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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Beutelschneider/ oder
vnd mit Stangen in den Wald die arme Witwen
außzugraben vnd in dem das alles vorgienge/ heu-
lete vnd winselte der Hund so jämmerlich/ daß alle
die jenige/ welche es höreten nicht allein darüber be-
trübet sondern auch so zornig wurden/ daß sie den
Forestler inn der Kammer darinnen man jhn ge-
bunden vnd gefangen hielte/ wolten todtschlagen:
Aber das ware hernacher noch schrecklicher zu se-
hen vnnd ein gnugsamer beweißthumb/ daß Fore-
stier vnnd sein Gesell den Mord begangen hatten:
Dann da man der Witwen todten Cörper inn die
Herberg brachte/ vnd dem Forestier für sein Mör-
derisches Angesicht legte/ fienge er an zu schweissen
vnd zu bluten/ gleichsam als wann er noch eine em-
pfindligkeit bey sich hette vnd bey Gott vmb Rache
schrye vnd anhielte.

Da muste Forestier erkennen/ daß die zeit ware
kommen/ daß GOtt sein Sünde straffen vnnd jhn
zur Rechnung wolte fordern: Da hettet jhr gesehen
die bleichheit auff seiner Stirnen/ die grewligkeit in
seinem Gesicht/ der schrecken verblendete jhm die
Augen: er leugnet zwar/ er hab den mord nit began-
gen: Aber auß seinen worten vnd an seinen geberden
sahe man wol/ daß er der thäter allein ware: Das
Gewissen/ so sich schuldig befindet/ kan sich nit ver-
bergen/ sondern muß sich doch endlich selber verrah-
ten: Endlich läst sich die Warheit sehen/ vnd solte
sie auch inn dem allerdieffesten Brunnen deß De-
mocriti stecken.

Inn dem man aber dem Forestier also Exami-
niret/ wegen deß geschehenen Todschlags/ kommen

die

Beutelſchneider/ oder
vnd mit Stangen in den Wald die arme Witwen
außzugraben vnd in dem das alles vorgienge/ heu-
lete vnd winſelte der Hund ſo jaͤmmerlich/ daß alle
die jenige/ welche es hoͤreten nicht allein daruͤber be-
truͤbet ſondern auch ſo zornig wurden/ daß ſie den
Foreſtler inn der Kammer darinnen man jhn ge-
bunden vnd gefangen hielte/ wolten todtſchlagen:
Aber das ware hernacher noch ſchrecklicher zu ſe-
hen vnnd ein gnugſamer beweißthumb/ daß Fore-
ſtier vnnd ſein Geſell den Mord begangen hatten:
Dann da man der Witwen todten Coͤrper inn die
Herberg brachte/ vnd dem Foreſtier fuͤr ſein Moͤr-
deriſches Angeſicht legte/ fienge er an zu ſchweiſſen
vnd zu bluten/ gleichſam als wann er noch eine em-
pfindligkeit bey ſich hette vnd bey Gott vmb Rache
ſchrye vnd anhielte.

Da muſte Foreſtier erkennen/ daß die zeit ware
kommen/ daß GOtt ſein Suͤnde ſtraffen vnnd jhn
zur Rechnung wolte fordern: Da hettet jhr geſehen
die bleichheit auff ſeiner Stirnen/ die grewligkeit in
ſeinem Geſicht/ der ſchrecken verblendete jhm die
Augen: er leugnet zwar/ er hab den mord nit began-
gen: Aber auß ſeinen worten vnd an ſeinen gebeꝛden
ſahe man wol/ daß er der thaͤter allein ware: Das
Gewiſſen/ ſo ſich ſchuldig befindet/ kan ſich nit ver-
bergen/ ſondern muß ſich doch endlich ſelber verꝛah-
ten: Endlich laͤſt ſich die Warheit ſehen/ vnd ſolte
ſie auch inn dem allerdieffeſten Brunnen deß De-
mocriti ſtecken.

Inn dem man aber dem Foreſtier alſo Exami-
niret/ wegen deß geſchehenen Todſchlags/ kommen

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[348[328]/0338] Beutelſchneider/ oder vnd mit Stangen in den Wald die arme Witwen außzugraben vnd in dem das alles vorgienge/ heu- lete vnd winſelte der Hund ſo jaͤmmerlich/ daß alle die jenige/ welche es hoͤreten nicht allein daruͤber be- truͤbet ſondern auch ſo zornig wurden/ daß ſie den Foreſtler inn der Kammer darinnen man jhn ge- bunden vnd gefangen hielte/ wolten todtſchlagen: Aber das ware hernacher noch ſchrecklicher zu ſe- hen vnnd ein gnugſamer beweißthumb/ daß Fore- ſtier vnnd ſein Geſell den Mord begangen hatten: Dann da man der Witwen todten Coͤrper inn die Herberg brachte/ vnd dem Foreſtier fuͤr ſein Moͤr- deriſches Angeſicht legte/ fienge er an zu ſchweiſſen vnd zu bluten/ gleichſam als wann er noch eine em- pfindligkeit bey ſich hette vnd bey Gott vmb Rache ſchrye vnd anhielte. Da muſte Foreſtier erkennen/ daß die zeit ware kommen/ daß GOtt ſein Suͤnde ſtraffen vnnd jhn zur Rechnung wolte fordern: Da hettet jhr geſehen die bleichheit auff ſeiner Stirnen/ die grewligkeit in ſeinem Geſicht/ der ſchrecken verblendete jhm die Augen: er leugnet zwar/ er hab den mord nit began- gen: Aber auß ſeinen worten vnd an ſeinen gebeꝛden ſahe man wol/ daß er der thaͤter allein ware: Das Gewiſſen/ ſo ſich ſchuldig befindet/ kan ſich nit ver- bergen/ ſondern muß ſich doch endlich ſelber verꝛah- ten: Endlich laͤſt ſich die Warheit ſehen/ vnd ſolte ſie auch inn dem allerdieffeſten Brunnen deß De- mocriti ſtecken. Inn dem man aber dem Foreſtier alſo Exami- niret/ wegen deß geſchehenen Todſchlags/ kommen die

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 348[328]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/338>, abgerufen am 26.06.2024.