil er noch etliche hundert Cro- nen von ſeinem gethanen Raub uͤbrig hat/ meinet er/ er habe Gelts genug/ das Koͤnigreich Chine o- der das Land Perou darvor zukauffen: Er ſihet/ daß er kundtſchafft machet mit einer Italtaniſchen Donne oder Weibsbild/ welche jhn noch nicht ge- ſehen hatte: Dann es kommen jhm alle Tag friſche an/ eben ſo wol/ als die Oſtern vnd Seefiſch an dem Hafen S Malo. Wie nun dieſe ſehr ſchoͤn war/ als hatte ſie viel guldene Ketten/ Demant vnd andere koͤſtliche Sa- chen. Adraſtus der ſolche Edelgeſtein vnd toͤſtliche ding ſahe/ bedencket ſich/ wie er doch die Sach kluͤg- lich moͤge anſtellen/ damit er etliche bekommen moͤ- ge: Aber ſolche in ſeinen Hoſenſack zuſtecken/ das wer ſo viel geweſen/ als wann er jhm ſelber ein Gal- gen auffrichten vnd ein Strick an ſeinen Halß het- te ſpinnen wollen. Nun truge es ſich zu allem gluͤck/ daß/ in dem Adraſtus alle mittel vnd wege ſuchete ſeinen ſtreich zuthun/ die ſchoͤne Kette von Demanten/ welche ſie hiebevor von einem fuͤrnehmen Florentiniſchen Herꝛen hatte bekommen/ zerbrache: Ließ derhalben ſo bald zu ſich kom̃en einen Goldſchmid/ welcher ſie uͤberꝛedete/ er muͤſte das Gold all miteinander auff- machen/ vnd die Ketten auff ein newe Manier/ ſo deß-

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/231>, abgerufen am 24.11.2024.