Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.Beutelschneider/ oder mer fort: Es ist jhm niemals besser nach seinerEinbildung/ als wann er seine mörderische Hände in Menschenblut hat geduncket: Alle Tag begehet er einen neuen Mord/ aber er bleibet nimmermehr zween Monat lang in einem Quartier/ damit Er nicht möge erdappet werden. Vnd was wöllet jhr mehr von jhme hören/ Er hat auch seine eigene vnd leibliche Mutter meuchelmördischer weyse vmbge- bracht? Mein GOtt/ was ist das für ein vnauß- sprechliche Teuffliche Tyranney/ vnbarmhertzig- keit vnd vnmenschligk[ei]t: Vnd das hat er also vol- bracht/ daß es kein Mensch kunde wissen oder of- fenbahren: Es wuste es niemands mehr als Gott allein/ derohalben werden wir auch hören/ wie Got- tes gerechtes Gericht über jhn ist ergangen. Aber last vns allhie ein wenig still stehen/ vnd er- Zwen vom Adel hatten einen streit miteinander/ ban-
Beutelſchneider/ oder mer fort: Es iſt jhm niemals beſſer nach ſeinerEinbildung/ als wann er ſeine moͤrderiſche Haͤnde in Menſchenblut hat geduncket: Alle Tag begehet er einen neuen Mord/ aber er bleibet nimmermehr zween Monat lang in einem Quartier/ damit Er nicht moͤge erdappet werden. Vnd was woͤllet jhꝛ mehr von jhme hoͤꝛen/ Er hat auch ſeine eigene vnd leibliche Mutter meuchelmoͤrdiſcher weyſe vmbge- bracht? Mein GOtt/ was iſt das fuͤr ein vnauß- ſprechliche Teuffliche Tyranney/ vnbarmhertzig- keit vnd vnmenſchligk[ei]t: Vnd das hat er alſo vol- bracht/ daß es kein Menſch kunde wiſſen oder of- fenbahren: Es wuſte es niemands mehr als Gott allein/ derohalben werden wir auch hoͤꝛen/ wie Got- tes gerechtes Gericht uͤber jhn iſt ergangen. Aber laſt vns allhie ein wenig ſtill ſtehen/ vnd er- Zwen vom Adel hatten einen ſtreit miteinander/ ban-
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Beutelſchneider/ oder
mer fort: Es iſt jhm niemals beſſer nach ſeiner
Einbildung/ als wann er ſeine moͤrderiſche Haͤnde
in Menſchenblut hat geduncket: Alle Tag begehet
er einen neuen Mord/ aber er bleibet nimmermehr
zween Monat lang in einem Quartier/ damit Er
nicht moͤge erdappet werden. Vnd was woͤllet jhꝛ
mehr von jhme hoͤꝛen/ Er hat auch ſeine eigene vnd
leibliche Mutter meuchelmoͤrdiſcher weyſe vmbge-
bracht? Mein GOtt/ was iſt das fuͤr ein vnauß-
ſprechliche Teuffliche Tyranney/ vnbarmhertzig-
keit vnd vnmenſchligkeit: Vnd das hat er alſo vol-
bracht/ daß es kein Menſch kunde wiſſen oder of-
fenbahren: Es wuſte es niemands mehr als Gott
allein/ derohalben werden wir auch hoͤꝛen/ wie Got-
tes gerechtes Gericht uͤber jhn iſt ergangen.
Aber laſt vns allhie ein wenig ſtill ſtehen/ vnd er-
zehlen hoͤren den verdamblichen Mord/ welchen er
auff der newen Bruͤcken hat begangen: Da er dann
nicht allein den Laqueyen/ welcher ſolte heimgehen
vnd die Kutſchen fuͤr ſeinen Junckern holen/ ſon-
dern auch den Junckherꝛn ſelber/ welchem ſolcher
Laquey dienete/ hat Meuchelmoͤrderiſcher weiſe er-
ſchlagen. Laſt vns ein wenig anhoͤren/ wie ſolches
alles iſt zugangen:
Zwen vom Adel hatten einen ſtreit miteinander/
vnd waren ſo weit kommen/ daß ſie nicht allein ſich
herauß gefordert hatten/ ſondern daß ich auch ſchon
an dem beſtimpten Ort waren zuſammen kommen/
jhren Streit mit dem Daͤgen außzufuͤhren vnnd
zuvergleichen: Aber das erfuhre der Koͤnig ſo bald:
Derohalben ſchickete er etliche von ſeinen Leib-tra-
ban-
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