Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.Beutelschneider/ oder nach Marsilien ziehen/ da er dann gute kundschaffeschon gemacht hatte: Der Kauff wird geschlossen. Er gibt seinen Schwervatter vnd Weib gute nacht Sein Sohn geleytet jhn auß Paris/ vnd redet mit jhm von allem dem Vbel/ das im sein newer Vat- ter zufuge/ halte jhn gar wie ein Bettler vnd losen Schelmen: Alcandre tröstet jhn vnnd macht jhm Hoffnung/ daß solches nicht lang mehr solle weren: Dann er wölle selber sehen/ daß er jhm ein Heu- rath zu wegen bringe. So müsse man jm dann sein Gut geben vnd komme er auß einer Dienstbar vnd Leibeigenschafft/ vnd könne alsdann selber Herr seyn Sie hatten auch sonst allerley Gespräche mit ein- ander/ vnnd da es an ein abscheiden gienge/ gabe es auff beyden seiten nasse Augen. Dann es thete Flo- ridor über alle massen wehe/ daß ein anderer seines Vatters Ehebett besudeln solte. Floridor kehret nach dem von seinem Vatter wöl-
Beutelſchneider/ oder nach Marſilien ziehen/ da er dann gute kundſchaffeſchon gemacht hatte: Der Kauff wird geſchloſſen. Er gibt ſeinen Schwervatter vnd Weib gute nacht Sein Sohn geleytet jhn auß Paris/ vnd redet mit jhm von allem dem Vbel/ das im ſein newer Vat- ter zufuge/ halte jhn gar wie ein Bettler vnd loſen Schelmen: Alcandre troͤſtet jhn vnnd macht jhm Hoffnung/ daß ſolches nicht lang mehr ſolle weren: Dann er woͤlle ſelber ſehen/ daß er jhm ein Heu- rath zu wegen bringe. So muͤſſe man jm dann ſein Gut geben vnd komme er auß einer Dienſtbar vnd Leibeigenſchafft/ vnd koͤnne alsdann ſelber Herꝛ ſeyn Sie hatten auch ſonſt allerley Geſpraͤche mit ein- ander/ vnnd da es an ein abſcheiden gienge/ gabe es auff beyden ſeiten naſſe Augen. Dann es thete Flo- ridor uͤber alle maſſen wehe/ daß ein anderer ſeines Vatters Ehebett beſudeln ſolte. Floridor kehret nach dem von ſeinem Vatter woͤl-
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Beutelſchneider/ oder
nach Marſilien ziehen/ da er dann gute kundſchaffe
ſchon gemacht hatte: Der Kauff wird geſchloſſen.
Er gibt ſeinen Schwervatter vnd Weib gute nacht
Sein Sohn geleytet jhn auß Paris/ vnd redet mit
jhm von allem dem Vbel/ das im ſein newer Vat-
ter zufuge/ halte jhn gar wie ein Bettler vnd loſen
Schelmen: Alcandre troͤſtet jhn vnnd macht jhm
Hoffnung/ daß ſolches nicht lang mehr ſolle weren:
Dann er woͤlle ſelber ſehen/ daß er jhm ein Heu-
rath zu wegen bringe. So muͤſſe man jm dann ſein
Gut geben vnd komme er auß einer Dienſtbar vnd
Leibeigenſchafft/ vnd koͤnne alsdann ſelber Herꝛ ſeyn
Sie hatten auch ſonſt allerley Geſpraͤche mit ein-
ander/ vnnd da es an ein abſcheiden gienge/ gabe es
auff beyden ſeiten naſſe Augen. Dann es thete Flo-
ridor uͤber alle maſſen wehe/ daß ein anderer ſeines
Vatters Ehebett beſudeln ſolte.
Floridor kehret nach dem von ſeinem Vatter
genommenen Abſcheid widerumb nach Hauß/ vnd
wird Cratilis ſo feind daß er alles mit vnluſten vnd
widerwillen thut Befihlet jhm Cratilis ſein Stiff-
vatter etwas/ ſo grautzet er darwider/ vnd zeiget mit
Worten vnd Geberden an daß er jhm gar feind iſt:
Er kommet auch auff ein Zeit ſo weit mit worꝛen
an Cratilis, daß er jhm in das Geſicht hinein ſagt:
er ſey ein loſer Mann: Er habe falſche Brieff ge-
macht vnd geſchrieben/ ſein Vatter ſey geſtorben/
er verthut jhm das ſeinige/ vnnd viel andere Wort
mehr: Welche den Cratilis bewegeten/ daß er jhm
vornahme/ er wolte ſolchen ſeinen Stieffſohn hin-
richten laſſen/ vnd ſolte es auch koſten/ was es jm̃er
woͤl-
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